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Fachartikel, 10.08.2006
Gesundheistmanagement
Betriebliche Gesundheitsförderung zur Steigerung der Leistungsfähigkeit
Arbeitgeber müssen sich mit dem Thema „Betriebsgesundheit“ ganz neu auseinandersetzen. Dafür sorgt vor allem eine alternde Gesellschaft mit steigender Lebensarbeitszeit. Betriebliche Gesundheitsförderung kann dabei helfen, Fehlzeiten zu reduzieren und die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens zu steigern.
Der berufliche Arbeitsalltag stellt stetig steigende Anforderungen an die einzelnen MitarbeiterInnen. Außerdem fordern Faktoren wie die ständige Erreichbarkeit von Mitarbeitern, komplexere Aufgaben, zunehmende Mobilität, drohende Arbeitslosigkeit, Überstunden sowie Konkurrenz- und Innovationsdruck ihren Preis. Fazit: die Anforderungen an den einzelnen Arbeitnehmer sind immens.

Dies alles führt zu einem erhöhten subjektiven Belastungsgefühl, körperlichen und psychosozialen Beschwerden. Dieser Zustand spiegelt sich jedoch nicht notwendigerweise in hohen Fehlzeiten wieder, da viele Menschen aus Angst vor drohender Arbeitslosigkeit trotz gesundheitlicher Einschränkungen zur Arbeit gehen. Angesichts dieser Befunde müssen im Rahmen von Gesundheitsprojekten Maßnahmen wie „Rückkehrgespräche“ und „Fehlzeitenstrukturanalysen“ zukünftig durch präventive Maßnahmen im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung (z.B. Umgang mit Stress, Gesundheitstage, Augenentspannung) ergänzt werden.

Gängiges Fehlzeitenmanagement greift zu kurz

Mit dem gängigen Instrumentarium: Rückkehrgespräche, Fehlzeitenbriefe, Arbeitunfähigkeits-Bescheinigung ab dem ersten Tag, Fehlzeitenstatistiken, Anwesenheitsprämien... begegnet der Betrieb vor allem Motivationsdefiziten einzelner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Kurzum: Fehlzeitenmanagement ist heute Standard, aber die Konzepte greifen meist zu kurz:

::: Sie setzen nur an beim schlechten Gewissen der Mitarbeiter

::: Verbessern die Arbeitssituation nicht nachhaltig

::: Werden unzureichend umgesetzt, wie zum Beispiel Rückkehrgespräche

::: Verbessern die Gesundheit nicht

Statt nachhaltig zu überzeugen, für einen gesunden Betrieb zu begeistern, wurde und wird häufig mit „Druck“ auf einzelne Mitarbeiter gearbeitet. Vor allem bei Rückkehrgesprächen steht nicht selten der Aspekt des „Kümmerns“ um gesundheitlich angeschlagene Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hinten an. Die Kritik daran, die Kollegen und den Betrieb im Stich gelassen zu haben, tritt pauschal in den Vordergrund.

Dabei gilt doch die goldene Regel: Wir wissen zunächst nicht, was sich hinter einer Fehlzeit verbirgt! Krankheit, Motivationsdefizite, persönliche Problemlagen und vieles mehr kann als Ursache in Frage kommen. Die konkrete Problemstellung muss durch die Führungskraft erst einmal im Gespräch aufgedeckt werden – am besten nicht erst in Rückkehrgesprächen sondern besser in Vorkehrgesprächen, um Fehlzeiten vor ihrer Entstehung bereits zu begegnen.

Die unzureichende Umsetzung des gängigen Instrumentariums in der betrieblichen Praxis ist das eine Problem – das andere ist die notwendige und sinnvolle Erweiterung um Aspekte der betrieblichen Gesundheitsförderung. Nicht nur die persönliche Einstellung des Mitarbeiters zu seinem Arbeitsgeber, dessen Arbeitssituation, Fragen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes sind relevant, sondern auch das ganz persönliche Gesundheitsverhalten eines jeden Mitarbeiters, einer jeden Mitarbeiterin.

Betriebliche Gesundheitsförderung kann und soll begeistern

Da wir uns auf eine verlängerte Lebensarbeitszeit beziehungsweise auf einen höheren Altersdurchschnitt der Belegschaft einstellen müssen, ist es an der Zeit alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für das Thema Gesundheit zu begeistern.

Selbstverständlich sind die Maßnahmen zum einen um betriebsspezifische Aspekte der betrieblichen Gesundheitsförderung zu ergänzen (zum Beispiel Rückenschule bei besonderer Beanspruchung der Wirbelsäule) oder betriebsspezifisch auszugestalten. Dabei sollte der Arbeitgeber keinesfalls jegliche Verantwortung für das Gesundheitsbewusstsein der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen übernehmen. Vielmehr gilt es – im eigenen Interesse einer gesunden Mitarbeiterschaft - Anreize und Informationen für einen gesunden persönlichen Alltag zu bieten. Zur Sensibilisierung und Information und als Auftakt eines umfassenden Gesundheitsprojekts eignet sich daher in besonderem Maße ein Gesundheitstag.

Impuls Gesundheitstag

Hier setzen die Arbeitgeber auf den Anregungs- und Aktivierungseffekt eines solchen Events, das sowohl im Unternehmen als auch in Sportanlagen oder Wellness Hotels durchgeführt werden kann. Das Programm wird selbstverständlich an die Belastungsfaktoren im Unternehmen angepasst und reicht vom persönlichen Gesundheitscheck über Informationen zu gesunder Ernährung und Office-Fitness bis hin zu Informationen zur Stressbewältigung. Praktische Übungen und theoretische Beiträge halten sich die Waage, so dass die Teilnehmer immer wieder die Möglichkeit haben, Übungen auszuprobieren und persönliche Ansatzpunkte für einen gesünderen Alltag zu entdecken.

