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Fachartikel, 10.10.2008
Weichen richtig stellen
Risiken und Chancen der Finanzkrise für KMU
Während sich die Finanzkrise immer mehr zu einer weltweiten Wirtschaftskrise ausweitet, deren Folgen heute noch nicht abzusehen sind, stehen nicht nur Dax-Konzerne, sondern auch der Mittelstand und Einzelnunternehmer vor der Frage: Wie auf diese Krise reagieren? Abzuwarten bis der Sturm vorüber ist, wäre sicherlich die falsche Antwort.
Was macht ein guter Kapitän, wenn ein Sturm aufzieht? Blöde Frage! Er schätzt ab, wie stark der Sturm wird und bereitet sich entsprechend darauf vor. Er macht das Schiff sturmsicher, zurrt die Ladung fest, holt die meisten Segel ein usw. Wirtschaftlich zieht derzeit ebenfalls ein Sturm auf.

Die meisten Selbständigen und Kleinunternehmer machen derzeit jedoch Business as usual. Viele davon haben noch nie einen richtigen Sturm erlebt und wissen nicht einmal, was sie tun können oder sollen. Um sich jedoch auf einen Sturm einstellen und davor schützen zu können, muss man zuerst die Art des Sturms verstehen. So sagte beispielsweise einmal Einstein: „Wenn man mir eine Stunde Zeit geben würde, ein Problem zu lösen, von dem mein Leben abhängt, würde ich 40 Minuten dazu verwenden, es zu studieren, 15 Minuten dazu, Lösungsmöglichkeiten zu prüfen, und 5 Minuten, um es zu lösen.“ Wir sollten uns also wirklich sehr intensiv Zeit nehmen, das Problem zu verstehen – die Maßnahmen sind dann eigentlich Nebensache!

Hintergründe der Finanzkrise

Zuerst einmal: Krisen gab es immer und wird es immer geben. Diese Krise ist weder etwas Außergewöhnliches noch ein besonderes Kennzeichen des Kapitalismus etc. Ob Feudalismus, Diktatur, Planwirtschaft, Marktwirtschaft usw., Krisen sind Bestandteil des Wachstums von komplexen Systemen – schlicht, weil das Wachstum nie linear verläuft, weil es Engpässe gibt, weil Teile reorganisiert werden müssen. Entscheidend ist von daher nicht die Krise, sondern vielmehr wie man ihr begegnet.

Tatsache ist, dass viele amerikanische (und europäische) Bürger jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt haben. Seit 10 Jahren steigen die Kosten für Energie und Rohstoffe unaufhörlich. Allein für Öl ergibt dies je nach Berechnungsweise rund 5.000 Mia. US$ zusätzliche Ausgaben für Importe in den letzten 10 Jahren. Rechnet man die anderen Rohstoffimporte mit ein, landet man in jedem Fall im 2-stelligen Billionenbereich, also bei einer 14-stelligen Zahl! Zugleich wollten die Menschen in den USA (und Europa) ihren Lebensstandard aufrecht erhalten. Eigentlich nachvollziehbar.

Um dies bewerkstelligen zu können, nahmen sie (vor allem in den USA) Kredite und Hypotheken auf. Auch wenn ich alles andere als ein Freund der Banken bin: Bei diesen liegt nur zu einem kleineren Teil die Ursache für die jetzigen Probleme. Die Bürger haben Geld und Kredite nachgefragt, die Notenbank hat das Geld – nicht zuletzt, um (angesichts des Irakkriegs) politische Ruhe zu bewahren – gedruckt und die Banken haben es ausgereicht, waren also Handlanger. Das Problem auf die Banken zu schieben, ist zwar einfach, aber scheinheilig. Und lenkt vor allem von der eigenen „Schuld“ und Beteiligung der Politik und der Bürger ab.

Die Schuld den Banken zu geben, entbehrt nicht einer gewissen versteckten Ironie: Die großen Banken, die jetzt Probleme haben, befinden sich fast alle im Streubesitz. Streubesitz heißt: Ein paar kleinere Aktionäre, einige größere Fonds und vor allem die amerikanischen Pensionsfonds, aus denen die älteren Amerikaner irgendwann mal wieder ihre Rente haben wollen. Das Interesse dieser (Normal-)Bürger, die eigentlich Besitzer der Pensionsfonds sind, ist ein kontinuierlicher Wertzuwachs, also eine Steigerung des Shareholder Value. Letztlich führte das Interesse des Normalbürgers in Bezug auf seine Rente via Pensionsfonds zu riskanteren Geschäften der Banken und damit zum Platzen der Blase, die ihm nun auf die Füße fällt.

