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Fachartikel, 24.10.2011
Nachhaltig Werte schaffen
Leitlinien wirksamer Unternehmensführung
Unternehmen können nur dann langfristig erfolgreich agieren, wenn werteorientiertes Handeln und soziale Verantwortung zu den Grundmaximen zählen.

„Wo das Bewusstsein schwindet, dass jeder Mensch uns als Mensch etwas angeht, kommen Kultur und Ethik ins Wanken.“   Albert Schweizer

Wie können wir noch schneller werden? Wie können wir noch weitere und höhere Ziele erreichen? Diese Fragen treiben uns in unserer heutigen Leistungsgesellschaft jeden Tag an; füllen unser Denken und Handeln oftmals völlig aus. Wir fokussieren uns häufig auf eher oberflächliche, materielle Themen (Welche Ausstattung soll mein nächster Firmenwagen haben? Brauche ich ein neues iPhone?) und finden für die wesentlichen Fragen unseres Lebens und Schaffens keine Zeit. Wir kümmern uns hauptsächlich um unseren Schein, ohne uns unser Sein bewusst zu machen und somit auf unser Bewusstsein zu achten. Wir denken in ökonomischen Größen und nicht in ethischen Zusammenhängen.

Das Problem: Die reine Konzentration auf Zahlen und Fakten bedingt, dass wir die Menschen um uns herum – unsere Kunden, Mitarbeiter, Geschäftspartner und häufig auch unsere Familien – aus dem Blick verlieren. Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene bringt dies noch weitaus tiefere Verwerfungen mit sich. Es ist also notwendig, dass wir unser Bewusstsein immer wieder auf den Prüfstand stellen und uns fragen:

  • Was ist uns wirklich wichtig?
  • Stellen wir uns die richtigen Fragen und haben wir Antworten darauf?
  • Übernehmen wir tatsächlich Verantwortung für das, was wir tun - und auch für das, was wir nicht tun?

Langfristiger Erfolg ist nur auf der Basis eines bewussten und ethischen Handelns möglich. Doch was heißt das konkret? Eigentlich ist die Orientierung über ethisches Handeln ziemlich einfach. Es geht darum, dass wir abends guten Gewissens in den Spiegel sehen können – als Mensch, als Führungskraft und als Unternehmer.

Die Philosophie der Wirksamkeit

Führungskräfte und Unternehmer sollten sich immer wieder folgende Fragen stellen:

  • Beruht meine (Unternehmens-/Mitarbeiter-)Führung auf Anständigkeit?
  • Folge ich der goldenen Regel „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu“?
  • Werde ich meiner sozialen Verantwortung als Führungskraft/Unternehmer gerecht?
  • Was möchte ich in Zukunft tun, um mehr soziale Verantwortung zu übernehmen?
  • Welche Bedeutung hat mein Unternehmen und unser Tun für die Volkswirtschaft?
  • Bin ich mir dieser Verantwortung bewusst und fördere ich diese in meinem Umfeld?
  • Wird mein Unternehmen seiner ökologischen Verantwortung gerecht?
Verantwortung auf drei Ebenen

Bewusste Unternehmensführung heißt, anständig und fair mit den Mitarbeitern und Kunden umzugehen, ebenso mit Geschäftspartnern, Lieferanten und auch mit dem Wettbewerb. Unternehmen, die ihre Verantwortung so definieren, folgen dem Unternehmens-Werte-Ansatz (Stakeholder Value) und setzen auf Nachhaltigkeit. Unternehmen, die das kurzfristige Geschäft bevorzugen, und Manager, die lieber abkassieren als Werte zu schaffen, folgen dem Unternehmens-Wert-Ansatz (Shareholder Value). Bewusste Unternehmensführung wird auf drei Ebenen praktiziert, die von innen nach außen wirken. Dies sind
  • die Ebene des Individuums, also jedes einzelnen Menschen,
  • die Ebene des Umfelds des Unternehmens und
  • der gesellschaftspolitische Rahmen, in den das Unternehmen eingebunden ist.
Die persönliche Ebene der Unternehmensführung betrifft die Verantwortlichkeit jedes Einzelnen innerhalb eines Unternehmens vom Unternehmer über die Führungskräfte bis hin zu jedem Mitarbeiter. Hier spielen die persönlichen Wertesysteme eines jeden im Unternehmen agierenden Menschen eine Rolle. Die Aufgabe des Unternehmens ist es, in einem Auswahlverfahren diese Menschen bei der Einstellung auch auf ihre Werte hin zu prüfen. Häufig stehen in den Personalabteilungen jedoch fachliche Kriterien im Vordergrund – die so genannte Kompetenz, also die theoretischen und praktischen Fähigkeiten (Wissen und Können) eines Menschen. Kompetenz ist messbar und als sachliche Zuständigkeit die Domäne des Managements. Hier geht es um Techniken, Wissen und Fertigkeiten auf der materiellen Ebene: Jemand, der kompetent ist, versteht sein Fach. Er muss aber nicht zwangsläufig einen guten Charakter haben, und genau das ist es, was Unternehmen häufig unterschätzen. Wenn kein ethischer Einstellungsfilter verwendet wird, kann dies negative Auswirkungen nach sich ziehen, wie etwa Machtmissbrauch, Hinterziehung, Mobbing, „krankfeiern“, Diebstahl von Unternehmenseigentum, Beschädigung und Unehrlichkeit. Stimmen Kompetenz und Charakter überein, muss der neue Mitarbeiter aber immer noch zur Unternehmenskultur und zum Team passen. Dies alles gilt es, bei der persönlichen Ebene hinsichtlich einer bewussten Unternehmensführung zu berücksichtigen.    

