Beschreibung des Geschäftsmodells
Die Ausgangslage wird beschrieben anhand des Bilanzierungsbereiches, des Geschäftsumfeldes, der Vision und der Strategie. Der Bilanzierungsbereich gibt an, für welche Organisationseinheiten des Unternehmens die Wissensbilanz erstellt werden soll. Das Geschäftsumfeld wird durch Chancen und Risiken des Unternehmens beschrieben. Die Vision beinhaltet die langfristige Positionierung und die übergeordneten Ziele. Die Strategie beschreibt, wie das Geschäft sich entwickeln muss und welche mittelfristigen Teilziele erreicht werden sollen.
Im Rahmen der Beschreibung der Geschäftsprozesse ist der Schwerpunkt auf alle wertschöpfenden Prozesse zu legen, für die aus Sicht der Kunden herausragende Leistungen erbracht werden müssen, um den Anforderungen des Wettbewerbs zu genügen. Bei der Definition des Geschäftserfolges sind materielle Erfolgsfaktoren (Gewinn, Wachstum etc.) und immaterielle Erfolgsfaktoren (Image, Kundenbindung etc.) gleichermassen zu berücksichtigen.
Bestimmung des intellektuellen Kapitals
Zur Definition des Human-, Struktur und Beziehungskapitals und zu deren Einflussfaktoren siehe Teil 1 der Artikelserie zur Wissensbilanzierung.
Bewertung der Einflussfaktoren
Geschäftsprozesse, Geschäftserfolge, Humankapital, Strukturkapital und Beziehungskapital werden in diesem Arbeitschritt bewertet. Die Bewertung erfolgt auf einer Skala von 0 bis 120 %. Dabei bedeuten, dass die Quantität, die Qualität und die systematische Weiterentwicklung des Einflussfaktors:
Erhebung von Indikatoren
Indikatoren sind Kennzahlen, mit denen Veränderungen gemessen werden können. Jedem Einflussfaktor aus den Kategorien Geschäftsprozesse, Geschäftserfolge, Humankapital, Strukturkapital und Beziehungskapital sind eine oder mehrer Kennzahlen zuzuordnen. So kann man beispielsweise dem Einflussfaktor „Akquisition“ aus der Kategorie Geschäftsprozesse den Indikator „Neukunden“ zuordnen. Dabei sind zur eindeutigen Definition und Interpretation anzugeben die Masseinheit (Anzahl), der Ist-Wert (z.B. 9), die Interpretation (z.B. zwischen 8 und 15 = teils/teils, grösser 15 = gut) und die Datenquelle (z.B. Unternehmensdatenbank). Ist für den Indikator ein Berechnungsalgorithmus notwendig, sollte auch dieser dokumentiert werden.
Erfassung von Wirkungszusammenhängen
Wirkungszusammenhänge zeigen die Wirkung eines Einflussfaktors auf einen anderen Einflussfaktor auf. Dabei wird bei der Wissensbilanzierung zwischen der Wirkungsstärke und der Wirkungsdauer unerschieden. Bei der Wirkungsstärke des einen Einflussfaktors auf den anderen wird zwischen einer schwachen, mittleren und starken Wirkung unterschieden, bei der Wirkungsdauer zwischen sofort, max. 12 Monate, max. 24 Monate und langfristig.
Auswertung der Ist-Ergebnisse
Die WB-Toolbox liefert durch das Setzen von Filtern eine grosse Anzahl Auswertungen, die in Diagrammen, Potenzialportfolios und Wirkungsnetzen dargestellt werden. Eine der wertvollen Auswertungen ist das Potenzial-Portfolio, aus dem man erkennen kann, welche Einflussfaktoren analysiert, entwickelt oder stabilisiert werden müssen und bei welchen Einflussfaktoren kein Handlungsbedarf besteht.
Geht es beispielsweise um die Frage, wie der Geschäftsprozess „Akquisition“ weiter entwickelt oder stabilisiert werden kann, ist es wichtig, die Einflussfaktoren zu kennen, die aus den Kategorien Geschäftsprozesse, Geschäftserfolge, Humankapital, Strukturkapital und Beziehungskapital einen starken und sofortigen Einfluss ausüben. Die Beantwortung dieser Frage liefert das dazugehörige Wirkungsnetz.
Festlegung von Massnahmen
Hat die Ist-Analyse des Geschäftsprozesses „Akquisition“ beispielsweise aufgezeigt, dass der Akquisitionsprozess optimiert und das Wachstum durch eine systematische Akquise in zukunftsorientierten Geschäftsfeldern sowie durch verstärkte Maßnahmen zum Aufbau einer langfristigen Kundenbindung unterstützt werden muss, könnte als erstes Maßnahmenpaket folgendes definiert sein:
Weiterhin unter anderem zu definieren wäre:
Ergänzend kann zur späteren Erfolgskontrolle auch eine Prognose zur Wirkung des Maßnahmenpaketes erstellt werden, welche in dem beschriebenen Beispiel „Optimierung des Akquisitionsprozesses“ wie folgt formuliert sein könnte:
„Die Führungskräfte werden für systematische Akquiseprozesse befähigt. Durch klare Ziele pro Geschäftsfeld und Kundensegment kann die Mitarbeitermotivation der Vertriebsmannschaft erhöht bzw. fokussiert werden. Beides wird einen Einfluss auf die Qualität und die Effizienz des Akquiseprozesses haben, wodurch sowohl die Geschäftserfolg „Wachstum“ (mehr Aufträge durch Effizienzssteigerung) und „Finanzergebnis“ (bessere Margen durch qualitativ bessere Akquisitionen) unterstützt werden sollen.“
Zusammenstellung der Dokumentation
Über selbst zu erstellende Textbausteine wird die gesamte Wissensbilanzierung anhand von Texten und Grafiken dokumentiert. Die Bestandteile der Dokumentation sind:
Weiterführende Informationen finden sich auf der Homepage des Arbeitskreises Wissensbilanzierung unter http://www.akwissensbilanz.org. Die oben beschriebenen Beispiele wurde dem Demoprojekt aus der Anwendersoftware Wissensbilanz-Toolbox entnommen.
Um zu den anderen Beiträgen dieser Serie zu gelangen, klicken Sie bitte einen der nachfolgenden Hyperlinks.Teil 1Grundlagen der Wissensbilanzierung
Teil 2: Status Quo im Mittelstand
Teil 4: Erfahrungsbericht IT-Dienstleister
Teil 5: Von der Theorie zur Praxis
Teil 6: Wissensmanagement wird unverzichtbar