Die jetzige Immobilien- und Bankenkrise ist aber nur ein Nebenkriegsschauplatz. Es gibt nämlich noch zwei weitere potenzielle Billionen-Dollar-Krisen, die bislang noch nicht im Fokus sind, aber zum Teil dieselbe Ursache haben: Insbesondere die amerikanische Bevölkerung hat über 10 Jahre über ihre Verhältnisse gelebt.

Diese beiden Krisenherde sind erstens die Kreditkartenkrise. In den USA sind Kreditkarten wirkliche Kredite. Deshalb haben auch die meisten mehrere Kredite. Und wenn die Karten am Limit sind, dann holt man sich eben eine neue Karte, um die Zinsen zu bedien. In dem Maße, wie erstens die Vermögenswerte (Immobilien etc.) schrumpfen und zweitens die jetzige Krise auf die Realwirtschaft durchschlägt, sind auch die Kredite hinter den Kreditkarten immer weniger sicher und werden zu vielen Ausfällen führen. Zweitens, und wohl noch schlimmer: Die Rente der meisten Amerikaner basiert auf Pensionsfonds. Ab etwa 2010 gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Und da es sich bei dieser Rente um eine nachgelagerte Besteuerung handelt, müssen sie erst mal mit ihren Erträgen aus den Fonds Steuern bezahlen. D.h. es werden zwingend größere Mengen der Aktienbestände aus diesen Fonds verkauft.

Da es sich dabei um einige Billionen Dollar handelt, stellt sich die Preisfrage, wer dafür als Käufer auftreten soll. Und wie jeder Anfänger weiß: Bei großem Angebot nach Aktien und geringer Nachfrage sinken die Preise. Zwei mögliche Rettungsanker, die in dieser Situation greifen könnten, weil sie entsprechende Größenordnungen bewegen können, sind die Staatsfonds und die Gelddruckmaschinen. In beiden Fällen kommt man vom Regen in die Traufe.Ob und inwieweit diese beiden Krisenherde auch noch ausbrechen, ist Kaffeesatzleserei. Dennoch sollte man die Möglichkeit auf dem Schirm haben.

Im ersten Schritt kann man also festhalten, dass die Bürger der westlichen Welt mindestens im letzten Jahrzehnt deutlich über ihre Verhältnisse gelebt haben. Einer der Hauptgründe dafür ist der Anstieg der Rohstoffpreise. Die finanziellen Verwerfungen sind eine Folge davon, vor allem eine Folge der politischen Versuche, dieses Lebensstandard durch die Gelddruckmaschine aufrecht zu erhalten. Die Bankenkrise ist also ein Symptom und nicht die Ursache.

Gesellschaftliche und politische Erklärungs- und Lösungsmodelle

Betrachtet man die gegenwärtigen Lösungsversuche, so kann man Folgendes festhalten: Alle Erklärungsmodelle greifen zu kurz, da sie nur bei den Banken ansetzen. Also suchen sie auch nur dort nach Lösungen. Egal, ob diese „Lösung“ dann Liberalisierung, Regulierung oder Verstaatlichung der Banken bedeutet, keine davon wird das Problem lösen, da dort überhaupt nicht das Problem liegt.

Auch das Anwerfen der Gelddruckmaschinen wird das Problem nicht lösen, höchstens vorübergehend den Schmerz der Symptome lindern – aber augenblicklich, wie man an den Zinssenkungsaktionen (Stand Anfang Oktober 2008) sieht, nicht einmal das.
Auch Erklärungsmodelle, die den Schuldigen bei den bösen reichen Aktionären suchen, die jahrelang Gewinne gemacht hätten, greifen zu kurz. Dass es sich bei den Aktienbesitzern um ganz normale kleine Bürger handelt, deren Geld von Pensionsfonds eben in Aktien angelegt wurde, wird gar nicht gesehen.

