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Fachartikel, 14.05.2008
Problem erkannt
Betriebliche Gesundheitsförderung für die Azubis
Viele Berufseinsteiger klagen bereits über Rückenschmerzen oder ähnliche Beschwerden. Und: Auszubildende (Azubis) sind im Durchschnitt häufiger krank als ihre älteren Kollegen. Deshalb integrieren immer mehr Unternehmen in ihre Ausbildungsprogramme Gesundheitsfördermaßnahmen. Eine Investition, die sich für die Betriebe rechnet...
„Mit weit aufgerissenem Mund gähnen, um wieder hellwach zu werden, das mache ich im Büro lieber nicht“, sagt Beatrice Walz. Doch die anderen im Programm „Azubi-Fit“ der Bausparkasse Schwäbisch Hall vorgestellten Übungen will die angehende Bankkauffrau „auf alle Fälle ausprobieren“.

„Gut so“, lobt Liane Pöhlmann, Koordinatorin betriebliches Gesundheitsmanagement bei der AOK Heilbronn-Franken, die 21-jährige. Pöhlmann hat die Trainingsreihe „Azubi-Fit“ mitkonzipiert. Ihr Ziel: Die 250 Azubis von Schwäbisch Hall sollen möglichst früh lernen, sich körperlich und geistig fit zu halten - noch bevor sie die ersten Zipperlein plagen. „Denn dann lassen sich die meisten Zivilisationskrankheiten nicht mehr vermeiden.“ Zum Beispiel viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Oder Erkrankungen des Bewegungsapparats, zu denen auch Rückenbeschwerden zählen.

Um diesen Prozess zu vermeiden, haben inzwischen einige Unternehmen Gesundheitsfördermaßnahmen in ihre Ausbildungen integriert – neben Schwäbisch Hall zum Beispiel die Konzerne Bosch und DaimlerChrysler. Auch beim Edelmetall- und Technologiekonzern Heraeus, Hanau, und beim Autozulieferer BPW Bergische Achsen, Wiehl, gibt es spezielle Azubi-Fitness-Programme – ebenso beim Maschinenbauer Kocher-Plastik aus dem schwäbischen Sulzbach-Laufen.

Diese Unternehmen zählen zu den Vorreitern in Deutschland. Denn viele Personalleiter klagen zwar, die Azubis würden immer dicker und seien vielfach nicht nur geistig, sondern auch körperlich unbeweglich. „Aber wenige Betriebe tun etwas dagegen“, kritisiert Michael Treixler, Geschäftsführer des Präventionsspezialisten Skolamed in Königswinter (bei Bonn).

Azubis sind häufiger krank

Dabei wäre dies sinnvoll. Denn Azubis fehlen im Schnitt häufiger krankheitsbedingt als ihre älteren Kollegen. Viele plagen zudem schon Rückenbeschwerden. Eine Untersuchung bei Heraeus ergab: Fast jeder dritte Azubi hat bereits zu Beginn der Ausbildung regelmäßig Rückenschmerzen. „Wie wird das erst sein, wenn die Azubis von heute erst einmal 40 oder 60 Jahre alt sind?“, fragt sich deshalb Liane Pöhlmann von der AOK. Diese Frage stellen sich auch immer mehr Unternehmen - unter anderem weil aufgrund des demografischen Wandels junge Fachkräfte zunehmend rar werden.

Diese wertvollen Mitarbeiter „frühzeitig aufs richtige Gleis setzen“ - das möchten die Unternehmen mit ihren Gesundheitsprogrammen für Azubis. Denn: „Die meisten jungen Menschen sind zwar gesund. Sie verhalten sich aber nicht so, dass sie gesund bleiben“, weiß Raimund Reik. Er ist bei Heraeus für die Gesundheitsförderung zuständig und hat eine Azubi-Studie verfasst. Sie kam zum Ergebnis: Es gibt zwei Gruppen von Jugendlichen. Die einen sind in ihrer Freizeit sportlich sehr aktiv. Die anderen hingegen bewegen sich viel zu wenig. Sie verbringen weit mehr Zeit vorm Fernseher und Computer, als mit Sport. Und dass viele Jugendliche lieber Pommes als Salat essen, ist kein Geheimnis. Diesem gesundheitsschädigenden Verhalten versuchen die Betriebe gemäß dem Motto „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ mit ihren Förderprogrammen entgegen zu wirken.

