„Wir ertrinken in Informationen, aber hungern nach Wissen“, beschreibt John Naisbitt, der amerikanische Trendforscher, das Dilemma unserer Zeit. Überflutet mit Informationen bleibt uns Menschen kaum noch Zeit, uns mit einem Thema tiefer zu befassen. Es sei denn: Wir nehmen uns hierfür bewusst die Zeit. Von vielen Themen wissen wir nur wenig. Eine Information jagt die nächste, nur wenig davon bleibt uns wirklich im Gedächtnis. Das Gleiche gilt für Menschen, die uns begegnen. Der Eine kommt, der Andere geht: Wir schütteln Hände, plaudern ein paar Worte und wenden uns dem Nächsten zu. Das Motto: Aus den Augen - aus dem Sinn. Alleinig Menschen, die unsere Aufmerksamkeit erregen, unser Interesse wecken und uns fesseln, bleiben uns im Bewusstsein haften. Wenn Sie sich an die letzten fünf Menschen erinnern, die Ihnen in letzter Zeit begegnet sind und die Ihr wirkliches Interesse zu wecken vermochten: Wodurch sind Ihnen diese Menschen aufgefallen, was hatten sie Besonderes? Wie Sie feststellen werden, sind es meist drei Kriterien, die eine beeindruckende Persönlichkeit ausmachen:

1. Sie heben sich vom Umfeld ab = Differenzierung
2. Sie werden erkannt und zugeordnet (einer Branche, einer Partei etc.) = Identifizierung
3. Sie sind begehrenswert = Profilierung

Ein Generalist kann sich nicht wirklich profilieren

Profilieren können Sie sich meist nur als Experte. Weil dies in der Zwischenzeit auch andere erkannt haben, finden sich heutzutage praktisch in allen Bereichen eine Vielzahl von Experten. Sobald jedoch Firmen wirklich qualifizierte Mitarbeiter suchen, sind sie häufig überrascht, wie wenig echte Könner es in ihrer Branche gibt. Lassen Sie sich also von all den negativen Nachrichten nicht entmutigen. Es gibt mehr Möglichkeiten der Spezialisierung, als man sich im ersten Moment vorstellt. In allen Branchen gibt es Chancen, auch ausgefallene, wie z. B. die Tierpflege für Kranke, der Videoverleih nur für Krimis oder Klassiker oder der Versand exklusiver Öle. Ein wesentlicher Faktor für die eigene Profilierung liegt in Ihrer besonderen Fähigkeit, für sich ein Fachgebiet zu entdecken, in dem Sie einmalig sind. Beantworten Sie doch einmal folgende Fragen:

• Mit welcher Spezialisierung können Sie sich in der Masse der Marketing-Spezialisten, IT-Profis, Finanzexperten usw. profilieren?
• Welche sinnvollen Nischen gibt es, die sich besetzen ließen?
• Wo liegt der Unterschied zwischen Ihnen und Ihren Mitbewerbern?
• Was können Sie besser, wo sind Sie schneller, kreativer, gründlicher usw.?

Machen Sie ein Spiel aus diesen Fragen - dann kommen Sie zu den besten Resultaten. Lassen Sie auch total ausgefallene Ideen zu. Nichts ist unmöglich, wenn wir uns nicht selbst Grenzen setzen.

Generalisten versus Spezialisten

Allein schon der Gedanke, sich auf einzige Sache zu konzentrieren und festzulagen, vermittelt vielen Menschen ein Gefühl der Unsicherheit. Spezialisierung bedeutet für sie Einschränkung. Dabei hat eine solche Strategie erhebliche Vorteile. Ein Spezialist profitiert davon, dass er enormes Wissen in einem Bereich besitzt, die besten Kontakte zu Experten unterhält und sich dadurch einen guten Ruf erwirbt. Im Gegensatz zu den Generalisten, die überall mitmischen, die keiner richtig kennt und die ihre Energie wahllos verstreuen, sind Spezialisten meist sehr effizient und deshalb auch erfolgreich.