All diesen Erklärungsmodellen ist gemeinsam, dass sie einen Schuldigen suchen. Und zwar immer auf der Seite, wo man gerade selbst nicht steht. Und aus diesen Erklärungsmodellen entstehen emotionale Verletztheiten auf allen Seiten, die sich in einer Abwärtsspirale beschleunigen können (jeder hat das schon in Beziehungen und viele schon in Unternehmen erlebt).

Was derzeit politisch passiert, ist in etwa Folgendes: Menschen, die mittels Kredit über ihre Verhältnisse gelebt haben, können ihre Kredite nicht bezahlen. Das bringt die Banken in Bedrängnis. Um die Banken zu retten, werden Steuergelder eingesetzt. 80 Prozent der Steuergelder werden von den 20 Prozent der reicheren Menschen aufgebracht. Letztlich wird deren Geld umgeleitet, um die Schulden der anderen zu bezahlen und damit den Konsum auf möglichst hohem Niveau zu halten. Damit werden diese Mittel direkt dem Bereich der Investitionen entzogen. Und damit verschärft die gegenwärtige Politik, wie wir noch sehen werden, das Problem eher als dass sie das Problem beseitigt.

Das Ergebnis: Erstens setzen die Erklärungsmodelle nicht beim Problem an. Zweitens führen sie eher zu einer Selbstzerfleischung der Gesellschaft. Drittens führen die politischen Maßnahmen zu einer Verschärfung des Problems. Viertens ist auf der politischen Bühne weit und breit niemand zu sehen, der über die nächsten 2 Paragraphen oder bestenfalls 2 Reförmchen hinaus denkt. Mit anderen Worten: Aus dieser Richtung ist keine Besserung zu erwarten.

Lange Zyklen und Engpässe

Schauen wir uns also die Ursachen und nicht die finanziellen Auswirkungen an. Gehen wir zurück zu den gestiegenen Rohstoffpreisen und versuchen das historisch einzuordnen. Das meiner Meinung nach beste Erklärungsmodell dafür bieten die sogenannten Kondratieff-Zyklen. Dabei handelt es sich um ein Enpass-orientiertes Modell von langfristigen (40-60 Jahre) Krisenzyklen.

Im ersten sogenannten Kondratieff-Zyklus um 1815 haben sich Dampfmaschine und Textilindustrie auf breiter Front durchgesetzt. Man dachte, die Entwicklung ginge immer weiter. Ging sie aber nicht: Das Modell geriert um 1840 in einen Engpass, nämlich die Verteilung der Unmassen von Gütern über den regionalen Raum hinaus: Die Transportkosten waren im Vergleich zu den Herstellungskosten astronomisch hoch.

Die Entwicklung der Eisenbahn löste dieses zentrale Problem und führte zu einem neuen Hoch um 1873. So war es auch mit den weiteren Kondratieff-Zyklen. Jeder weitere Zyklus (Strom, Chemie, Auto, Informationstechnik) löste einen vorausgegangenen Engpass. Und jede Lösung führte früher oder später zu einem neuen Engpass. Und jeder neue Engpass führt immer zu denselben Symptomen: Verteilungskämpfe, Handelskriege, Massenarbeitslosigkeit, Lohneinbußen und stagnierende Wachstumsraten über eine lange Zeit(wobei es natürlich Zwischenerholungen geben kann). Um dennoch die Dimensionen von Kondratieff-Zyklen deutlich zu machen: Wenn es gut läuft, dann haben wir eine Dauerkrise wie in den 70ern, wenn es schlecht läuft, weltweite Verwerfungen wie in den 30ern.

Das ist jetzt nicht anders. Weiß man dies, ist die Frage ganz simpel: Wo ist aktuell der begrenzende Engpass? Und die Antwort ist fast ebenso einfach: Die Entwicklung der Informationstechnologie machte es möglich, dass Wissen weltweit immer stärker verfügbar ist. Damit sind unterentwickelte Länder potenziell in der Lage, dasselbe Wissen anzuwenden wie die Industrieländer und auf dasselbe wirtschaftliche Niveau aufzuschließen. Das ist an sich ein positiver Prozess, da er in vielen Ländern die Armut (zumindest bei einigen relevanten Bevölkerungsgruppen) reduzierte. Die Konsequenz daraus: Diese Länder gleichen sich in Wachstum und Ressourcenhunger an. Zugleich sind die Rohstoffe endlich. Und damit ist der Engpass markiert.