Auf der Ebene des Unternehmensumfeldes wird das Unternehmen selbst als moralisch handelnde Person gesehen, die soziale Verantwortung übernimmt. Diese Person tritt ebenso gegenüber Kunden auf wie gegenüber Mitarbeitern, Gesellschaft, Umwelt, Lieferanten, Partnern, Banken und anderen. Die negativen Auswirkungen unethischen Handelns auf dieser Ebene zeigen sich in jeder Form des Ausnutzens oder Übervorteilens, des Betrügens oder Hinterziehens. Was moralisch verwerflich ist, scheint in diesem Bereich schwerer definiert werden zu können als bei der Frage, was legal/illegal ist. Unternehmer sind hier verantwortlich für ihre Mitarbeiter und auch für ihre Kunden und Geschäftspartner. Die Qualität dieser Gemeinschaft wird von mehr Faktoren bestimmt als der reinen Ökonomie. Wenn wir wollen, dass sich unsere Mitarbeiter für das Unternehmen engagieren, dann müssen wir auch bereit sein, uns für sie zu engagieren. Wie sieht es aus, wenn ein besonderer Fall in der Familie eintritt, wie zum Beispiel schwere Krankheit oder ein anderer Schicksalsschlag? Wie bringen wir uns als Unternehmen ein? Kennen wir die private Situation unserer Mitarbeiter? Sind wir bereit, bei finanziellen Schwierigkeiten auszuhelfen und zum Beispiel ein Firmendarlehen zu geben? Wie sieht es aus, wenn einer unserer guten Kunden in Not gerät? Sind wir bereit, zu helfen – über unseren reinen Eigennutzen hinaus? Soziale Verantwortung bezieht auch die gesellschaftliche Not und die Not auf dieser Welt mit ein. Sie folgt dem Grundsatz des Teilens: Wenn ich viel habe und es mir gut geht, gebe ich ab, auch ohne zu müssen.

Die gesellschaftliche Ebene beschreibt das wirtschaftliche Zusammenleben der Unternehmen in einem gesellschaftspolitischen Rahmen. Wirtschaftspolitik, Tarifverträge und Gesetzestexte versuchen, diese Ebene zu regeln. Negative Auswirkungen unethischen Handelns sind neben dem Erschleichen von Subventionen und Steuerhinterziehung jede Form der ungerechten Überregulierung und des Machterhalts aus Eigennutz. Die Verantwortung, die wir als Unternehmer tragen, ist neben der beschriebenen unternehmerischen und sozialen Ebene auch eine volkswirtschaftliche und eine ökologische. Die volkswirtschaftliche Verantwortung bezieht sich auf das Bezahlen von Steuern und die Ehrlichkeit vor dem Finanzamt aus reinem Verantwortungsbewusstsein. Auch wenn der Staat schlecht wirtschaftet, besteht dennoch die Pflicht, mit Steuern zu den Aufgaben des Staates beizutragen. Ebenso betrifft dies die sozialen Sicherungs- und Vorsorgesysteme. Auch wenn wir hier viele Probleme haben, so leben wir immer noch in einem Land mit einer sehr guten Infrastruktur, einem guten Bildungsniveau und guter medizinischer Versorgung. Verantwortung heißt, dies alles zu schützen und durch bewusste Führung auch zu demonstrieren.

Die sieben Grundsätze einer wirksamen Unternehmensführung

  1. Klarheit: das heißt, klar zu sagen, welche Grundsätze im Unternehmen gelten und worauf es der einzelnen Führungskraft ankommt.
  2. Konsequenz: das heißt, Ideen zu haben UND diese auch umzusetzen.
  3. Konzentration: das heißt, wer sich konzentriert, der wächst. Worauf verwende ich meine Energie? Was wollen wir NICHT anbieten?
  4. Kultur : das heißt, das Miteinander im Unternehmen zu regeln.
  5. Kompetenz: das heißt, das Wissen als Grundlage des Erfolgs zu erkennen.
  6. Kreativität: das heißt, das innovative Potential im Unternehmen zu nutzen.
  7. Kundennutzen: das heißt, dass Unternehmen genau diesen bieten müssen, um vernünftige Preise zu erzielen.
Die Natur ist die Grundlage unseres Lebens, und glücklicherweise ist ein bewusster Umgang mit unserer Umwelt heute schon wesentlich selbstverständlicher geworden. Dennoch gibt es immer noch viele Unternehmen, die keine oder nicht genug ökologische Verantwortung übernehmen und die sich keine Gedanken darüber machen, ob sie im ökologischen Sinne nachhaltig wirtschaften und ihr Verhalten gegenüber der Natur rechtfertigen können.

Wir brauchen kein neues Wertesystem, da wir in unserer Gesellschaft bereits ein gutes haben. Wir müssen aber wieder dazu übergehen, sowohl moralisch als auch konsequent zu handeln. Dies ist und bleibt die Grundlage eines langfristigen unternehmerischen Erfolgs. So parken wir vielleicht nicht immer mit dem allerneuesten Sportwagen vor der Tür, dafür aber erreichen wir Balance – und zwar nicht nur in den Ergebnissen und der Entwicklung unserer Unternehmen, sondern auch in unserem eigenen Leben.
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ZUM AUTOR
Über Dr. Dr. Cay von Fournier von Fournier
SchmidtColleg GmbH & Co. KG
Dr. Dr. Cay von Fournier ist seit seinem 22. Lebensjahr Unternehmer. Zudem ist er Arzt und Trainer für Unternehmensführung. Der promovierte Mediziner und Wirtschaftswissenschaftler lernte vor 20 Jahren das Führungssystem ...
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