Er habe sich mit seinem Ehrenamt, wo er seit knapp zehn Jahren Vorstandsvorsitzender ist, viel aufgehalst, gibt er gerne zu. Organisation sei eben alles und seine Frau unterstütze ihn, bei den über 570 Mitgliedern im Kinderschutzbund nicht den Überblick zu verlieren. Seine Frau und zwei Kinder, 9 und 19 Jahre alt, seien ja schließlich auch noch da.
„Der Spaß kommt bei mir oft (viel) zu kurz, will ich mich doch ernsthaft am Arbeitsplatz engagieren, muss aber auch dem Leistungsdruck irgendwie gerecht werden“, sagt er und wünscht sich, dass sich das nun endlich mal bessert. Einen Ausgleich zum Arbeitsstress findet der Westfale schon: durch die Anerkennung seiner Kollegen und berufliche Erfolge. Er runzelt die Stirn, alles sei das nicht. Er wünscht sich doch ein Gleichgewicht von Familie und Ehrenamt, Leben und Arbeiten. Mitten im Berufsleben, wo Menschen nun mal die meiste Zeit ihres Lebens verbringen ist das eine Gratwanderung für ihn.
Den Leistungsdruck auf der Arbeit, den er „von oben“ aus der Geschäftsleitung bekomme, will er den Mitarbeitern auf seine Art irgendwie „menschlich rüberbringen“. Ratgeber und Führungsseminare würden ihm da nicht viel weiterhelfen, verhalte sich doch jeder Mensch anders als nach Schema F. Dabei macht er sich viele Gedanken, denn er will Vorbild sein für andere. Er komme oft kontrolliert und diszipliniert rüber. Er mag das: „Ich verliere damit nicht so schnell den Überblick“, sagt Bouza Behm, während er mit gleichem Atemzug schon wieder am Grübeln ist: Erfolg sei dann doch eine relative Sache, gesteht er und will in seiner Abteilung eine Kultur von Feedback, Wertschätzung und Kritik durchsetzen. Der Familienvater knabbert selbst noch daran, nicht im stillen Kämmerlein zu schmollen, sondern transparent zu sein, eben Tacheles zu reden: „Das habe ich bei den Pädagogen im Kinderschutzbund gelernt“, sagt er ein wenig stolz über „seine Mannschaft“ beim Verein.
Was ihm junge Mütter und Kinder beigebracht hätten, habe er vor rund 15 Jahren noch nicht drauf gehabt. Als (freier) Medienberater und zusätzlicher freiberuflicher Tätigkeit sei er viel unterwegs gewesen, habe versucht, bei Kunden „eine gute Figur zu machen“, sich eben zu verkaufen. Jahrelang ging das gut, bis der Bumerang zurück kam: „Ich habe mich damit kaputt gemacht“, sagt der Kaufmann über seine hohen Ansprüche und Herausforderungen bei der täglichen Arbeit. Heute sieht er das etwas gelassener: (, dass er nicht alles das tun kann, was sein Chef ihm abverlangt). Auch könne man nicht auf jeder Hochzeit tanzen: „Das ist und bleibt ein Spagat zwischen meiner Familie und meinem Job“, sagt er. Fürs Ausgelassen sein, Blödsinn machen, Freunde treffen und Einkaufen im Aldi will er sich zukünftig wieder mehr Zeit nehmen. Bisher hat er das noch nicht geschafft, aber er arbeitet fleißig daran.
Lesen Sie im zweiten Teil dieser dreiteiligen Artikelserie, wie Ulrich Hemel seine Freude am Entdecken neuer Chancen zum Beruf gemacht.