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Fachartikel, 25.07.2007
Risikomanagement – Teil 3
Frühwarnindikatoren und Risikokennzahlen
Welche Bedeutung haben Risikokennzahlen und Frühwarnindikatoren im Risikomanagement, welche sind besonders wichtig, und in wie fern ist es überhaupt notwendig, sich dazu zu äußern? Antworten auf diese Fragen erhalten Sie in diesem drittel der fünfteiligen Artikelserie von Dr. Monjau zum Thema Risikomanagement.
Eine Studie des Regionalarbeitskreises Baden-Württemberg im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater hat ergeben, dass Cash Flow, Mitarbeiterkompetenz, Zahlungsverhalten der Kunden, Auftragseingang, Betriebsklima und die Verfügbarkeit von IT-Systemen wichtige Frühwarnindikatoren sind. Weitere Kennzahlen zur Beurteilung der Risikolage lassen sich im Rahmen der Bilanzanalyse ableiten, insbesondere dann, wenn es sich um Kennzahlen moderner Verfahren der Bilanzanalyse handelt. Zu diesen Verfahren zählen die Multivariate Diskriminanzanalyse, die Künstlich Neuronale Netzanalyse und die Logistische Regression. Die so gewonnenen Kennzahlen lassen mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit eine Trennung solventer von insolvenzgefährdeten Unternehmen zu. In allen Ratingsystemen der Banken haben solche Kennzahlen Eingang gefunden. Die Schlussfolgerung: Nicht unendliche Zahlenfriedhöfe sollten Ihren Jahresabschluss schmücken, sondern nur solche Kennzahlen, die die wirtschaftliche Lage Ihres Unternehmens übersichtlich abbilden.

Frühwarnindikatoren

Im Rahmen einer Online-Befragung hat der BDU-Regionalarbeitskreis Baden-Württemberg Unternehmen, Beratern, Professoren und Finanzdienstleistern die Frage gestellt, ob Frühwarnindikatoren in den Unternehmen verwendet werden bzw. ihre Verwendung empfohlen wird, welche Bedeutung einzelne Indikatoren haben, wer zuständig ist und wie damit umgegangen wird. Die Ergebnisse der Befragung wurden in einer Studie vom BDU veröffentlich. Die wichtigsten Ergebnisse:

  • 57% der in Baden-Württemberg befragten Unternehmen gaben an, dass sie Frühwarnindikatoren in ihren Unternehmen einsetzen.
  • Bei kleineren Unternehmen waren dies nur 48%, bei größeren immerhin 70%.
  • Kapitalgesellschaften haben zu 62% Frühwarnindikatoren im Einsatz,
  • Personengesellschaften und Einzelunternehmen dagegen zu nur 45%.

Die klassischen Instrumente wie Planung und Reporting oder ABC-Analysen dominieren bei den Frühwarninstrumenten. Moderne Instrumente wie beispielsweise das Pre-Rating haben im Risikomanagement noch keinen Eingang gefunden. Dem Controlling wird die herausragende Bedeutung im Rahmen der Frühwarnung zugesprochen.

Von insgesamt 43 ausgewählten Frühwarnindikatoren aus sechs verschiedenen Bereichen (Finanzen, Strategie, Markt, Personal, Leistungswirtschaft und Informationstechnik) sind

  • Cashflow
  • Mitarbeiterkompetenz
  • Zahlungsverhalten der Kunden
  • Betriebsklima
  • Auftragseingang und
  • IT-Verfügbarkeit

die wichtigsten in den jeweiligen Bereichen. Grösstenteils sind die Frühwarnindikatoren in eine interne Berichterstattung eingebunden. Verantwortlichkeiten für einzelne Indikatoren sind festgelegt. Soll-Werte werden bei der Hälfte und Toleranzgrenzen bei nur einem Viertel der Unternehmen definiert.

Risikokennzahlen

Die Methoden zur Findung, Bewertung und Gewichtung der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen sind mit den Verfahren der Bilanzanalyse identisch. Grundsätzlich wird zwischen den traditionellen und den modernen Verfahren der Bilanzanalyse unterschieden.