Dass sich die Konzentration auf eine Sache durchaus auszahlt, das zeigt auch das Erfolgbeispiel „McDonald's“: Das Unternehmen hatte sich einst auf Fastfood im amerikanischen Stil spezialisiert. Jetzt folgt es dem Trend der Zeit und bietet „gesundes“ Fastfood an. Seiner Grundidee ist das Unternehmen jedoch immer treu geblieben. Wo wäre McDonald's, stünde auch Schweinebraten auf dem Menü? Spezialisierung ist auch das Erfolgsrezept bekannter Marken: Warum wohl hat Mercedes für sein Kleinstauto Smart eine eigene Firma geschaffen? Ein Kleinstwagen würde das Image von Mercedes empfindlich stören. Mercedes muss immer Mercedes bleiben.

Spezialisierung fördert den Erfolg

Wenn wir uns einmal umschauen und unseren Blick ein wenig schärfen, werden wir feststellen, wie viele Spezialisten erfolgreich sind. Eine Buchhandlung neben dem Dolmetscherinstitut hat sich auf fremdsprachliche Literatur spezialisiert; die Umsätze sind sehr gut. Ein Wellness-Institut direkt neben einem großen Konzern bietet Massagen ohne Voranmeldung von früh bis spät in angenehmem Ambiente an. Nähern sich die Getränkevorräte auf einer Party dem Ende, während die Gäste noch topfit sind, sorgt eine kleine Firma in München für Nachschub - die ganze Nacht über. Sie sehen, Ideen muss man haben.

Viele Menschen besitzen Profi-Qualitäten, aber sie machen nicht viel daraus und bleiben No-Names. Wer all seine Talente ein wenig pflegt, ist vergleichbar mit einem ungeschliffenen Diamanten. Erst der Schliff macht den Wert aus - das gilt auch für Menschen. Mit einer klaren Entscheidung und der Konzentration auf Ihr Ziel, erreichen Sie die Wirkung eines Laserstrahls! Zielen Sie jedoch mit einer Schrotflinte jeden Tag auf ein anderes Ziel, so verpufft die Energie.

Wäre Messner wahllos auf jeden hohen Berg gestiegen, kein Mensch würde seinen Namen kennen. Würde Ute Ohoven mal Spendengelder sammeln, mal Regatten organisieren oder Malkurse geben, so würde niemand beim Nennen ihres Namens den Geldbeutel oder das Scheckheft zücken. Eines der Grundgesetze der Lebensentfaltung lautet: Bewusste oder unbewusste Konzentration ist die Verdichtung von Lebensenergie.

Stillstand ist des Spezialisten Tod

Profilierung bedeutet keineswegs, dass Sie keine anderen Interessen mehr haben dürfen und sich ausschließlich mit Ihrem Fachgebiet befassen müssen. Das wäre ja schrecklich. Eine Investition von 20 % Ihrer Zeit und Ihrer Energie in Ihr Spezialgebiet genügt, denn nach dem Pareto-Prinzip bringen schon 20 % des Energieeinsatzes 80 % des Erfolgs. Spezialisierung bedeutet aber auch die ständige Weiterentwicklung in genau einem Bereich. Ein Profi darf sich nicht zur Ruhe setzen, muss immer am Ball bleiben. Wenn jedoch das Feuer der Leidenschaft in ihm brennt, dann kann er gar nicht anders.

Wer glaubt, ein hohes Niveau erreicht zu haben und sich auf seinen Lorbeeren ausruhen zu können, ist schnell out - denn die Welt dreht sich weiter und schneller als je zuvor. Einmalige Erfolge bleiben nicht lange im Gedächtnis haften. Bestenfalls werden sie unter der Rubrik „Was ist denn aus xy geworden?“ noch einmal kurz während der Sommerflaute in Erinnerung gerufen. Hören Sie nicht auf, an sich zu arbeiten, an Ihrer Profilierung zu feilen, denn Schonung ist der schnellste Weg zum Abstellgleis!

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Buchtipp
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