VOLLTEXTSUCHE
Fachartikel, 28.03.2008
E-Procurement
Elektronische Beschaffung erwacht aus dem Dornröschenschlaf
Darauf ausgerichtet, den Einkauf transparenter und kostengünstiger zu gestalten, war es lange Zeit um das Thema „elektronische Beschaffung“ (engl. E-Procurement) ruhig geworden. Der Markt für IT-gestützte Beschaffungslösungen kommt jedoch langsam wieder in Bewegung - nicht zuletzt auch deshalb, weil ERP-Riesen wie Oracle und SAP mit wachsender Aggressivität dabei sind, eigene SRM- bzw. E-Procurement-Lösungen im Markt zu positionieren.
Es ist knapp 10 Jahre her, dass B2B-Marktplätze im Internet noch als Revolution und E-Procurement-Anbieter als Pioniere des E-Business gefeiert wurden. Fast scheint es, als ob der IT-Beschaffungsmarkt seit den turbulenten E-Business-Boomzeiten in einen Dornröschenschlaf gefallen ist und erst jetzt ganz langsam daraus erwacht. Tatsächlich haben sich IT-Lösungen in der Beschaffung weniger stark durchgesetzt als ursprünglich angenommen. Belege dafür liefert unter anderem das "Stimmungsbarometer Elektronische Beschaffung", einer vom BME und der Universität Würzburg jährlich publizierten Befragungsstudie. So deuten die Ergebnisse zwar an, dass heute ein Großteil der deutschen Unternehmen elektronische Kataloge zur Beschaffung einsetzt. Ein genauerer Blick auf die Befragungsresultate zeigt jedoch, dass die Mehrheit der E-Katalognutzer gerade einmal die Hälfte oder weniger des katalogfähigen Beschaffungsvolumens über elektronische Bestellsysteme abdeckt.

Mit anderen Worten: Nur ein Teil der katalogfähigen Ware wird von den meisten Unternehmen heute elektronisch bestellt – typischerweise über kostenlose Shop-Systeme von Lieferanten. Der Rest wird nach wie vor über traditionell per Telefon und Fax bestellt. Sicher lässt sich mit Shop-Lösungen der Einkauf an der einen oder anderen Stelle vereinfachen. Dass sie jedoch zu einer spürbaren Entlastung der Einkaufsverantwortlichen von operativen Tätigkeiten oder gar zu einer Prozesskostenersparnis führen, darf bezweifelt werden. Hinzu kommt, dass gerade einmal 20 bis 30 Prozent der Unternehmen IT-Lösungen zur Unterstützung von Sourcing- und Collaboration-Prozessen einsetzen. Von der Vision eines IT-gestützten Supplier Relationship Management (SRM) scheinen die meisten Einkaufsorganisationen in deutschen Unternehmen also noch weit entfernt.

Es spricht jedoch Einiges dafür, dass sich der Dornröschenschlaf im IT-Beschaffungsmarkt langsam dem Ende neigt. Denn die Einkaufsleiter werden, ähnlich wie ihre Kollegen aus der IT, im Zuge der Outsourcing-Diskussion zunehmend dazu angehalten, ihren Wertbeitrag für das Business aufzuzeigen. Und dies funktioniert nur, indem die Einkaufsverantwortlichen von operativen Prozessen entlastet werden und Aufgaben der strategischen Beschaffung in den Fokus rücken. Ohne IT-Unterstützung sowohl für die operative als auch für die strategische Beschaffung ist dies kaum zu bewerkstelligen. Die erstaunlich positive Geschäftsentwicklung vieler IT-Beschaffungsspezialisten in den Geschäftsjahren 2006 und 2007 deutet ebenfalls auf eine Trendwende hin.

Offen ist, welche Anbieter es schaffen werden, die Dornenhecke endgültig zu durchbrechen. Denn laut Analysen von Berlecon Research gibt es nach wie vor mehr als 30 IT-Beschaffungsspezialisten, die sich um die knappen Budgets der Einkaufsleiter im deutschen Markt bewerben. Selbst bei einem nachhaltigen Wachstum des IT-Beschaffungsmarktes ist eher mit einer weiteren Konsolidierung zu rechnen. Dafür spricht auch die steigende Relevanz kostenloser E-Procurement-Angebote von Lieferanten, die über einfache Shop-Angebote hinausreichen.

Ein gutes Beispiel in diesem Zusammenhang ist Simple System - eine für einkaufende Unternehmen kostenlose E-Procurement-Plattform, die durch eine strategische Allianz führender Systemlieferanten etabliert wurde. Anders als bei einfachen Shop-Lösungen haben die einkaufenden Unternehmen Zugriff auf eine Vielzahl von Lieferantenkatalogen. So können laut Aussagen der Plattformbetreiber mehr als 80 Prozent des C-Artikel-Bedarfs über die Plattform bestellt werden. Dazu stehen den einkaufenden Unternehmen verschiedene Standardfunktionalitäten zur Unterstützung der Bestellprozesse zur Verfügung. Immerhin mehr als 1.100 Kunden nutzen dieses Angebot laut Aussagen der Betreiber – Tendenz steigend.