Weil die Rohstoffe endlich sind, werden sie bei wachsendem Bedarf immer teurer und ziehen somit immer mehr Kaufkraft ab. Damit ist auch die Lösung markiert. Der grundlegende Kondratieff-Zyklus wird erst dann wieder in einen lang anhaltenden Aufschwung führen, wenn die Energieprobleme gelöst und weitgehend geschlossene Rohstoffkreisläufe eingeführt sind.

Vor diesem Hintergrund wären großangelegte Investitionen zur Lösung dieses Engpasses sinnvoll. Aber derzeit, da immer mehr Mittel in den konsumptiven Bereich umgeleitet werden, werden diese nicht zur Verfügung gestellt. Hierzu zwei Anmerkungen:

  1. Al Gore hat mit seinem Plan, innerhalb von 10 Jahren die gesamte Energieversorgung der USA auf regenerative Quellen umstellen zu wollen, die Lösung skizziert. Leider ist es unwahrscheinlich, dass er sich damit durchsetzt.
  2. Es gingen in den vergangenen 200 Jahren immer die Länder als Gewinner aus einer Kondratieffkrise, die dem Rest der Welt eine Lösung anbieten konnten.

Die Konsequenzen der Finanzkrise für Deutschland

Wie auch immer die Geschichte laufen wird, in jedem Fall wird diese Krise nicht durch die Politik gelöst werden. Die Situation in Deutschland ist dabei die Folgende: Wir haben als Plus einen starken Mittelstand mit Weltgeltung. Ja, die meisten mittelständischen Weltmarktführer sitzen in Deutschland. Als Minus haben wir eine völlig unfähige und kurzsichtige Politik, die schon nicht in der Lage war, die guten Jahre zu nutzen und erst recht nicht in der Lage sein wird, in den schlechten Jahren die Lösung zu initiieren. Die Konsequenz wird sein, dass in der Krise wieder drastische Steuererhöhungen kommen werden. Und zwar nicht, um in Bildung, vor allem von hochqualifizierten Menschen oder die Lösung von wichtigen Problemen, gar des Kondratieff-Engpasses zu investieren, sondern vor allem, um die Bürokratie aufrechtzuerhalten und um den Leuten Fisch statt Angeln zu geben. Und eine Konsequenz davon ist, dass sich die Nettoabwanderung von Leistungsträgern aus Deutschland weiter beschleunigen wird.

Daneben heißt die Krise in den USA, dass auch hier noch einige Banken in die Krise geraten und dies natürlich auf die Realwirtschaft durchschlägt. Das bedeutet: Weniger Aufträge und höhere Zahlungsausfälle.

Zugleich haben wir in Deutschland die besondere Eigenart, dass Unternehmen immer dann gegründet werden, wenn es keine sicheren Jobs gibt und die Selbständigkeit die einzig verbliebene Möglichkeit, Geld zu verdienen zu sein scheint, d.h. in einer ökonomischen Krise. Das bedeutet, dass es am unteren Ende – also dort, wo man mit wenig Kapital in eine Branche einsteigen kann, einen starken Verdrängungswettbewerb und sinkende Preise geben wird.

Wie Sie Ihr Unternehmen absichern

Was bedeutet die Finanzkrise und ihre Folgen nun für Sie als Unternehmer? Zum einen müssen Sie sich absichern, zum anderen bieten sich Chancen. Zuerst zur Absicherung. Prinzipiell ist es denkbar, dass die eine oder andere Bank pleite geht. Sind es nur wenige Banken, so werden die Sicherungsfonds oder der Staat einspringen. Also kein Risiko. Sind es jedoch viele Banken, dann wird das nicht mehr funktionieren. Zumal der Staat nicht für die Einlagen von Kapitalgesellschaften haftet. Die Konsequenz daraus: Sorgen Sie dafür, dass Sie mehrere Geschäftskonten haben, auf denen jeweils etwa dieselbe Menge an liquiden Mitteln liegen – streuen Sie also Ihr Vermögen. Am besten nicht nur auf mehrere Banken, sondern auch auf mehrere Assetklassen – wobei entscheidend ist, dass diese liquide sind.

