Eine Kombination aus Kaizen Methoden und lösungsorientierten Prinzipien macht die Arbeit im Office effizienter €“ und das nicht nur in der Urlaubszeit! In einem Stufenprozess wird über ein Steigern der Selbstorganisation, das Definieren von Standards und die Optimierung der
Arbeitsprozesse eine nachhaltige Verbesserung erreicht€
Verborgene Schätze entdecken
Arbeitserleichterung, entspannte Mitarbeiter, Effektivitätssteigerung und dabei auch noch Kosteneinsparungen für den Unternehmer. Das klingt zwar fast schon wie ein Märchen, ist aber dennoch wahr! Derzeit sieht es statistisch in deutschen Büros folgendermaŸen aus:
Das ist pure Verschwendung von Zeit, Nerven und barem Geld! Eine Studie des Kaizen-Instituts in Bad Homburg ergab, dass pro Mitarbeiter 15,4 Stunden in der Woche verschwendet werden. Das heiŸt, in den meisten Büros kann man circa 35 Prozent an Zeit und 50 Prozent an Platz sparen. Das sind wahre Schätze, die entdeckt werden wollen.
Die sieben Sünden im Büro
Das Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung in Stuttgart hat die sieben typischen Probleme identifiziert:
Die Fehler sind demnach bekannt. Stellt sich die Frage, wie Sie Abhilfe schaffen und die Produktivität im so genannten €žunproduktiven Bereich€œ steigern können.
Lean Management - auch im Büro
Wenn man das Verbesserungspotenzial in den Büros betrachtet, ist es kein Wunder, dass eine zweite Welle des Lean Managements auf die Deutschen Unternehmen zurollt. Mit dem Unterschied, dass diesmal die Reformen nicht in den Fabrikhallen stattfinden, sondern nun in der Arbeitswelt Büro. Vorreiter sind unter anderem General Motors, Fujitsu Services UK und die kanadische Post.
Die Entstehungsgeschichte des Kaizen, die Philosophie der kontinuierlichen Verbesserung, liegt in der Automobilproduktion in Japan. Es geht im Wesentlichen darum, wertschöpfende Büroprozesse zu optimieren und nicht wertschöpfende zu vermeiden. Startpunkt ist der eigene Schreibtisch. Kaizen am Arbeitsplatz bedeutet ständige Verbesserung, zu der alle gleichermaŸen beitragen (Imai 1994, p. 302). Es geht weniger um Revolution, sondern um Evolution - der Weg der kleinen Schritte. Verbesserung wird dabei nicht nur als Aktivität gesehen, sondern als Geisteshaltung, die mit dem Verbessern erreichter Standards verbunden ist (Imai 1994, p. 307). Die Selbstorganisation soll gestärkt werden, dieser Grundsatz spiegelt sich auch in dem Kaizen-Vorgehensprinzipien wider (Leikep/Bieber, p.17):
In Deutschland hinkt man noch hinterher, doch gerade in einem Land, in dem ein immer gröŸerer Teil der Bevölkerung im Dienstleistungssektor arbeitet, ist es unabdingbar, effiziente Büroabläufe zu sichern.
Aspekte der Lösungsorientierung
Wie kann der lösungsorientierte Ansatz eingesetzt werden, um Abteilungen und Teams bei der Effizienzsteigerung im Büro zu begleiten? Und welche Grundprinzipien kennzeichnen das lösungsorientierte Vorgehen?
Leitfragen für lösungsorientiertes Vorgehen
Will man die Effizienz und Produktivität in einem Unternehmen steigern, gilt es vor allem die Art von Fragen zu stellen, die die momentane Situation in einem anderen Licht erscheinen lassen, andere Interpretationen erlauben, den Zielzustand klarer definieren und Ressourcen aktivieren. Folgende Leitfragen sind hilfreich für die Unterstützung von Office-Teams:
:::::::::::::::::::::::::::::
1. Fragen zum Ziel
:::::::::::::::::::::::::::::
Ziele sollten so gesetzt werden, dass die Office-Mitarbeiter/-innen feststellen können, wann das Problem gelöst ist. Oft ist das Problem unklar und verworren.
:::::::::::::::::::::::::::::
2. Fragen nach Ausnahmen
:::::::::::::::::::::::::::::
Der Berater beginnt mit der Erarbeitung einer Lösung, indem er die Suche nach Ausnahmen initiiert. Die Frage nach Ausnahmen führt das Personal in Situationen, in denen der Zielzustand ganz oder teilweise eingetreten war. Dadurch werden Ressourcen und das eigene Gefühl für Kompetenz aktiviert. Beispielhafte Fragen:
:::::::::::::::::::::::::::::
3. Fragen zur Selbsteinschätzung und Standortbestimmung
:::::::::::::::::::::::::::::
Skalierungen sind eine wichtige Methode, um zu erkennen, woran die Mitarbeiter/-innen eine Verbesserung feststellen können. Beispielfragen:
Was bringt lösungsorientiertes Lean Management?
In dem vierstufigen Prozess geht es zunächst darum, dass die Office-Mitarbeiter/-innen sich selbst besser organisieren können. Sie lernen, mit jedem Schritt der Arbeit ein Ergebnis zu erzielen und sich am Output zu orientieren. Im zweiten Schritt entwickeln die Büro-Teams Standards, danach optimieren sie in Stufe drei die Arbeitsprozesse. SchlieŸlich führen sie Elemente zur Nachhaltigkeit und Weiterentwicklung der Büroeffizienz ein. Die Ergebnisse sind:
Die Office-Mitarbeiter/-innen werden zu Treiber/-innen eines Verbesserungsprozesses. Jede/r einzelne wird motiviert, von sich aus Verbesserungen zu verfolgen. Für die Führungskräfte bedeutet das, dass sie mehr Verantwortung nach unten delegieren können bzw. müssen.
Und: Der hauptsächliche Effekt ist Arbeitserleichterung!
Motivationspsychologischer Hintergrund: Eigenverantwortung und die Rolle der Führungskraft
Die Mitarbeiter der Dienstleistungsbereiche sollen stärker die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Verantwortungsbewusstsein und Motivation können nur dann entstehen, wenn den Mitarbeitern die Verantwortung auch zugetraut wird. Indem Vorgesetzte Vertrauen in ihre Mitarbeiter legen, entsteht ein €žVerpflichtungssog€œ (R. Sprenger). Denn: Vertrauen verpflichtet. Es erzeugt einen Sog, dem sich der Mitarbeiter schlecht entziehen kann. Misstrauen hingegen erzeugt Starre. Nach dem Gesetz der Reziprozität tendieren Geben und Nehmen zum Gleichgewicht. Das bedeutet, dass Mitarbeiter, denen Vertrauen geschenkt wird, dafür eine Gegenleistung bringen möchten. Das Stärken der Eigenverantwortung hängt eng zusammen mit Kontrollreduktion. Sprenger nennt diesen Vorgang auch €žaktiv hergestellte Verwundbarkeit€œ der Führungskraft, die bewusst auf zu viel Kontrolle verzichtet. Erst durch das Risiko, das das Unternehmen und die Führungskräfte mit einem reduzierten Sicherungssystem eingehen, merken die Mitarbeiter, dass sie wirklich wichtig sind, dass es auf sie ankommt!
Lesen Sie im zweiten Teil dieses Beitrages, wie Sie Schritt für Schritt die Effizienz und Produktivität in Ihrem Unternehmen nachhaltig verbessern können.