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Fachartikel, 03.11.2009
Stärke im Verbund
Die Vertriebsmethode Franchising
Schon seit Jahren verzeichnet die Franchise-Wirtschaft einen kontinuierlichen Aufschwung. Das aus den USA stammende Konzept Franchising erfreut sich seit den 90er Jahren immer größerer Beliebtheit – sowohl bei Existenzgründern als auch bei Unternehmen. Gründe dafür gibt es genug…

Die Franchise-Wirtschaft gewinnt in Deutschland als Wirtschaftsfaktor immer stärker an Bedeutung. So wuchs der Umsatz der Branche zwischen 1998 und 2008 von rund 18 Mrd. Euro auf 47 Mrd. Euro, das heißt um mehr als 160 Prozent (Quelle: Deutscher Franchise-Verband e.V.)! Die Zahl der Franchise-Geber stieg von 630 auf 950, die der Franchise-Nehmer verdoppelte sich nahezu von 31.000 auf 57.000. Insgesamt sind heute rund 450.000 Arbeitnehmer in einem Franchiseunternehmen beschäftigt. 2008 verzeichnete die Branche gegenüber dem Vorjahr eine Umsatzsteigerung von rund 13 %, und auch 2009 liegen die Erwartungen deutlich über denen der Gesamtwirtschaft. Auch die Zahl neuer Franchise-Nehmer wächst trotz der Krise, während die Zahl der Existenzgründungen insgesamt bestenfalls stagniert.

All diese Zahlen belegen die offensichtliche Wettbewerbsstärke der Franchise-Wirtschaft. Eine kürzlich durchgeführte, nicht-repräsentative Umfrage des Deutschen Franchise-Instituts (DFI) unter 32 Franchisegebern kam zu dem Ergebnis, dass die Unternehmen bereits wieder optimistisch in die Zukunft schauen. Ein Großteil der Befragten gab darüber hinaus an, in den nächsten Jahren weitere Franchise-Partnerschaften schließen zu wollen.

Das Vertriebskonzept Franchising

Um diesen Erfolg zu verstehen und möglicherweise sogar für die eigene Selbständigkeit nutzen zu können, erscheint es wichtig zu klären, was Franchising überhaupt meint. Die Vertriebsmethode, die in ihrer heutigen Form seit den 1950er Jahren existiert, basiert auf der Grundlage der Lizenzvergabe: Ein Unternehmer möchte mit seiner Geschäftsidee möglichst großräumig expandieren. Dafür kann er ein riesiges, unüberschaubares und kaum zu organisierendes Imperium mit Angestellten errichten. Er kann aber auch Lizenzen vergeben, die es einem selbständigen und eigenverantwortlichen Unternehmer vor Ort erlauben, das Geschäftskonzept umzusetzen. Der zahlt dafür Gebühren, erhält darüber hinaus aber auch weitergehende Leistungen der Systemzentrale bei Aufbau und Führung des Betriebs – vom Recht zur Markennutzung über Gebietsschutz und Marketing bis hin zu Einkaufsvorteilen und Hilfen bei der Finanzierung.

Die größten Franchiseunternehmen und –branchen

Als Standardbeispiele für Franchiseunternehmen gelten vor allem Konzepte aus der Systemgastronomie wie McDonald’s, Burger King oder Subway. Doch nicht nur diese Branche zeigt mit zahlreichen weiteren Systemen eine viel buntere Vielfalt. Dienstleistungen (41 %), Handel (22,5 %) und Gastronomie (13,5 %, Quelle: DFV) sind die größten Bereich im Franchising. Insgesamt gibt es aber rund 800 Franchiseunternehmen alleine auf dem deutschen Markt. Sie verteilen sich auf fast alle Branchen. Ganz vorne mit dabei ist hier z.B. der Bildungssektor mit dem Nachhilfe-Riesen Schülerhilfe (Platz 3 in den aktuellen „Top 20 der Franchisewirtschaft“ in Deutschland nach dem DFV) oder der Musikschule Fröhlich (Platz 14). Platz 1 belegt mit TUI ein Reisebüro-Konzept. Weit verbreitet ist das Franchising auch im Bereich der Bäckerei-Ketten (Kamps auf Platz 5) oder der Bau- und Heimwerkermärkte (Platz 20 geht an OBI).

