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Fachartikel, 16.07.2010
Pressearbeit
Wie Unternehmen gegen „schlechte Presse“ vorgehen können
Selbst die beste Pressearbeit schützt nicht gegen Negativberichte in der Presse, besonders dann nicht, wenn das Unternehmen in die öffentliche Kritik gerät. Doch es gibt Möglichkeiten, sich zu wehren und den Schaden zu begrenzen.
Die Gegendarstellung

Das gängige Mittel, um sich gegen unfaire und falsche Darstellungen zu wehren, ist die Gegendarstellung: Nach einer Umfrage von PR Praxis greifen über 85 Prozent der Unternehmenskommunikations- und Presseverantwortlichen bei Problemen auf diese im Presserecht bzw. den Landespresse- und Rundfunkgesetzen verankerte Form der Richtigstellung zurück (Quelle: PR Praxis-Umfrage).

Eine Gegendarstellung muss sich auf Tatsachenbehauptungen in einem Artikel oder Beitrag beziehen. Nur wer unmittelbar von unwahren Behauptungen betroffen ist, hat das Recht einer Gegendarstellung.

Auf Meinungsäußerungen eines Journalisten hingegen können Sie nicht mit einer Gegendarstellung kontern (die Aussage "Ich würde Produkt X nicht kaufen" ist eine Meinungsäußerung, während "Produkt X ist gesundheitsgefährdend" eine Tatsachenbehauptung ist).

Gegendarstellungen dürfen von den Journalisten nicht verändert werden. Die Redaktion ist verpflichtet, sie innerhalb von drei Monaten auf der gleichen Seite und an selber Stelle, an der der beanstandete Artikel erschienen ist, abzudrucken.

In allen Bundesländern, außer dem Saarland, hat die Redaktion grundsätzlich das Recht, in einem Vor- oder Abspann Bezug zur Gegendarstellung zu nehmen - und zu erklären, dass sie nach wie vor an ihrer Darstellung festhält, da sie die Replik unabhängig vom Wahrheitsgehalt veröffentlichen musste.

Das Problem: Ein Recht einzulösen, bedeutet aber nicht automatisch, das Richtige zu tun: Überlegen Sie sich im konkreten Fall gut, ob das Erwirken einer Gegendarstellung wirklich Sinn macht.

Bevor Sie zu dieser "scharfen Waffe" greifen, sollten Sie auf jeden Fall das persönliche Gespräch mit ihm suchen. Erklären sie dem Redakteur, der den Artikel geschrieben hat, welche Tatsachenbehauptung unwahr ist (das Wort "falsch" wird bei Gegendarstellungen nicht verwendet) und bitten Sie um eine freiwillige Korrektur.

Erst in wirklich krassen Fällen sowie bei wiederholten unwahren Tatsachenbehauptungen sollten Sie in Erwägung ziehen, das Instrument der Gegendarstellung zu nutzen. Allerdings haben die Journalisten bis zu 3 Monate Zeit, Ihre Entgegnung abzudrucken - und können diese außerdem mit dem Zusatz versehen, dass die Redaktion nach wie vor an ihrer Darstellung festhält.

Welche Alternativen gibt es zur Gegendarstellung?

Ein juristisch noch härteres Mittel ist es, wenn Sie auf unwahre Berichte mit einer Verleumdungsklage reagieren. Allerdings kosten Gerichtsverfahren meist viel Geld und Zeit - und tragen außerdem nicht unbedingt dazu bei, Ihr Image zu verbessern.

Eine offensivere und schnell wirksame Methode besteht darin, in dem fraglichen Medium eine Replikanzeige zu schalten, in der Sie die Dinge ungehindert in Ihrem Sinne auf den Punkt bringen. Hierzu zwei Fallbeispiele, wie das funktioniert:

1. Tierische Entschuldigung

Nachdem ein Kölner Fußballfan beim Auswärtsspiel seines Clubs einen HSV-Spieler durch einen Stockwurf verletzt hatte, wurde der 1. FC Köln in den Hamburger Boulevardzeitungen scharf kritisiert: Die Funktionäre des Clubs wurden aufgrund ihrer zunächst zurückhaltenden Äußerungen der Kumpanei mit gewalttätigen Hooligans bezichtigt.

Um diese Vorwürfe zu entkräften, veröffentlichte der Bundesligaverein eine originelle "Entschuldigungs-Anzeige" in den fraglichen Blättern und dem HSV-Stadionmagazin. Die Tatsache, dass der 1. FC Köln in der Anzeige sein traditionelles Maskottchen, den Geißbock Hennes, mit einer HSV-Bauchbinde ausstaffiert hatte, besänftigte die Hamburger Fußballfans - und führte dazu, dass auch die aggressivsten Sportkommentatoren das "Kriegsbeil" begruben.

 2. Koffein-Offensive nach Doping-Debatte

Nachdem ein Münchener Fußball-Profi wegen der Nutzung eines Mittels gegen Haarausfall als Doping-Sünder gesperrt wurde, schrieben viele Zeitungen fälschlicherweise, dass dies auf die Einnahme des Koffein-Wirkstoffes Alpecin zurückzuführen sei. Um eine schnelle Richtigstellung zu erreichen, schaltete der betroffene Pharma-Produzent Dr. Wolff bereits 2 Tage später eine Anzeige, in der die Dinge richtig gestellt wurden. Mitten im Sportteil wurde diese - in Layout und Text redaktionellen Berichten nachempfundene - Anzeige platziert:

Zusammenfasssend ein Überblick über die Vor- und Nachteile von Replikanzeigen
  • Sofortige Reaktionsmöglichkeit
  • 100%ige Freiheit in Text- und Bildgestaltung
  • anfallende Schaltkosten (das Geld ist hier allerdings besser investiert als bei kostspieligen juristischen Auseinandersetzungen)
  • Um Ihren PR-Etat zu schonen, sollten Sie bei Ihrer Geschäftsleitung mit den o. g. Argumenten ein Sonderbudget für Replikanzeigen durchsetzen!

Zusatztipp

Gegen eine unfaire und unwahre Berichterstattung können Sie auch eine Beschwerde beim Deutschen Presserat, dem Zusammenschluss der Journalisten- und Verlegerverbände, einreichen. Nach Eingang der Beschwerde wird sie vom Beschwerdeausschuss geprüft. Bei berechtigten Beanstandungen kann der Presserat eine Rüge aussprechen, die das gerügte Medium in seiner nächsten Ausgabe abdrucken muss.

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