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Fachartikel, 16.03.2012
Social Media-Nutzertypen
Vom Fremdschämen im Social Web
Inzwischen tummelt sich gefühlt die halbe Republik auf Social Media-Portalen und bereichert uns mit interessanten Informationen, vor allem aber mit einer Lawine an bedeutungslosem Wortmüll. Hier neun verschiedene Nutzertypen und ihr Wertbeitrag im Social Web.

Der Trumpf-Tropf

Kennt alles, hat alles schon gesehen und erlebt und teilt dieses seiner Community auch unermüdlich mit. Mehrmals täglich beeindruckt er damit, was er alles gelesen hat, welche Fernsehsendung gerade absolut angesagt ist, in welchem In-Lokal er an diesem Abend zu speisen gedenkt und welche Veranstaltung er danach besucht. Immer mit einem pseudo-intellektuellen Touch. Kombiniert seine Postings auf Social-Media-Plattformen gerne auch mit Ortsdiensten wie Foursquare. Wenn alle lesen können, in welchem Design-Hotel man gerade eincheckt, untermauert dies noch die Bedeutung des Users. Kommentiert werden dessen Kommentare oft von anderen Trumpf-Tröpfen. Nach dem Motto: „Kenne das Hotel, musst unbedingt im Spa nach den ayurvedischen Ölmassagen fragen …“

Der Spion

Trägt sich in zahlreichen Plattformen ein, aber immer verdeckt. Lädt kein Foto von sich hoch, verwendet Decknamen, wählt immer die schärfste Schutzvariante in den Einstellungen zur Privatsphäre. Klickt gerade mal an, welches Geschlecht er hat, schon der Wohnort bleibt anonym. Will sich nicht zu erkennen geben, aber auf alle anderen Profile klicken, um zu sehen, was die anderen User so alles treiben. Angeblich, um seine Daten zu schützen und trotzdem über aktuelle Entwicklungen im Social Web mitreden zu können. In Wirklichkeit aber ähnelt der Spion eher den Typen, die hinter geschlossenen Gardinen nachts mit dem Fernglas ins beleuchtete Zimmer des Nachbarn gegenüber glotzen.

Der Kommentator

Ist viel in Foren unterwegs und gibt zu allen möglichen Fragen seine Kommentare ab. Kennt sich in politischen Angelegenheiten aus, ist aber auch im Sport und Boulevard zu Hause. Eigentlich gibt es keinen Sachverhalt, zu dem er nicht einen Post abgeben könnte. Meint es meistens gut und will seinen Mitmenschen mit seinem Erfahrungsschatz weiterhelfen. Ist der Überzeugung, dass seine Meinung überall gefragt ist. Für ihn ist das Social Web eine tolle Erfindung. Konnten sich früher an der Bar seine Gesprächspartner zur Seite drehen, gibt es nun endlich eine Menge Leute, die seinen Kommentaren nicht mehr ausweichen können. Findet Anerkennung durch andere Kommentatoren, die seine Kommentare wieder kommentieren.

Der Dater

Nutzt das Social Web vor allem zu Flirts. Dating-Plattformen sind schon länger sein zu Hause, jetzt nutzt er Social-Media-Seiten, um Kontakte zum anderen Geschlecht zu knüpfen. Der Dater ist meist männlich, stellt Damen mit vorteilhaften Profilbildern Freundschaftsanträge und legt seine gesamte Energie dahinein, diese nun auch zu beeindrucken. Wichtig ist für ihn das eigene imposante Profil. Legt deshalb großen Wert auf sorgsam inszenierte „Schnappschüsse“, die ihn als tollen Hecht darstellen, und witzige, unwiderstehliche Kommentare. Das unterscheidet ihn deutlich von der ungezwungenen, lockeren Art, wie Digital Natives das Web nutzen. Will früher oder später die virtuellen Kontakte in das reale Leben übertragen und wirklich zu einem Treffen kommen.

Der Anarcho

Hat großen Spaß am Unsinn und Dada-Aktionen im Web. Bereichert ernsthaft geführte Diskussionen durch absurde Kommentare und ergötzt sich an den Reaktionen der konsternierten Userschaft. Unternehmen, die auf Social-Media-Plattformen unterwegs sind, haben vor ihm einen Höllenrespekt. Denn der Anarcho liebt es, Abstimmungen über neue Produktdesigns durch abwegige Vorschläge zu torpedieren, in dem Wissen, dass ihm viele in der Community folgen. Entwickelt ungeheure Energie, um ernst gemeinte Kontakte von Unternehmen zu ihren Fans ad absurdum zu führen. War früher der Klassenkasper, kann sich jetzt im Web so richtig ausleben. Ist ein großer Freund von Flash-Mobs.