Ein weiterer Ratschlag aus eigener bitterer Erfahrung: Investieren Sie niemals in den Abwärtstrend oder stellen dort Leute ein. Ich habe das einmal selbst erlebt: Selbst umfangreiche liquide Mittel sind schneller weg, als Sie schauen können. Sollten Sie noch Kapazitäten brauchen, um bestehende Aufträge abzuwickeln, dann suchen Sie diese extern. Es ist mir wohl bewusst, dass dieser Tipp die Krise insgesamt eher verschärft, wenn er breit angewendet und nicht mehr investiert wird. Dennoch ist es ein zentraler Tipp, um zu überleben.

Da es schon jetzt immer schwerer wird, an Kredite zu kommen, und sich die Rahmenbedingungen der Kreditmittelvergabe in den nächsten Monaten (und vermutlich Jahren) eher verschlechtern als verbessern werden, folgende Tipps:

  • Organisieren Sie sich JETZT einen Kredit, solange es Ihrem Unternehmen noch gut geht (vorausgesetzt, Sie müssen nicht persönlich haften oder können die Haftung auf ein sowieso kirchenmausarmes Familienmitglied legen).
  • Wenn Sie diesen Kredit haben, dann nutzen Sie die Mittel jetzt NICHT! Vergessen Sie die Zinsdifferenz – das ist Ihre „Versicherungsgebühr“. Greifen Sie auf diese Mittel nur in der größten Notsituation zurück – oder noch besser: Setzen Sie die Mittel am Tiefpunkt für ihr zukünftiges Wachstum ein. Aber Achtung! Dieser Tipp ist nur empfehlenswert für Menschen, die die eiserne Disziplin haben, das Geld jetzt nicht anzurühren.

Bis die Bankenkrise voll auf die Realwirtschaft durchschlägt, werden noch ein paar Monate vergehen. Nutzen Sie diese Zeit! Sorgen Sie erstens dafür, dass Sie eine ausreichende private Absicherung haben, um ein paar Monate davon leben zu können. Es ist schon schwer genug, ein schlingerndes Unternehmen zu steuern – da kann man nicht noch persönliche finanzielle Probleme nebenbei gebrauchen.

Optimieren Sie darüber hinaus Ihre Strukturen und Kosten so, dass Sie effektiver werden und die Fixkosten reduzieren. Schaffen Sie sich drittens Liquidität, indem Sie schnellstmöglich ausstehende Rechnungen eintreiben – und zwar konsequent. Dazu sollten Sie auch an Factoring denken. Sichern Sie sich viertens gegen zukünftige Zahlungsausfälle – zum Beispiel ebenfalls durch Factoring.

Rechnen Sie zudem ein Worst Case-Szenario durch – und ich meine einen wirklich schlechten Fall! Planen Sie so, dass Sie auch in diesem Fall handlungsfähig bleiben. Definieren Sie eine Liste mit Krisenkriterien und zugehörigen Maßnahmen und überprüfen Sie diese mindestens wöchentlich. Ihre Vorteile: Sie müssen nicht erst in der realen Krisensituation beginnen, nachzudenken. Und Sie haben damit ein schriftliches Bollwerk gegen das Prinzip Hoffnung, das oftmals dazu führt, Maßnahmen zu verschleppen.

Schließlich: Wenn Sie etwas langfristiger denken und für Ihr Unternehmen hochqualifizierte Leute benötigen, dann sollten Sie daran denken, diesen hinterher – oder noch besser: voraus zu wandern. Schaffen Sie ein Büro in attraktiveren Ländern! (Nebenbei: Diese Abstimmung mit den Füßen scheint mir die einzige Möglichkeit, die deutsche Politik auf vernünftige Wege zu bringen. Aber vermutlich wird nicht einmal das helfen, solange man den Steuersatz noch bis auf 100 Prozent erhöhen kann, um die Umverteilungspolitik aufrechtzuerhalten).
Was Sie auf keinen Fall tun sollten

In Krisen regiert oft das Prinzip Hoffnung in Unternehmen. Vor diesem Hintergrund wird dann oftmals der letzte private Notgroschen ins Unternehmen investiert. Schon das ist völlig verkehrt. Aber oft werden auch noch der letzte Notgroschen der Oma und die Darlehen gutmeinender Freunde im Unternehmen versenkt. Machen Sie sich drei Dinge klar: Erstens geht das meistens schief, zweitens ist nach dem Ende des Unternehmens das Leben nicht zuende und drittens brauchen Sie genau dann gute Freunde und den Familienzusammenhalt – und vielleicht auch den Notgroschen um etwas Neues zu beginnen. Also bitte niemals in Krisensituationen weiteres Geld im Unternehmen versenken!

