Fachartikel, 08.08.2008
Perspektive Mittelstand
Risikomanagement – Teil 5
Scoring und Rating
Unter Risikomanagement versteht man den planvollen Umgang mit Risiken auf Basis geregelter, transparenter und wiederholbarer Prozesse. Die Methoden zur Risikobeurteilung, also die Art und Weise der Erkennung, Einschätzung und Bewertung von Risiken, sind die Risikoinventur und das Scoring, auf dem als Ausbaustufe das Rating aufsetzt.
Ziel der Risikoinventur ist es, die Risiken hinsichtlich ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe zu beurteilen. Das Scoring ist dagegen ein analytisch-statistisches Verfahren, das auf Basis von Erfahrungswerten Risikoeinschätzungen auf einer vorgegebenen Skala ermöglicht. Die im Zuge von Basel II eingeführten Ratingverfahren gehen noch einen Schritt weiter und markieren Scoringverfahren ergänzt um Ausfallwahrscheinlichkeiten von Krediten.

Während ein Rating lediglich der Risikobeurteilung dient, zählen zum Risikomanagement zusätzlich die Erarbeitung und Realisierung von Risikobewältigungsmaßnahmen und die organisatorische Ausgestaltung von der Systemdefinition bis hin zur Risikoüberwachung. Ein Risikomanagement ist somit deutlich umfangreicher als ein Rating, das in erster Linie Fremdkapitalgeber im Visier hat. Dabei dürfte der Grad der Transparenz beim Risikomanagement höher sein. Auch fördert ein gutes Risikomanagement zwar sicherlich ein besseres Rating – der Umkehrschluss ergibt sich jedoch daraus nicht, da eine gute Ratingnote nur wenig über das Risikomanagement-System des Unternehmens aussagt.

Vom Scoring zum Rating

Gegendstand von Scoringverfahren ist die Einschätzung von Risiken auf Basis von qualitativen und quantitativen Frühwarnindikatoren, die auf einer Bewertungsskala beurteilt, ihrer Bedeutung entsprechend gewichtet und zu einer Scoringnote zusammengefasst werden.

Zur Bewertung der Frühwarnindikatoren bzw. Erfolgsfaktoren stehen unterschiedliche Skalen zur Verfügung – von bspw. „ungenügend“, „mangelhaft“ und „ausreichend“ über „befriedigend“ bis hin zur Note „gut“ und „sehr gut“. Die große Unbekannte bei Ratingverfahren ist die Gewichtung der jeweiligen Beurteilungskriterien.

Will man ein Selbst-Rating durchführen kann man hilfsweise das Verfahren des paarweisen Vergleichs anwenden. Ziel dessen ist es, im direkten paarweisen Vergleich zu beurteilen, welches Beurteilungskriterium wie beispielsweise

  • die Abhängigkeit von Kunden
  • die Zufriedenheit der Kunden
  • das Wachstumspotenzial
  • das Ausfallrisiko

bedeutender ist. Ist zum Beispiel die „Abhängigkeit von Kunden“ bedeutender oder „die Zufriedenheit der Kunden“, die „Abhängigkeit von Kunden“ oder „das Wachstumspotenzial“, die Abhängigkeit oder das Ausfallrisiko, die Zufriedenheit oder das Wachstumspotential, die Zufriedenheit oder das Ausfallrisiko, das Wachstum oder das Ausfallrisiko. Die so gefundene Punktzahl wird auf 100 % normiert. Das Multiplizieren der Bewertungsnote mit dem jeweiligen Gewicht und das Addieren aller gewichteten Bewertungskriterien über alle Stufen des Scoringmodells führen dann zur Gesamtnote und somit zur Gesamtbeurteilung des Unternehmensrisikos.

Bringt man nun die Scoringnoten in einen funktionalen Zusammenhang mit den Kredit-Ausfallwahrscheinlichkeiten und diese mit den in Basel II festgeschrieben Risikogewichten, ist das Kreditrating komplett.

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Risikomanagement - Teil 1: Nutzen und Mehrwerte
Risikomanagement - Teil 2: Aufbau und Organisation
Risikomanagement - Teil 3: Frühwarnindikatoren und Risikokennzahlen
Risikomanagement - Teil 4: Internes und externes Risikoreporting
Risikomanagement - Teil 5: Scoring und Rating

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