Der Sammler

Ist auf Facebook, Studi-VZ und anderen Social-Media-Plattformen unterwegs, um so viele Freunde wie möglich zu finden. Versendet Freundschaftsanfragen in großem Stil, um die Zahl seiner Kontakte unaufhörlich in die Höhe zu treiben. Freunde der Freunde werden sofort kontaktiert, auf Absagen reagiert er stoisch, erneuert seine Anfragen in schöner Regelmäßigkeit. Glaubt, dass allein die Zahl der Freunde viel über seinen sozialen Status aussagt. Die Sammelleidenschaft erstreckt sich nicht nur auf seine Kontakte. Überall, wo es sonst was zu sammeln oder gewinnen gibt, ist er dabei. Die Pinnwand nutzt er vornehmlich, um seinen Bekanntenkreis im Web kontinuierlich zu erweitern. Nimmt auch gerne an Abstimmungen, gleich welcher Art, teil.

Der Ernsthafte


Hält das Social Web für eine gesellschaftliche Revolution. Endlich kann er sich in Diskussionen einschalten, die früher im realen Leben an ihm vorbeirauschten. Im Gegensatz zum Anarcho oder Kommentator setzt er sich mit dem Gesprächsgegenstand seriös auseinander. Bereichert Blogs und Foren mit sinnvollen Erkenntnissen. Dort wird vor allem seine Hilfsbereitschaft und seine Kenntnis des Internet geschätzt. Seine Tipps haben Hand und Fuß, seine Linkliste ist eine Bereicherung selbst für kompliziertere Fragestellungen. Wird von Unternehmen geschätzt, weil sie durch ihn tatsächlich neue Erkenntnisse erhalten. Bewertet sämtliche Käufe im Netz mit ausführlichen Kommentaren zum erworbenen Produkt. Ist auch abseits des virtuellen Treibens so etwas wie der gute Kumpel.

Der Poser

Ist ein Meister der Selbstinszenierung. Verbringt jede Menge Zeit damit, möglichst lässige Fotos und Filmchen aufzunehmen, die dann auf den einschlägigen Social-Web-Plattformen landen. Definiert sich über das Bild, nicht über Inhalte. Die Fotos zeigen ihn gerne inmitten lachender, feiernder Freunde, häufig auch an exotischen Plätzen. Zeigt damit, wie weitgereist und cool er ist, gibt damit den Takt für die Freunde seiner Community vor. Ist einer der Treiber im Social Web. Allein wegen ihm lohnt es sich, mehrmals am Tag die eigene Site aufzurufen. Unklar ist, wie er seine Zeit ohne die Erfindung des Internet heute verbringen würde. Ist auch im realen Leben ein selbstverliebter Poser mit Hang zu coolen Sonnenbrillen und der lockeren Attitüde.

Der Banalo

Seine Postings prägen den Diskurs auf den sozialen Plattformen. Verwendet seine Zeit hauptsächlich dazu, seinen nicht gerade aufregenden Alltag in kurzen Sätzen zu schildern. „Gehe jetzt erstmal einkaufen“, ist einer der typischen Sätze. „Weiß noch nicht, was ich heute abend fernsehe“, ein anderer. Bemerkenswert ist, dass er sich mit diesen Sätzen auch in alle möglichen Diskussionen einschaltet. Egal ob gerade über die Hochzeit von Prinz William und Kate diskutiert wird oder über den Zustand der Regierungskoalition, seine Kommentare unterbrechen jede Unterhaltung und holen sie wieder auf den Boden des Alltags zurück. Ist häufig dort zu finden, wo sich mehr als drei geistreiche Kommentare zu einem Thema aneinanderreihen. Spätestens dann folgt ein Satz wie: „Glaube, ich penn’ noch ne Runde.“

Zu den Autoren

Helmut van Rinsum und Frank Zimmer gehören seit vielen Jahren zur Redaktion von W&V, einem der größten Marketing-Fachmagazine in Europa. Helmut van Rinsum ist dort Stellvertretender Chefredakteur, Frank Zimmer Redaktionsleiter von W&V Online.

QUERVERWEIS
Publikation
Der Social-Media-Rausch: Wie der Hype und seine Propheten vom Wesentlichen ablenken
Die New Economy unseres Jahrzehnts heißt Facebook-Revolution. Doch was ist dran an dieser Revolution? Helmut van Rinsum und Frank Zimmer gehen gehen dem Hype auf den Grund und wagen eine schonungslose Analyse.
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37083 Göttingen

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