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Fachartikel, 16.04.2007
Management (allgemein)
Werteorientierte Unternehmensführung stärkt Unternehmen und die Gesellschaft – ein Interview
Mehr denn je droht der stetig steigende Leistungsdruck den Einzelnen ebenso wie Unternehmen zu erschöpfen. Um diesem entgegen zu wirken und vorzubeugen, bedarf es einer auf neuen Wertekultur, die nicht das Wohl einiger Weniger über das der Mehrheit stellt. In einem Interview erläutern der Verleger Dr. Florian Langenscheidt und Dr. Dr. Cay von Fournier, warum eine werteorientierte Unternehmensführung sowohl für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen als auch den Erhalt unseres gesellschaftlichen Wohlstands unabdingbar sind.
Langfristig werden Unternehmen scheitern, die gegen anerkannte ethische Werte, wie Anständigkeit, Ehrlichkeit, Offenheit, Gerechtigkeit und Zuverlässigkeit (um nur einige zu nennen), verstoßen. Solange massive Verstöße gegen das ethische Grundverständnis jedoch ohne Folgen bleiben, wird der Werteverfall anhalten. Diesen können wir nur stoppen, wenn wir wieder dazu übergehen, sowohl moralisch als auch konsequent zu handeln. Für beides stehen Dr. Florian Langenscheidt, Verleger und Initiator der Hilfsorganisation "Children for a better world" und Dr. Dr. Cay von Fournier, Buchautor und Gründer des SchmidtColleg. In dem nachfolgenden Interview erläutern beide, die unternehmerische und gesellschaftliche Bedeutung einer auf ethisches Handeln ausgerichteten und sozialverantwortlichen Unternehmensführung.

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Frage: Herr Langenscheidt, Sie führen ein Plädoyer gegen den Egoismus. Warum, denken Sie, kann uns nur Teamgeist aus der Krise retten?
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Florian Langenscheidt: Wir wissen aus der Wirtschaft, dass wir im Team immer besser sind. Wir wissen aus der Psychologie, dass der Weg zum persönlichen Glück immer über den Umweg des Glücks anderer führt, dass also das Engagement für andere glücklicher macht, als sich nur um das eigene Fortkommen zu kümmern. Die Ich AG treibt langfristig in den Konkurs angesichts der Wir AG. Dies zu erkennen ist eine Frage der Reife und Menschenkenntnis.

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Frage: Das klingt ja alles sehr interessant, aber was ist mit der Wirtschaft und deren Gesetzen?
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Florian Langenscheidt: Sehen Sie, wir brauchen uns nicht das Selbstverständliche zu bestätigen und noch schlimmer wäre es, diese Gesetze plötzlich ändern zu wollen: Natürlich kann Wohlstand nur entstehen durch Wettbewerb, Leistungswille, Ergeiz und einer gesunden Portion Egoismus. Natürlich ist der Kapitalismus das einzige System, das uns weiterbringt. Aber das alles muss beseelt werden durch Menschlichkeit, Wärme, Spontaneität und Leidenschaft. An seine eigene Schulter kann man sich nicht lehnen und dem Menschen an sich ist die Mit-mir-nicht-Mentalität einer erkalteten Gesellschaft fremd. Wir Menschen brauchen einander in einem existentiellen Sinn.

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Frage: Und was bedeutet dies für den einzelnen Menschen?
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Florian Langenscheidt: Ebenso wie wir wissen, dass unsere Leistungsgesellschaft für den Fortschritt verantwortlich ist, müssen wir davon überzeugt sein, dass die darauf basierende Marktwirtschaft eine soziale sein muss. Nun dürfen wir die Gestaltung dieser sozialen Komponente aber nicht alleine dem Staat überlassen. Wir alle sind gefordert, dem Kapitalismus Seele einzuhauchen und ihm zur größtmöglichen Menschlichkeit zu verhelfen. Jeder ist hier in seinem Bereich mit ganz persönlichen Zielen und Methoden, mit ganz individuellen Interessen und Motiven gefragt. Ob durch ehrenamtliches Engagement, Spenden oder als Stifter – Mitgefühl hat viele Gesichter und lässt Werte in unserer Gesellschaft wieder lebendig werden.

