Schwandt kommt aus der Beraterbranche des so genannten Top-Managements. Die langen Dienstzeiten vor Ort beim Kunden, ständig wechselnde Teams bei der Arbeit, verstärkten seinen Wunsch nach Freiheit. Nun will der Hanseate endlich seine eigene Firma gründen und selbst den Pinsel in die Hand nehmen: „Selber die Farben zu mischen macht doch mehr Spaß, als anderen dabei zuzugucken“, sagt der promovierte Volkswirt mit Schwielen an den Händen. Die habe er noch von seinem privaten Umzug gestern. Dabei kommt er ganz gelassen rüber, so schnell scheint ihn wohl nichts aufzuregen. Doch Schwandt kennt die Risiken, die mit seiner Firmengründung verbundenen sind, denn Startup-Pleiten und geplatzte Träume kennt er durch seine Beratungserfahrung zu genüge.
Doch er ist sich sicher, dass das Geschäftsmodell des Unternehmens erfolgreich sein werde. Die Produktidee ist dabei ganz einfach: Ein Portal fürs Internet zu entwickeln und redaktionell so zu betreuen, dass statistischer Zahlensalat grafisch und textlich für jedermann verständlich wird. „Der Motor dahinter sind meine Kollegen“, die sich in die Projektarbeit reinknien, Pflichtenhefte erstellen oder Aufbauanleitungen für den nächsten Schreibtisch entschlüsseln. Das habe man bei großen Unternehmensberatungen wie McKinsey & Company auch schon gemacht. Doch es sei eben doch ein „qualitativer Unterschied, ob man sich, menschlich gesehen, mit dem Unternehmen direkt identifiziert und man mit kleinen Schrauben mehr mitbekommt, was man eigentlich gemacht hat“, sagt er.
Über die Arbeitsphilosophie im neuen Unternehmen redet er viel lieber als über sich selbst. Es komme bei der Arbeit darauf an, eine starke Vision zu haben. Positiv denken, Barrieren abbauen und mutig eigene Vorschläge einzubringen, gehöre dazu. „Das Kernproblem bei jedem größeren Unternehmen ist doch die Bürokratie und Institutionalisierung“, was viel kreatives Potential verbrenne, sagt Schwandt.
Aber einen Spaßverein wollte er auch nicht gründen: Hohe Anforderungen habe er, biete aber genauso große Chancen. Das pädagogisch bekannte Modell von Fordern und Fördern eben. Das sei zwar nichts neues, funktioniere aber in einem kleinen Team viel besser als in einem Großen: „Die Entfremdung zwischen Mitarbeitern hält sich im Rahmen. Mann kann gemeinsam einen Marathon laufen, statt nur die 100-Meter-Strecke im Schnelldurchlauf“. Und noch mal spricht Schwandt von der „Maximierung der Freiheit“ und wie wichtig es ihm doch sei, seine eigenen Ideen bei der Arbeit mit einfließen zu lassen. Bald macht er Feierabend: „Überstunden und Nachtschichten wollen wir vermeiden“, um Sieben sei Abends meistens Schluss, weil Arbeit nicht alles sei, aber doch genug.
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Karriere-Einsichten, Teil I: Arbeit muss nicht immer 0-8-15 sein...
Karriere-Einsichten, Teil II: Wenn der Beruf zur Einbahnstrasse wird...