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Fachartikel, 18.08.2008
Karriere-Einsichten, Teil II
Arbeit muss nicht immer 0-8-15 sein...
­­Mit Freude am Entdecken neuer Chancen hat Ulrich Hemel eine Bilderbuch-Karriere hingelegt. Seine Job-Kombination aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kirche machte er zum Beruf. Er zeigt, das Wirtschaft emotionale Seiten haben darf: Es muss heute nicht mehr Entweder oder Sein. Im Beruf kommt es auf Chancenachtsamkeit an, um mit Freude neue Herausforderungen zu entdecken.
Dienstag, 11:15 in der schwäbischen Kleinstadt Laichingen, nahe Ulm. Seine Augen leuchten, wenn er über Arbeit spricht. Eher unauffällig dagegen ist das Outfit des Unternehmers, Anfang 50: karierte Krawatte und Meckie-Frisur. Auch beim Wohnen ist Ulrich Hemel am Boden geblieben, er lebt bescheiden, geht wirtschaftliche Probleme realistisch an. Darin gilt er für viele Manager in der deutschen Industrie als Vorzeige-Mann. Hemel denkt schnell, arbeitet viel - und strahlt dabei noch Freude aus. 

Hinten im Wohnzimmer steht ein Schachspielbrett in der Ecke. Zeit zum Spielen hat er nicht, für die Strategie aber schon. „Ich gestalte gerne, das macht mir Spaß“, sagt Hemel. Seine Arbeit vergleicht er mit Sport: „Ich kann nicht sagen, ich spiele nächstes Jahr in der Bundesliga, wenn mein Körper nicht trainiert ist, ich gar nicht fit genug bin, auf den Platz zu gehen“. 

Für die Wirtschaft scheint ihm das Training keine große Mühe gemacht zu haben. Der Mann hat Karriere gemacht, wie sie für manche im Buche steht. Als junger Theologie-Student verfolgte er die komplette akademische Laufbahn bis zum Professor. In der Unternehmensberatung The Boston Consulting Group arbeitete er sich zum Partner hoch, mit Personalverantwortung. Danach wechselte er in die Industrie, suchte neue Herausforderungen. 

Nach ein paar Jahren wurde Hemel Vorstandsvorsitzender eines Verbandherstellers, der Paul Hartmann AG in Heidenheim. Doch die Kreisliga nach dem Top-Management wurde es nicht: Aus dem Mittelständler mit mehr als 10.000 Mitarbeitern, die Tupfer und Mullbinden produzieren, machte er einen Weltkonzern. Heute beteiligt sich der Generalist mit seiner Firma „Strategie und Wert“ an mittelständischen Industrieunternehmen. Lenken wollte Hemel schon immer gerne, statt nur die Landkarte vom Beifahrersitz aus zu lesen. Früher habe er das auch gemusst. 

Trotz einer gelungenen Karriere, die oft nur Ellenbogen-Dreschern und Stuhlbein-Sägern gelingt, wie man zumindest häufig annimmt, kann Hemel einiges über Krisen und Stolpersteine auf dem Weg nach oben und unten sagen. Früher wollte er gerne Priester werden. Im Konzern der katholischen Kirche aber habe er „auf Granit gebissen“. Mit 23 heiratete er dann, wurde Vater von drei Kindern. Die Ehe wurde kurze Zeit später geschieden. Auch seine erste kleine Firma, die neue Software auf PCs in Pfarrämtern spielen sollte, lief nicht gut. 

Hemel ließ sich von diesen Rückschlägen nicht entmutigen, ging seinen eigenen Weg. Der zielstrebende Denker schaute nach vorn, nimmt es sportlich. Bei seiner ersten Lebenskrise tat er drei Dinge: eine neue Firma gründen, ein Auto kaufen und eine Weltreise machen. Weil das nicht billig ist, verdiente er sich das erste Geld dafür als Gerichtsdolmetscher. Was er im Einzelnen noch so macht, kann auch der fleißige Chancensucher, der am liebsten zwei Sprachen pro Jahr lernen will, nicht so genau sagen. Durch Talent, Fleiß und Freude arbeitete er sich in die Komfortzone, wo es ihm gut geht. 

Das will der Manager weitergeben: Vor drei Jahren gründete er mit seiner Frau eine Stiftung: „Kinder ohne Grenzen“ heißt sie. Helfen tut sie Sprösslingen in Kolumbien, die ein sicheres Zuhause trotz vieler Kämpfe nicht haben. Daneben unterstützt er den Kinderschutzbund, mischt auch gerne in der Kirchengemeinde der Stadt mit, als Mitglied und so weit es geht. 

Lebendig spricht er von Chancenorientierung, mahnt mit seinen Händen zu mehr Wachsamkeit und Entdeckerfreude im Leben. Er ist ein Moralist, der Emotionales anspricht, Dinge, die eigentlich klar sein sollten. In der Wirtschaft kommt das erstaunlich gut an, nicht zu treten sondern zu fördern. Hemel ist der Gegenbeweis zur Annahme, dass Blutgrätschen die eigene Karriere puschen. Und er zeigt, dass, wer am Boden liegt, auch wieder aufstehen kann. Eine Patchwork-Identität zwischen Moralapostel und der eines Karrieristen? Hemel sieht das anders. Frei nach seinem unternehmerischen Motto: „Sehen, urteilen, handeln“.

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Lesen Sie im dritten Teil dieser dreiteiligen Artikelserie, wie Unternehmer Friedrich Schwandt seine Vision von der „maximalen Freiheit“ verwirklicht, und im ersten Teil, was passiert, wenn der Beruf zur Einbahnstrasse wird.

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Ob die einfache Putzfrau mit drei bis vier Nebenjobs, der Kleinunternehmer im Großstadt-Dschungel oder Banker an der Wall Street. Jan Thomas Otte begleitet Menschen in der Wirtschaft. Und das auf vielen Ebenen. Mit Reportagen vor Ort gelingt ...
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