Typische Reaktion im Verlauf eines Gesundheitstages ist der Satz: Wie – so einfach ist das? Die Teilnehmer verbinden eigenverantwortliches und präventives gesundes Handeln mit einem hohen zeitlichen und organisatorischen Aufwand. Die Erkenntnis, dass auch mal ganz nebenbei - in ein paar Minuten - etwas für Stressabbau, Entspannung und körperliches Wohlbefinden getan werden kann, ist für viele neu.

Ein Gesundheitstag ist der ideale Auftakt zu einem Gesundheitsprojekt im Unternehmen. Denn in einer lockeren, entspannten Atmosphäre sorgt ein Gesundheitstag für einen differenzierten Zugang zum Themenkomplex Gesundheit, Krankheit und Fehlzeiten und ermöglicht somit eine konstruktive Zusammenarbeit aller am Projekt beteiligten betrieblichen Gruppierungen und Personen. Verschiedenste Zielgruppen wie beispielsweise Führungskräfte, Auszubildende oder gewerbliche Mitarbeiter werden selbstverständlich mit speziellen Konzepten angesprochen. Ein Gesundheitstag hat den Vorteil, dass Anregungen zu den verschiedensten Gesundheitsthemen gegeben werden können.

Umgang mit Stress

Stress ist ein höchst subjektiv empfundener Zustand. Die Menschen erleben unterschiedliche Situationen im privaten und/oder beruflichen Umfeld als Stress auslösend. Entsprechend kann der Umgangmit Stress nicht in Form der Rasenmähermethode funktionieren sondern muss den individuellen Gegebenheiten angepasst werden. Der Arbeitgeber kann in diesem Zusammenhang Impulse geben, die Stressbewältigung selbst muss durch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen selbst erfolgen. Wirksame Stressbewältigung erfordert eine gründliche Analyse der eigenen Reaktionsmuster auf deren Basis dann neue Handlungsweisen herausgearbeitet werden. Sinnvoll ist häufig der Einsatz von Analyseinstrumenten sowie Entspannungsmethoden (zum Beispiel nach Jacobson) oder auch Pilates / Yoga.

Ernährung

Auch die Vorstellungen zu gesunder Ernährung folgen Vorurteilen, die mit „Körnern“ und hohem Zeitaufwand verbunden sind. Der Arbeitgeber kann im Bereich Ernährung einiges an Anregung liefern: Salatbar in der Kantine, gesunde Wochen, Information und Aktivierung durch Events mit Info- und Transferleistung für die Koch- und Esspraxis im Alltag. Auch ein bereitgestellter Obstkorb in den betrieblichen Gemeinschaftsräumen (zum Beispiel in der Teeküche) bewirkt zuweilen nicht nur gesundheitliche sondern auch motivatorische Wunder. Er kommt einfach gut an und sorgt für ein besseres Arbeitsergebnis als Burger, Currywurst und Co.!

Betriebssport – auch anders!

Nichts gegen Fußball, doch Betriebe sollten durchaus die Schwerpunktsetzungen der betriebssportlichen Angebote überdenken. Zuweilen lohnt sich das Aushandeln spezieller Angebote mit Fitnessstudios und –spezialisten. Hier werden – je nach betrieblicher Belastungssituation und Anforderung - Schwerpunkte gesetzt und ein vielfältiges Angebot erstellt: von „Rücken Fit“ über gemeinsames Joggen oder Nordic Walking bis hin zu schonender Wassergymnastik. Neben der positiven Effekte auf die gesamtbetriebliche Gesundheit ist hier – ähnlich wie beim Thema Ernährung – die positive Wirkung auf die Motivation der Mitarbeiter garantiert und das Fußballturnier kann als Mitspieler oder Zuschauer trotzdem noch die betrieblichen Massen begeistern.

Gesundheitszirkel

Das klassischste Instrument der betrieblichen Gesundheitsförderung sind Gesundheitszirkel. Hier treffen sich Mitarbeiter eines Arbeitsbereichs und meist einer Hierarchieebene und erörtern gemeinsam tatsächliche und mögliche gesundheitsschädliche Aspekte ihres Arbeitsbereichs und entwickeln Maßnahmen zur Verbesserung der aktuellen Situation. Gesundheitszirkeln sollten in einem festgelegten zeitlichen Turnus stattfinden (zum Beispiel ½ jährlich). Eine externe Moderation der Zirkel erhöht die Offenheit bei der Diskussion, sorgt für eine sinnvolle Aufbereitung der Diskussionsergebnisse und eine reibungslose Kommunikation zu den nächsten Hierarchieebenen bzw. zu den Entscheidungsträgern und damit zu einer stärkeren Umsetzungsorientierung.

Fazit

Betriebliche Gesundheitsförderung heute bedeutet den Themenkomplex Gesundheit – Krankheit – Fehlzeiten ganzheitlich anzugehen. Es sind mehrere Seiten derselben Medaille. Der Betrieb kann nicht ad hoc die Gesundheit im Betrieb verbessern – er kann aktivieren und anregen zu einem gesünderen Verhalten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im beruflichen und privaten Umfeld. Wichtig ist dabei die sinnvolle und an den betrieblichen Erfordernissen orientierte Entwicklung und Umsetzung eines Maßnahmenplans.
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