VOLLTEXTSUCHE
Fachartikel, 20.06.2007
Steuern und Recht
Rechte und Pflichten als Handelsvertreter
Das Handelsvertreterrecht weist in den verschiedenen Ländern der Welt gravierende Unterschiede auf. Insbesondere im Hinblick auf die Vergütungsregelung, die Kündbarkeit des Handelsvertretervertrags, das Bestehen eines Entschädigungsanspruchs bei Vertragsbeendigung und die Regelung von Wettbewerbsfragen. Diese Unterschiede beeinflussen die Wettbewerbsbedingungen und die Berufsausübung der Handelsvertreter spürbar.
Die unterschiedliche nationale Ausgestaltung des Handelsvertreterrechts beeinträchtigt den Schutz, der dem Handelsvertreter (commercial agent) zum Beispiel nach deutschem Recht eingeräumt wird, soweit es den Unternehmern möglich ist, auf die Rechtsordnung eines anderen Staates mit niedrigerem Schutzniveau auszuweichen. Derartige Unterschiede bestanden in der Vergangenheit auch im Recht der EU-Mitgliedstaaten. So sah etwa nur die Rechtsordnung von sieben Mitgliedstaaten eine Entschädigung bei Vertragsende vor, wobei auch insoweit hinsichtlich der Voraussetzungen und des Umfangs erhebliche Unterschiede bestanden.

Um dieser Situation entgegenzuwirken, erließ der Rat der Europäischen Gemeinschaften am 18.12.1986 die Handelsvertreterrichtlinie 86/653/EWG zur Koordinierung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten betreffend die selbständigen Handelsvertreter. Die Richtlinie regelt die wichtigsten Rechte und Pflichten der Parteien, den Provisionsanspruch, die Kündigung des Vertrags, den Entschädigungsanspruch bei Vertragsbeendigung und die nachvertragliche Wettbewerbsabrede.

Sämtliche Mitgliedstaaten haben ihrer Verpflichtung genügt, die inhaltlichen Regelungen der Richtlinie in ihr nationales Recht umzusetzen. Die Vorschriften des Handelsgesetzbuchs entsprechen insoweit dem Recht der Handelsvertreter in den übrigen Mitgliedstaaten, die allerdings ein Rechtswahlrecht hatten, ob der Entschädigungsanspruch des Handelsvertreters ein Ausgleichsanspruch oder ein Schadensersatzanspruch sein sollte. Wahlrechte bei der Umsetzung der Richtlinie lassen jedoch eine Prüfung durch ausländische Juristen geraten erscheinen, wenn der Vertrag dem Recht eines anderen Mitgliedstaates unterstellt wird. Für das Recht eines Drittstaates - insbesondere der USA - gilt dies um so mehr.

Zwingende Normen des Handelsvertreterrechts

Zu den zwingenden Normen des Handelsvertreterrechts gehören zunächst die nachstehenden Kernpflichten, von denen nicht durch Vertrag abgewichen werden darf. Zunächst haben die Parteien bei der Durchführung des Vertragsverhältnisses nach den Geboten von Treu und Glauben zu handeln. Darüber hinaus gilt für den Handelsvertreter, dass er die Interessen des Unternehmers wahrzunehmen hat und hierbei insbesondere

  • angemessener Weise für die Vermittlung und den Abschluss der ihm anvertrauten Geschäfte einzusetzen hat,
  • dem Unternehmer die erforderlichen ihm zur Verfügung stehenden Informationen (etwa über neue Absatzmöglichkeiten oder neue Gesundheits- oder Umweltvorschriften) zu übermitteln hat,
  • den vom Unternehmer erteilten angemessenen Weisungen nachzukommen hat.

Demgegenüber obliegt es dem Unternehmen

  • dem Handelsvertreter die erforderlichen Unterlagen (Produktbeschreibungen, Preislisten) zur Verfügung zu stellen, die sich auf die betreffenden Waren beziehen,
  • dem Handelsvertreter die für die Ausführung des Handelsvertretervertrags erforderlichen Informationen (beispielsweise Liefermöglichkeiten, Produkt- und Marktentwicklung) zu geben,
  • dem Handelsvertreter binnen angemessener Frist von der Annahme oder Ablehnung und der Nichtausführung der vermittelten Geschäfte Kenntnis zu geben,
  • den Handelsvertreter binnen angemessener Frist zu benachrichtigen, wenn der Umfang der Geschäfte erheblich geringer sein wird (zum Beispiel wegen negativer Nachfragetendenz, geeigneten Liefermöglichkeiten) als der Handelsvertreter normalerweise hätte erwarten können.

Checkliste

Die nachstehende Liste führt an, was zu beachten ist, wenn Produkte über Handelsvertreter in den Markt gebracht werden.

  1. Parteien
  2. Exklusivität Gebiet
  3. Definition des Gebiets
  4. Definition der Produkte
  5. Einschränkung der Tätigkeit außerhalb des Gebiets
  6. Überpreisregelung
  7. Keine direkte Zahlung
  8. Untervertreter
  9. Eigene Tätigkeit des Unternehmers
  10. Überlassen der notwendigen Unterlagen
  11. Weiterleitung von Direktanfragen
  12. Sofortige Information über geändertes Lieferprogramm, Preis etc.
  13. Weiterleitung sämtlicher Korrespondenz
  14. Provisionsregelung (einschließlich Währung, Provision nach Vertragsbeendigung, Fälligkeit)
  15. Vertragsauflösungsmöglichkeiten, Ausgleichsanspruch
  16. Materielles Recht, Prozeßrecht, Gerichtsart, Gerichtsort
  17. Abschließende Regelung, salvatorische Klausel
  18. Direktkäufer

Stand: 06.02.2006

ZUM AUTOR
Über AdvoGarantService GmbH
AdvoGarantService GmbH
Mittelstrasse 7
50672 Köln

+49-0221-2920100
WEITERE ARTIKEL DIESES AUTORS
Chance für Steuersünder
Steuerhinterziehung – sei es privat oder unternehmerisch durch beispielsweise Schwarzgeschäfte - ... mehr

ANDERE ARTIKEL AUS DIESEM RESSORT
SUCHE
Volltextsuche





Profisuche
Anzeige
PRESSEFORUM MITTELSTAND
Pressedienst
LETZTE UNTERNEHMENSMELDUNGEN
Anzeige
BRANCHENVERZEICHNIS
Branchenverzeichnis
Kostenlose Corporate Showrooms inklusive Pressefach
Kostenloser Online-Dienst mit hochwertigen Corporate Showrooms (Microsites) - jetzt recherchieren und eintragen! Weitere Infos/kostenlos eintragen
EINTRÄGE
PR-DIENSTLEISTERVERZEICHNIS
PR-Dienstleisterverzeichnis
Kostenlos als PR-Agentur/-Dienstleister eintragen
Kostenfreies Verzeichnis für PR-Agenturen und sonstige PR-Dienstleister mit umfangreichen Microsites (inkl. Kunden-Pressefächern). zum PR-Dienstleisterverzeichnis
BUSINESS-SERVICES
© novo per motio KG