Bei der traditionellen Bilanzanalyse werden aufgrund von Erfahrungswerten Kennzahlen ausgewählt und subjektiv zu einem Gesamturteil zusammengefasst. Wegen der Subjektivität dieser Methode kann nicht gewährleistet werden, dass zur Beurteilung der Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage die wirklich relevanten Kennzahlen herangezogen werden und somit nicht widersprüchliche Teilurteile zu einem falschen Gesamturteil führen. Die traditionelle Bilanzanalyse kann die Grundsätze ganzheitlich, objektiv und neutral nicht erfüllen.

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Die bekanntesten Vertreter der traditionellen Bilanzanalyse sind der ROI-Ansatz und das ZVEI-Kennzahlensystem.
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Die Verfahren der modernen Bilanzanalyse nutzen mathematisch-statistische Methoden und greifen auf grosse Datenmengen zurück. Zu diesen Verfahren zählen die Multivariate Diskriminanzanalyse (MDA), die Künstlich Neuronale Netzanalyse (KNNA) und die Logistische Regressionsanalyse (LRA). Alle Verfahren haben gemeinsam, dass Unternehmen in gesunde (solvente) und kranke (insolvenzgefährdete) klassifiziert werden.

Prominente Vertreter der modernen Bilanzanalyse sind das BBR Baetge-Bilanz-Rating (KNNA) und das RiskCalc™ Germany von Moodys (LRA).
RiskCalc ermittelt die folgenden neun Kennzahlen zur Beurteilung der Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage:

  • Umsatzrentabilität - I < S

    Ordentliches Betriebsergebnis
    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Umsatz

  • EBDIT-Rentabilität - I < S

    (Jahresüberschuss + Zinsergebnis + Steuern + Abschreibungen)
    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Bilanzsumme

  • Personalaufwandsquote (inkl. bezogene Leistungen) - I > S

    (Personalaufwand + bezogene Leistungen)
    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Umsatz

  • Umsatzwachstum

    Umsatz
    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Umsatz (Vorjahr)

  • Finanzkraft - I < S

    Ertragswirtschaftlicher Cash Flow
    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    (Rückstellungen + Verbindlichkeiten – Erhaltene Anzahlungen)

  • Eigenkapitalquote - I < S

    (Haftendes Eigenkapital – Immaterielle Vermögensgegenstände)
    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    (Bilanzsumme – IV – Flüssige Mittel – Grundstücke und Bauen)

  • Fremdkapitalstruktur - I > S

    (Verbindlichkeiten aus L u. L + Akzepte + Bankverbindlichkeiten)
    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    (Rückstellungen + Verbindlichkeiten – Erhaltene Anzahlungen)

  • Nettoverschulung - I > S

    Kurzfristige Verbindlichkeiten – (Schecks + Kassenbestand)
    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Bilanzsumme

  • Kapitalbindungsdauer - I > S

    (Verbindlichkeiten aus L u. L + Akzepte) x 360
    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Umsatz

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Anmerkung:
I > S = insolvenzgefährdete Unternehmen haben im Durchschnitt eine höhere Kennzahl
I < S = insolvenzgefährdete Unternehmen haben im Durchschnitt eine niedrigere Kennzahl
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Wollen Sie eine Gesamtnote, ermittelt Moodys mittels Gewichtung der Kennzahlen und unter Berücksichtigung von Ausfallwahrscheinlichkeiten Ihr Ergebnis auf einer international anerkannten Skala. Weitere Informationen hierzu finden Sie auch in folgendem Dokument zum Download.

Will man sich diesen letzten Schritt sparen, beobachten Sie einmal die Entwicklung dieser neun Kennzahlen im Zeitverlauf. Sollten sich einige in Richtung Insolvenzgefährdung entwickeln, ist höchste Wachsamkeit angesagt.

Lesen Sie im vierten Teil dieser fünfteiligen Serie zum Risikomanagement über die Bedeutung des internen und externen Riskoreportings. Um zu den anderen Beiträgen dieser Artikelserie zu gelangen, klicken Sie bitte auf einen der nachfolgenden Hyperlinks:

Risikomanagement - Teil 1: Nutzen und Mehrwerte
Risikomanagement - Teil 2: Aufbau und Organisation
Risikomanagement - Teil 3: Frühwarnindikatoren und Risikokennzahlen
Risikomanagement - Teil 4: Internes und externes Risikoreporting
Risikomanagement - Teil 5: Scoring und Rating

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