Der
zunehmende Fachkräftemangel hemmt das Wirtschaftswachstum empfindlich. Schenkt man
Prognosen des Berlin-Institut Glauben, sind die Zukunftsaussichten mehr als
beunruhigend: So werden sich die Fach- und Führungskräfte bis zum Jahr 2015 auf dem heutigen Niveau
halten und dann drastisch abnehmen. Schweizer Führungskräfte starten ihre
berufliche Laufbahn in der Regel über die klassische Berufslehre. Der Anteil
der Uni-Abgänger ist in der Schweiz viel tiefer als in Deutschland. Die Zeiten,
in denen man sich von der KV-Lehre über die Jahre bis ins Topmanagement
hocharbeiten konnte, sind vorbei. In Toppositionen wird heute ein Uni-Abschluss
vorausgesetzt.
Das
eigene Wissen kontinuierlich zu erweitern und seine Fähigkeiten weiterzuentwickeln
wird immer mehr zur Pflicht. Die Fähigkeit und Bereitschaft lebenslang zu
lernen werden heute erwartet. Neugier und Disziplin sind dabei unentbehrliche Qualifikationen, um sich
neues Wissen zu erschließen. Der wichtigste Rohstoff der Zukunft heißt Bildung.
Obwohl lebenslanges Lernen seit Jahren propagiert wird, hat „die
durchschnittlich für Weiterbildungskurse aufgewendete Zeit zwischen 1996 und 2003 von 67 auf 60 Stunden abgenommen.“ Es
gilt, ein Lebensunternehmer zu werden, sprich ein Mensch, der seine Karriere pflegt
und das Optimum aus seinen Möglichkeiten herausholt. Die strukturellen
Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt zeichnen sich in allen westlichen Ländern
durch folgende Trendentwicklungen aus:
- Durch eine Verlagerung einfacher, repetitiver Tätigkeiten ins günstigere Ausland.
- Durch eine Verlagerung der Beschäftigung von den gewerblich-industriellen Tätigkeiten
hin zu den Dienstleistungsberufen.
Diese
Entwicklungen erhöhen die Nachfrage nach Höherqualifizierten zusätzlich. Die
Kompetenzen der Mitarbeiter als strategisches Potenzial werden nicht ausreichend
erkannt und entwickelt. Ein Umdenken ist nötig. Westeuropa braucht eine
Bildungs- und Arbeitspolitik 50+, denn im Jahr 2030 wird jede dritte Erwerbsperson
über 50 Jahre alt sein.
Die
in den 90er Jahren gestiegene Zahl der Frühpensionierungen war eher
ein Ausdruck des Versuchs, einen notwendig gewordenen Personalabbau möglichst sozialverträglich
zu gestalten. Es braucht die Wertschätzung und Anerkennung für Erfahrungswissen.
Das Verständnis, dass die Arbeitnehmer ungleicher werden, je älter sie sind,
ist die Grundlage für die individuelle Beurteilung. Mitarbeiter bis ins Alter
leistungsfähig zu halten und eine attraktive Arbeitswelt zu schaffen, sind notwendige
Voraussetzungen, um Mitarbeiter zu finden und zu halten.
Die
meisten Menschen im Alter 50+ blicken auf gute Jahre zurück. Sie haben anderen
bereits viel gegeben. Oft wird das Älterwerden aber von einem großen Druck
begleitet, der durch die jüngere Konkurrenz verursacht wird. Der Arbeitsplatz wird
unsicherer, da jüngere Arbeitskräfte billiger und zudem oft
leistungsenergischer sind (zumindest bis zum ersten Burn-out).
Die
eigene Karriere definieren
Sie
können Ihre Chancen nur nutzen, wenn Sie zuvor genau überlegen, wohin Sie eigentlich
wollen. Einige werden alles tun, um ihr Ziel zu erreichen, egal ob das mit Orts-
oder Jobwechseln verbunden ist. Andere wissen genau, warum sie kündigen, sich
weiterbilden oder Auslandserfahrungen sammeln. Diese Menschen verlassen sich oft
auf ihre eigene Urteilskraft. Sie verlieren den „roten Faden“ nicht, doch dies
setzt voraus, die persönlichen Leitmotive erst einmal zu finden. Außerberufliche
Fähigkeiten und Hobbys, spezielle Kenntnisse und Vorlieben geben zusammen mit dem
Lebenslauf oft ein klares, stimmiges Gesamtbild.