Gesundheitsförderung lohnt sich

„Möglichst früh mit der Gesundheitsförderung zu beginnen, ist auch betriebswirtschaftlich sinnvoll“, betont Dr. Martin Braun, Experte für menschengerechte Arbeitsgestaltung beim Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, Stuttgart. „Wenn Mitarbeiter häufig erkranken oder wegen Kopfschmerzen unkonzentriert sind, kostet das die Unternehmen mittelfristig mehr als wenn sie Entspannungskurse oder Rückengymnastik anbieten.“ Das bestätigen Kosten-Nutzen-Berechnungen von Schwäbisch Hall. Die Bausparkasse spart durch ihre freiwilligen Fördermaßnahmen, die von Fitnesskursen bis hin zu individuellen Gesundheitscoachings reichen, einen sechsstelligen Betrag pro Jahr, weil die Mitarbeiter seltener und kürzer erkranken.

Ob sich die Azubi-Programme ebenso gut rechnen, weiß das Unternehmen noch nicht. „Aber wir erwarten ähnliche Ergebnisse - oder sogar bessere“, ist Jürgen Ley, der für das Gesundheitsmanagement bei Schwäbisch Hall verantwortlich ist, überzeugt. Denn die Teilnahme an „Azubi-Fit“ ist Pflicht – also machen auch die größten Sportmuffel und Fast-Food-Fans mit. Bei den meisten betrieblichen Gesundheitsfördermaßnahmen ist dies anders. Sie setzen notgedrungen auf Freiwilligkeit. „Denn kein Betrieb kann seinen Mitarbeitern vorschreiben, was diese in ihrer Freizeit zu tun. Deshalb erreichen die Maßnahmen oft nur die Mitarbeiter, die ohnehin gesundheitsbewusst leben“, weiß Michael Treixler von Skolamed.

Geistig und körperlich fit bleiben

Bei den Azubi-Gesundheitsförderprogrammen setzen die Unternehmen unterschiedliche Schwerpunkte. Der Achsenhersteller BPW möchte unter anderem die Rückenmuskulatur seiner jungen Mitarbeiter stärken, denn die Azubis in der Produktion müssen viel stehen, heben und tragen. Beim Finanzdienstleister Schwäbisch Hall hingegen, bei dem die Mitarbeiter fast ausschließlich an Schreibtisch und Bildschirm arbeiten, spielen auch Konzentrations- und Entspannungsübungen eine wichtige Rolle. Gemeinsam ist den Programmen jedoch: Neben der körperlichen soll die geistige Fitness gefördert werden. „Das ist wichtig“, erklärt Arbeitsexperte Braun, „denn bei den meisten Erkrankungen spielt der Faktor Stress beziehungsweise Umgang mit Stress eine wichtige Rolle. Was eine Person als Stress erlebt und wann sie gestresst reagiert, ist jedoch sehr subjektiv.“

Die meisten Azubis sind für Entspannungstipps offen. „Besonders gut kommen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Fördermaßnahmen an, die aus ihrer Sicht eine positive ‚Lifestyle-Komponente’ enthalten – zum Beispiel Kurse in der Kletterhalle oder Schnupperstunden in Fitnessstudios“, weiß AOK-Expertin Pöhlmann . „Für die klassische Betriebssportgruppe hingegen fühlen sich die Auszubildenden meist zu jung.“ Also gilt es spezielle Angebote für sie zu schneidern.

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