Viele IT-Beschaffungsspezialisten nahmen die zunehmende Relevanz kostenloser Lieferantenangebote im E-Procurement-Umfeld zum Anlass, sich stärker der Unterstützung des strategischen Einkaufs zuzuwenden. So positionieren sich die meisten E-Procurement-Spezialisten von einst heute als Anbieter ganzheitlicher Lösungen, die sowohl Elemente der operativen als auch der strategischen Beschaffung enthalten. Die reine C-Teile-Beschaffung – eines der Kernthemen des E-Procurement - wird für diese Gruppe zunehmend zum Randthema. Stattdessen beschäftigen sich die meisten Spezialanbieter heute mit der Beschaffung komplexer und strategisch bedeutsamer Güter (A- und B-Teile) sowie auf die Unterstützung zugehöriger Sourcing- und Collaboration-Prozesse.

Doch auch bei diesen Themen stehen die IT-Beschaffungsspezialisten nicht allein. So sind Anbieter von Unternehmenssoftware – allen voran ERP-Riesen wie Oracle und insbesondere SAP – mit wachsender Aggressivität dabei, eigene SRM- bzw. E-Procurement-Angebote im Markt zu platzieren. Ähnlich wie die IT-Beschaffungsspezialisten positionieren sie sich dabei mit ganzheitlichen Lösungen. Im Wettbewerb um die IT-Beschaffungsbudgets können sie jedoch anders als die meisten Spezialisten auf vorhandene Kundenbeziehungen, eine große Marktmacht und ausgebaute Partnernetzwerke aufbauen.

IT-Beschaffungsspezialisten, die dauerhaft eine reelle Chance in diesem Markt haben wollen, müssen sich aus der Umklammerung von Lieferanten auf der einen und Anbietern von ERP-Anbietern auf der anderen Seite lösen. Eine klare Positionierungs- und Kommunikationsstrategie ist dafür notwendiger denn je. Technische Funktionalitäten der Softwareangebote, die heute noch von vielen Anbietern als USP hervorgehoben werden, tragen dauerhaft kaum zur Differenzierung bei. IT-Beschaffungsspezialisten, denen es stattdessen gelingt, die Einkaufsleiter von Ihrer Branchen- und Prozesskompetenz zu überzeugen, dürften eine bessere Chance haben, der Prinz zu sein, der Dornröschen schließlich wach küsst.

:::::::::::::::::::::::::::::::::::::::

Report von Berlecon
VoIP und Unified Communications 2008 - Anforderungen und Pläne deutscher ITK-Entscheider (03/2008)

Der aktuelle Report gibt Aufschluss über Nutzung und Planung IP-basierter Kommunikationstechnologien in deutschen Unternehmen: Welche Chancen und Herausforderungen verbinden ITK-Entscheider mit Unified Communications? Welchen Anbietergruppen trauen sie die größte Kompetenz zu und wie stehen deutsche CIOs zu Managed-Services-Modellen? Der Report richtet sich an alle ITK-Anbieter und -Dienstleister, die fundierte Informationen über den Markt für VoIP- und Unified-Communications-Lösungen sowie die Anforderungen auf Anwenderseite benötigen.

Weitere Informationen zum Report

ZUM AUTOR
Über Berlecon Research GmbH
Berlecon Research GmbH
Oranienburger Straße 32
10117 Berlin

+49-30-2852960
WEITERE ARTIKEL DIESES AUTORS
ANDERE ARTIKEL AUS DIESEM RESSORT
SUCHE
Volltextsuche





Profisuche
Anzeige
PRESSEFORUM MITTELSTAND
Pressedienst
LETZTE UNTERNEHMENSMELDUNGEN
Anzeige
BRANCHENVERZEICHNIS
Branchenverzeichnis
Kostenlose Corporate Showrooms inklusive Pressefach
Kostenloser Online-Dienst mit hochwertigen Corporate Showrooms (Microsites) - jetzt recherchieren und eintragen! Weitere Infos/kostenlos eintragen
EINTRÄGE
PR-DIENSTLEISTERVERZEICHNIS
PR-Dienstleisterverzeichnis
Kostenlos als PR-Agentur/-Dienstleister eintragen
Kostenfreies Verzeichnis für PR-Agenturen und sonstige PR-Dienstleister mit umfangreichen Microsites (inkl. Kunden-Pressefächern). zum PR-Dienstleisterverzeichnis
BUSINESS-SERVICES
© novo per motio KG