Mittel- und langfristige Krisen erscheinen aus dem Binnenblick eines Unternehmens nicht von Anfang an als solche. Am Anfang gehen die Umsätze ein bisschen zurück. Die Menschen reagieren schlechter auf Werbung. Und die Gegenreaktion ist zumeist: Mehr Vertrieb zu machen oder mehr Geld für Werbung auszugeben oder ein bisschen Rabatt geben. Das sind zwar die richtigen Maßnahmen bei kurzfristigen Problemen, aber nicht bei langfristigen Krisen. Versuchen Sie niemals, langfristige Probleme durch kurzfristige Maßnahmen zu lösen! Sie versenken nur Ihr Geld. Die einzige langfristige Maßnahme, die in dieser Situation greift, ist die Strategie zu ändern.
Was in solchen Situationen ebenfalls sehr typisch ist, ist die Bazahlung von Rechnungen hinauszuzögern. Das geht eine Zeit lang gut. Irgendwann häufen sich die Probleme und Sie verballeren Ihre Energie im täglichen Hin- und Herschieben von Cent-Beträgen und in der Abwehr von Mahnverfahren. Ist es so eng, gehen Sie lieber in die Offensive und vereinbaren neue realistische Zahlungsziele auf Basis des Worst Case. Und halten Sie diese Zahlungsziele unbedingt ein. Setzen Sie niemals das Vertrauen Ihrer Partner, Lieferanten oder Mitarbeiter auf’s Spiel! Das mag zwar nochmal ein paar Wochen oder Monate bringen, ist langfristig aber nie wieder zu reparieren.

Die Chancen nutzen

Jede Krise geht irgendwann wieder in Wachstum über. Dann sollten Sie noch da sein. Aber auch schon in den Krisen gibt es immer wieder Chancen. Ja, es gibt Unternehmen wie Würth oder Kärcher und viele andere, die auch in den Krisen der Vergangenheit gewachsen sind. Viele Unternehmen von Weltgeltung sind gerade erst in den Krisen entstanden. Der Punkt ist: Die Rahmenbedingungen spielen für ein Unternehmenswachstum praktisch keine Rolle. Das Einzige, das Relevanz hat, ist, wie Sie drauf reagieren!

Nun haben kleine und mittlere Unternehmen einen ganz zentralen Vorteil: Sie sind schneller. Unter der Voraussetzung, dass der Unternehmer den Kopf über Wasser hält und sich Zeit zum nachdenken nimmt, kann die Unternehmensstrategie wesentlich schneller angepasst und umgesetzt werden. Gerade in der Krise ein unschätzbarer Vorteil. Ihre Aufgabe als Unternehmer: Sorgen Sie unbedingt dafür, Freiraum für die Strategieentwicklung Ihres Unternehmens zu haben. Im Aufschwung kommt man auch mit einer schlechten Strategie durch. In der Krise niemals.

Konzentrieren Sie sich insbesondere auf die Lösung des großen gesellschaftlichen Kondratieff-Engpasses – zumindest, wenn es wenigstens näherungsweise zu Ihrer Branche passt. Wenn es nicht passt, versuchen Sie Kunden aus diesen Bereichen zu gewinnen. Falls auch das nicht passt, konzentrieren Sie sich auf den Engpass einer Zielgruppe, die möglichst unbeschadet durch die Krise gehen wird – oder die zum Überleben auf Ihre Leistungen angewiesen ist. Die größte Chance steckt also in einer klugen Strategie.

Fazit: Bei ruhigem Meer dahinsegeln kann fast jeder. Im Sturm aber wird die Spreu vom Weizen getrennt. Erst im Sturm erkennt man gute Unternehmer. Das Gute: Dem Sturm zu trotzen, kann man lernen!

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ZUM AUTOR
Über Stefan Merath
Unternehmercoach GmbH
Stefan Merath leitet seit 1997 eigene Unternehmen mit bis zu 30 Mitarbeitern. 2004 startete er dann zusätzlich seine Laufbahn als Coach und verkaufte schließlich sein Software-Unternehmen im Jahr 2007, um sich ganz dieser Berufung zu ...
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