Während ein Rating lediglich der Risikobeurteilung dient, zählen zum Risikomanagement zusätzlich die Erarbeitung und Realisierung von Risikobewältigungsmaßnahmen und die organisatorische Ausgestaltung von der Systemdefinition bis hin zur Risikoüberwachung. Ein Risikomanagement ist somit deutlich umfangreicher als ein Rating, das in erster Linie Fremdkapitalgeber im Visier hat. Dabei dürfte der Grad der Transparenz beim Risikomanagement höher sein. Auch fördert ein gutes Risikomanagement zwar sicherlich ein besseres Rating – der Umkehrschluss ergibt sich jedoch daraus nicht, da eine gute Ratingnote nur wenig über das Risikomanagement-System des Unternehmens aussagt.
Vom Scoring zum Rating
Gegendstand von Scoringverfahren ist die Einschätzung von Risiken auf Basis von qualitativen und quantitativen Frühwarnindikatoren, die auf einer Bewertungsskala beurteilt, ihrer Bedeutung entsprechend gewichtet und zu einer Scoringnote zusammengefasst werden.
Zur Bewertung der Frühwarnindikatoren bzw. Erfolgsfaktoren stehen unterschiedliche Skalen zur Verfügung – von bspw. „ungenügend“, „mangelhaft“ und „ausreichend“ über „befriedigend“ bis hin zur Note „gut“ und „sehr gut“. Die große Unbekannte bei Ratingverfahren ist die Gewichtung der jeweiligen Beurteilungskriterien.
Will man ein Selbst-Rating durchführen kann man hilfsweise das Verfahren des paarweisen Vergleichs anwenden. Ziel dessen ist es, im direkten paarweisen Vergleich zu beurteilen, welches Beurteilungskriterium wie beispielsweise
bedeutender ist. Ist zum Beispiel die „Abhängigkeit von Kunden“ bedeutender oder „die Zufriedenheit der Kunden“, die „Abhängigkeit von Kunden“ oder „das Wachstumspotenzial“, die Abhängigkeit oder das Ausfallrisiko, die Zufriedenheit oder das Wachstumspotential, die Zufriedenheit oder das Ausfallrisiko, das Wachstum oder das Ausfallrisiko. Die so gefundene Punktzahl wird auf 100 % normiert. Das Multiplizieren der Bewertungsnote mit dem jeweiligen Gewicht und das Addieren aller gewichteten Bewertungskriterien über alle Stufen des Scoringmodells führen dann zur Gesamtnote und somit zur Gesamtbeurteilung des Unternehmensrisikos.
Bringt man nun die Scoringnoten in einen funktionalen Zusammenhang mit den Kredit-Ausfallwahrscheinlichkeiten und diese mit den in Basel II festgeschrieben Risikogewichten, ist das Kreditrating komplett.
::::::::::::::::::::::::::::::::
Um zu den anderen Beiträgen dieser Artikelserie zu gelangen, klicken Sie bitte auf einen der nachfolgenden Hyperlinks:
Risikomanagement - Teil 1: Nutzen und Mehrwerte
Risikomanagement - Teil 2: Aufbau und Organisation
Risikomanagement - Teil 3: Frühwarnindikatoren und Risikokennzahlen
Risikomanagement - Teil 4: Internes und externes Risikoreporting
Risikomanagement - Teil 5: Scoring und Rating