Unternehmerisches
Denken und Flexibilität
Es
ist heute ziemlich unwahrscheinlich, dass Sie Ihr Leben lang in ein und
demselben Beruf tätig sein werden. Viel wahrscheinlicher ist, dass Sie mehrmals
vor einem Neuanfang stehen. In der zweiten Lebenshälfte gelten dafür spezielle
Gesetze. Ganz ohne Krisen wird Ihre Laufbahn nicht verlaufen. Die veränderte
Situation gilt es anzunehmen und nach neuen Möglichkeiten zu suchen. Adäquate
Gesprächspartner und eine ausgeglichene Life-Balance vereinfachen das Finden
von neuen Lösungen. Einige unterstützende Schritte:
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1. Proaktiv handeln
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Nichts
kommt über Nacht. Erkennen Sie die Trends der Zeit! Welches sind die
Expansionsbereiche der Zukunft? Entscheidend ist, dass Sie rechtzeitig das
richtige Know-how erwerben. Wieviel Zeit, Geld und Energie stecken Sie
kontinuierlich in Ihre persönliche und fachliche Weiterbildung? Welcher Karriereschritt
schaut für Sie heraus? Der entscheidende Punkt ist, dass Sie handeln lernen!
Setzen Sie Ihr neues, erweitertes Wissen in Innovationen um!
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2. Benchmarking
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Stellen
Sie fest, was Ihre Kollegen in Positionen, die Sie anstreben, mitbringen oder
haben! Sorgen Sie dafür, dass Sie Ihre Kompetenzen kontinuierlich erweitern!
Betrachten Sie Ihr eigenes Leben als Unternehmen, für das Sie sich
verantwortlich fühlen!
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3.
Sozialkompetenz
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Die
Arbeitswelt fordert nicht nur Fachkompetenz – personale und soziale Kompetenz
sind genauso gefragt. Das Wort „Schlüsselqualifikation“ verdeutlicht, dass
Sozialkompetenz ein Türöffner im Beschreiten von neuen beruflichen
Herausforderungen sein kann. Je älter Sie werden, desto wichtiger werden Ihre
sozialen Kompetenzen. Zur erfolgreichen Gestaltung gehören Kompetenzen wie
Selbstreflexion, Selbstverantwortung und Ressourcenmanagement. Es gilt zu
lernen mit den unterschiedlichsten Menschen zusammenzuleben bzw. zu arbeiten.
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4.
Führungskompetenz
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Führung
ist Beziehungsgestaltung, die entweder bewusst gestaltet wird oder nicht. Zu
oft suchen wir nach Führungsqualitäten, anstatt die Beziehungen zu beachten,
die Führungspersönlichkeiten aufbauen und aufrecht erhalten. Es braucht „Leader“,
die Vertrauen und Mut fördern, sodass ihre Mitarbeiter selbstverantwortlich
handeln. Gute Führungskräfte sind fähig, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
zu vitalisieren und ermüdete Teams zu revitalisieren, durch Inspiration und
Motivation. Ein guter Leader ist eine Energiequelle. Getragen von der Spannung
der eigenen Begeisterung, überträgt er diese erfolgreich auf andere Menschen.
Akzeptieren
Sie die Herausforderung, für Ihr Leben selbst verantwortlich zu sein! Die österreichische
Beratergruppe Neuwaldegg befragte deutschsprachige Führungskräfte, welcher
Prozentsatz des mittleren Management ihrer Ansicht nach das Potenzial zum
Topmanager habe. Das Ergebnis:
- Schweiz:
14,7%
- Deutschland:
34,5%
- Österreich:
20,3%
Mit
anderen Worten: Während die befragten Führungskräfte in der Schweiz bloß knappen
15% den Aufstieg zutrauen, tun
es ihre deutschen Kollegen bei über doppelt so vielen Mitarbeitern. Diese
Zahlen machen klar, dass man sich in der Schweiz nicht immer auf die
Vorgesetzten verlassen kann. Die eigene Karriereplanung ist eine wichtige
Aufgabe – und Aus- und Weiterbildung, persönliche Netzwerke und Mentoren oder
Sponsoren unerlässliche Aspekte und Bestandteile davon.
Obwohl
manchmal auch der Zufall eine wichtige Rolle spielt, wenn man „zufällig“ zur richtigen
Zeit am richtigen Ort ist, so gilt grundsätzlich immer: Das eigene Potenzial muss
gezielt genutzt werden. Ganz nach dem Motto: Nehmen Sie Ihr Leben selbst in die
Hand!
(1)
Bundesamt für Statistik