Autobahnen für Lkw gesperrt, Flughäfen dicht – und die Deutsche Bahn riet Reisenden sogar vom Zugfahren ab. Aus "Kapazitätsengpässen", wie es hieß.
Immer wieder für Possen in Sachen Unternehmensführung gut: die Deutsche Bahn AG.
Es ist schwer zu begreifen: Das seit langer Zeit bekannte Phänomen des Schneefalls im Winter überrascht die professionellen Beförderer und Winterdienste immer wieder aufs Neue und sorgt für anhaltendes Chaos in ganz Europa. Dabei spielt es keine Rolle, ob der zu erwartende Schneefall bereits eine Woche oder einen Tag vorher angesagt wird. Gehandelt wird erst dann, wenn er da ist.
Doch es ginge auch anders: Es könnten bereits im Vorfeld ausreichend Mitarbeiter rekrutiert, funktionierende Notfallpläne aufgestellt und die Räumtrupps verdreifacht werden. Auch sollten Enteisungsmittel und Streusalz nicht schon im Dezember knapp werden. Und schließlich sollten verlässliche Allianzen mit anderen Passagier- und Frachtlogistikern organisiert werden. Doch stattdessen sitzen wieder einmal mehrere tausend Reisende zähneknirschend an vielen deutschen und auch europäischen Flughäfen fest.
Den Vogel schießt dabei die Deutsche Bahn ab, die einmal mehr zeigt, mit wie wenig privatwirtschaftlichem und kundenorientiertem Unternehmensgeist sie geführt wird: statt sich über den Nachfrageboom zu freuen und das Geschäft des Jahres mitzunehmen, um die an den Flughäfen Gestrauchelten zwar zeitlich verspätet, aber sicher nach Hause zu bringen, bittet die Bahn per TV, Radio und Internet auf Zugreisen zu verzichten, mit dem Hinweis, dass die Züge sehr voll seien.
Diese Handlungsweise ist für Unternehmer schwer nachvollziehbar. Für Maler, die im Frühjahr mit Aufträgen überrollt werden, für Automobilzulieferer, die dreischichtig an 7 Tagen in der Woche sehen müssen, wie sie ihre Produkte qualitativ hochwertig und terminlich rechtzeitig abliefern und für Gastwirte, die nach einem verregneten Samstag den Ansturm des sonnengefluteten Sonntags in ihren Biergärten bewältigen müssen. Keiner von ihnen käme auf die Idee, die Kunden zu bitten, zu Hause zu bleiben bzw. keine Aufträge zu vergeben. Zum Glück sind die richtigen Unternehmer in der Überzahl!