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Frage: Herr von Fournier, Sie sehen ebenfalls ein moralisches Wertesystem als einzig mögliche Grundlage für eine gute Führung im Mittelstand. Von welchen Werten sprechen Sie in diesem Zusammenhang?
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Cay von Fournier: Zunächst möchten wir im SchmidtColleg – auch mit dem Werte-Kongress am 5. Mai in Stuttgart - dazu anregen, die Dimension der Werte überhaupt wieder in das Unternehmen zu integrieren. Wenn Sie nach konkreten Werten fragen, so nenne ich zum Beispiel als Grundlage der Führung die sieben Kardinaltugenden: Als Basis dienen die Werte

::: Gemeinschaft und damit die Weisheit und Einsicht, dass wir der Gemeinschaft verpflichtet sind, denn es wird keine Freiheit ohne Verantwortung geben,

::: Tapferkeit oder eben die Willenskraft, auch unangenehme Entscheidungen zu treffen,

::: Besonnenheit und Gerechtigkeit als die zentrale Tugend der Antike.

Hinzu kommen Vertrauen, Optimismus und Wertschätzung, basierend auf den drei Tugenden christlichen Ursprungs: Glaube, Hoffnung und Liebe. Eigentlich wissen die Menschen, welche Werte wertvoll sind. Wir müssen sie aber auch leben. Nehmen Sie den Wert Ehrlichkeit. Wenn zwei Unternehmer etwas abmachen, so sollten das Wort und der Handschlag auch Gültigkeit haben. Wo finden Sie das heute noch? Der Preis, den wir dafür bezahlen, dass uns die Werte abhanden kommen, ist groß und wird noch viel größer werden.

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Frage: Werte sind ja gut und schön, wo aber bleibt die konkrete Umsetzbarkeit für Unternehmen, die ja nach Lösungsstrategien suchen.
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Cay von Fournier: Die Orientierung erfolgt meist von außen nach innen, was heißt, dass sich jeder Einzelne an der Ebene über ihm orientiert. Findet also ein Werteverfall statt, wie dies derzeit zu beobachten ist, und bereichern sich „die da oben„ auf Kosten „der da unten”, so ist es kaum verwunderlich - wenn auch nicht entschuldbar -, wenn dem Einzelnen die Werte abhanden kommen. Es braucht bei den Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik wieder glaubhafte Vorbilder, nur so kann unser Land aus dieser Vertrauens- und Orientierungskrise herausgeführt werden.

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Frage: Wie aber kann Ethik und Moral praxisnah gelebt werden?
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Cay von Fournier: Die einfachste moralische Richtlinie ist die goldene Regel: „Handle so, wie Du behandelt werden willst„. Dies setzt jedoch ein intaktes Wertesystem des Handelnden voraus. Es kann auch der kategorische Imperativ von Kant angewandt werden: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.” Hier sei jedoch angemerkt, dass für dessen Umsetzung ethische Rahmenbedingungen vorliegen müssen. Eine weitere Möglichkeit bietet der utilitaristische Ansatz: „Handle so, dass großer Nutzen entsteht", der eine Diskussion über den Nutzen unserer Handlungen voraussetzt. Die wohl einfachste Form ist die Öffentlichkeits-Regel: „Handle so, als ob es alle wissen könnten.

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Frage: Wie macht es sich bemerkbar, ob ein Unternehmen nach moralischen Werten handelt oder nicht?
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Cay von Fournier: Sie merken es sofort, wenn sie mit solchen Unternehmen zu tun haben. Es strahlt aus – durch die Menschen, die diese Werte leben. Es ist sehr angenehm, mit solchen Unternehmen zu arbeiten und ich glaube, dass dies in Zukunft ein immer wichtigerer Wettbewerbsfaktor werden wird. Der Preis als alleinige Entscheidungsgrundlage kann es nicht sein, denn es gibt immer einen, der billiger ist. Entweder wir lernen also wieder, Werte und Wert in Einklang zu bringen oder wir gehen zugrunde. Ich bin Optimist und glaube an das Gute im Menschen, auch wenn einem oft das Gegenteil gezeigt wird. Aber unsere Europäische Gesellschaft hat gezeigt, dass wir immer mehr aufgebaut als zerstört haben. Wir lernen dazu und leben in einem wohlhabenden und friedlichen Europa, dass es so noch nie in der Geschichte gab. Wir sollten wesentlich stolz darauf sein und optimistisch in die Zukunft blicken.
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