Auf der anderen Seite wiederum stehen mit dem Heimtierbestatter Anubis oder dem Handwerk-System Zaunteam „Exoten“ und Spezialisten, die sich in ihren Nischen sehr erfolgreich etablieren konnten.

Über Vor- und Nachteile einer Franchise-Partnerschaft

Die Diskussion um Vor- und Nachteile des Franchising ist wohl so alt, wie die Vertriebsmethode selbst. Sie soll an dieser Stelle nicht noch einmal komplett aufgerollt werden, bei Interesse empfiehlt sich ein Blick in die Literatur. Zur Eingrenzung soll hier außerdem die Sicht des Franchisenehmers in den Mittelpunkt gerückt werden. Für ihn ergibt sich mit dem Franchising eine Chance zur risikoarmen Existenzgründung, da er sich auf ein erprobtes Konzept stützen kann. Mit einer starken Marke an der Seite verringert sich zudem die Anlaufzeit des neuen Unternehmens erheblich, vom ersten Tag an kann mit Kundschaft gerechnet werden. Die laufende Unterstützung durch den Franchisegeber bildet ein weiteres Argument für die Partnerschaft: Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen sind hier zentraler Bestandteil, Unterstützung bei Buchführung und Rechnungswesen in der Regel ebenfalls. Hinzu treten die bereits angesprochenen Hilfestellungen bei Aufbau und Start des Unternehmens. So verwirklicht sich das Bild einer Partnerschaft, bei der der Franchisegeber „selbständig, aber nicht allein“ tätig wird.

Auf der anderen Seite stehen natürlich auch Nachteile, die bei der Entscheidung für oder gegen die Unternehmensgründung mittels Franchising abgewogen werden müssen. Obwohl er als selbständiger Unternehmer agiert, ist der Franchisenehmer in vielen Entscheidungen durch den Franchisegeber eingeschränkt. Die Vorgaben „von oben“ sind je nach System unterschiedlich stark, können das Verhältnis der Partner jedoch nachhaltig belasten. Wird der Franchisenehmer zu sehr gegängelt, verliert er mit dem Gefühl der Eigenverantwortlichkeit oft auch seinen Einsatzwillen. Franchise- oder Lizenzgebühren bedeuten einen zusätzlichen Kostenfaktor – hier muss intensiv geprüft werden, ob Leistung und Gegenleistung in einem angemessenen Verhältnis stehen, denn Kosten und Unterstützungsmaßnahmen können ebenfalls von System zu System stark variieren. Die Beschränkung des Angebots auf Produkte und Dienstleistungen des Franchisegebers sowie die zumindest zum Teil vorhandene Bezugsbindung bilden weitere mögliche Problemfelder. Insgesamt ist wohl von Fall zu Fall zu entscheiden, ob die Vor- oder Nachteile einer Franchise-Partnerschaft überwiegen. 

Franchising als Alternative zur Arbeitslosigkeit?

Während wirtschaftlicher Krisen gilt die Selbständigkeit häufig als wichtige Alternative zur Arbeitslosigkeit – nicht zuletzt deshalb steigt die Zahl der Existenzgründungen auch jetzt wieder an. Wer arbeitslos ist oder zu werden droht, hat jedoch meist zwei Probleme: Woher soll er spontan eine Geschäftsidee nehmen und wie kommt er an das nötige Eigenkapital? Franchising kann hier Abhilfe schaffen, da zum einen eine bewährte Geschäftsidee zur Verfügung gestellt wird, zum anderen der Zugang zu Kapital erleichtert wird: Da die Banken in der Wirtschaftskrise wenig experimentierfreudig sind, wenn es um die Kreditvergabe geht, sind die Chancen auf ein Darlehen für denjenigen besser, der es für ein schon erfolgreich betriebenes Konzept benötigt.

Information ist Trumpf – nicht nur im Franchising

Ein überstürzter Gang in die Selbständigkeit ist selten von Erfolg gekrönt, egal ob mit oder ohne Franchise-Partner. Daher gilt hier die goldene Regel des Franchising: Information ist das A und O der Existenzgründung. Hier geht es um Kenntnisse über den potentiellen Franchisegeber, über das Geschäftsmodell, über finanzielle Voraussetzungen und nicht zuletzt über die eigene Befähigung zum selbständigen Unternehmer. Erfolg hat nur, wer ausführlich prüft – dann kann das Franchising große Chancen bieten!

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