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Fachartikel, 23.12.2009
Finanzinvestoren
Private Equity-Firmen - „Heuschrecken“ oder Segen?
Seit im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise der M&A-Markt (Mergers- & Acquisitions) weitgehend zum Erliegen kam, ist es um die Private Equity-Gesellschaften recht still geworden. Doch sobald sich dieser erholt, werden auch diese institutionellen Kapitalanleger wieder von sich reden machen. Und dann wird erneut die Diskussion aufflammen, ob solche Investoren der Wirtschaft schaden oder nützen.

In den vergangenen Jahren hat sich das Image von institutionellen Investmentanlegern wie Private Equity- und Venture Capital-Gesellschaften nicht gerade verbessert. Begriffe wie Heuschrecken machten die Runde – und das nicht erst seit im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise einige Unternehmen unter der Last, der ihnen von ihren neuen Herren aufgebürdeten Schulden zusammenbrachen. Die Kapitalbeteiligungsgesellschaften wurden und werden vielfach als Inbegriff des Bösen gesehen.

Woher rührt die hohe Emotionalität, die oft entsteht, wenn publik wird, dass eine Private Equity-Gesellschaft ein Unternehmen ganz oder teilweise übernehmen möchte – selbst wenn es dieses vor der sicheren Insolvenz bewahrt? Woher kommt die Polarisierung in der Diskussion? Befasst man sich intensiver mit dem Thema, stellt man fest: In der Diskussion prallen stets zwei unterschiedliche Wertesysteme aufeinander – und letztlich dreht sich die Diskussion immer um die Grundfrage: Was ist der Sinn und Zweck eines Unternehmens?

Kapitalanleger betrachten ein Unternehmen im wahrsten Sinn des Wortes als „Unternehmen“ – also als ein Projekt, das irgendwann beginnt und endet. Familienunternehmer hingegen betrachten eine Firma eher als Konstante – sozusagen als ihr „Lebenswerk“. Eine ähnliche Unternehmenssicht haben in der Regel die Mitarbeiter der Unternehmen – und oft auch in einem eingeschränkten Maße die restlichen Stakeholder wie Lieferanten und Kunden. Auch sie begreifen eine Firma eher als eine Konstante, also mit einer dauerhaften Verpflichtung verknüpft. Deshalb sind Konflikte meist vorprogrammiert, wenn Kapitalanleger beispielsweise das Regime in einem bisher in Familienbesitz sich befindenden Unternehmen übernehmen. Aus verständlichen Gründen, denn beide Wertesysteme haben Konsequenzen.

1. Unternehmen als Projekt

Vorteile:

  • Rentabilität steht im Fokus
  • Fehlentwicklungen werden sofort gestoppt.
  • Es besteht keine moralische Verpflichtung, an alten Geschäftsmodellen festzuhalten

Nachteile:

  • Identifikation von den Stakeholdern mit dem Unternehmen ist schwer und hat oft keine Zeit zu wachsen
  • Langfristige (Entwicklungs-)Ziele gehen verloren
  • Wissensaufbau und -erhalt ist fast nicht möglich


2. Unternehmen als Konstante

Vorteile:

  • Moralische Verpflichtung gegenüber sich selbst und den anderen Stakeholdern
  • Langfristige Ziele prägen die Strategie
  • Hohe Identifikation mit dem Unternehmen und dadurch größeres Engagement
  • Wissensaufbau möglich und ein wettbewerbsdifferenzierender Faktor

Nachteile:

  • Veränderungen schwieriger umsetzbar. Man hält zu lange am bestehenden Geschäftsmodell fest.
  • Hohe moralische Verpflichtung verhindert oft notwendige Anpassungen
  • Fehlentwicklungen werden häufig zu lange im Rahmen einer vielleicht falschen Strategie geduldet

Welches Fazit lässt sich daraus ziehen? Es gibt kein richtig oder falsch! Beide Sichtweisen haben ihre Berechtigung. Klar ist aber: Die Stärke des Mittelstands ist und bleibt, dass er ein Unternehmen als Konstante versteht. Deshalb sollte Ihnen als Unternehmer oder Firmenchef, wenn Ihr Unternehmen mit einem Venture Capital Fond zusammenarbeitet, bewußt sein: Er versteht die Zusammenarbeit vornehmlich als befristetes Projekt. Ähnlich wie Sie, wenn Sie als Privatperson Aktien oder Fondsanteile kaufen. Auch diese stoßen Sie, wenn sich Ihre Geldanlage als Flop erweist oder Sie Ihre Anlageziele erreicht haben, bedenkenlos wieder ab, ohne sich zu überlegen:

  • Welche Konsequenzen haben meine Renditeerwartungen (langfristig) für das Unternehmen? Und:
  • Was wird aus seinen Mitarbeitern, wenn ich (und viele andere Klein-Anleger) ihr Kapital abziehen?

Nicht anderes tun institutionelle Kapitalanleger – nur in einem größeren Umfang.

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Dr. Georg Kraus ist Inhaber der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner und Autor des „Change Management Handbuch" sowie zahlreicher Projektmanagement-Bücher. Die Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal, unterstützt ...
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