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Kolumne
Chefsache Führung, 15.09.2009
Pflichterfüllung
Keine falsche Führungsethik, bitte!
Mitarbeiter in die Verantwortung nehmen ist ein berechtigter Wunsch vieler Führungskräfte. Verständlich, aber unnötig. Denn richtig ist: Der Mitarbeiter hat sowieso die Verantwortung für seine Aufgaben und die daraus entstehenden Resultate. Guten Führungskräften gelingt es, die vielfältigen Versuche des Mitarbeiters, sich davon zu stehlen, erfolgreich abzuwehren – und ihn jederzeit in der Verantwortung zu lassen.
Alltag am Arbeitsplatz: Ein Vertriebsmitarbeiter erklärt minutenlang seinem Chef, warum er eine Aufgabe nicht erledigt hat. Die Begründungen sind immer dieselben: globale Wirtschaftskrise, schlechte Produkte und Konditionen, überhöhte Ziele, unzureichender Arbeitsausstattung. Die Liste ließe sich ewig weiterführen. Doch allen Ausreden ist gemein: Sie stellen Rahmenbedingungen, jedoch nicht die Aufgabe selbst dar. Denn eins ist klar: Ein Arbeitnehmer, der morgens an seinen Arbeitsplatz kommt, weiß um diese Bedingungen. Er kennt diese bereits am Abend vorher, wenn er seinen Arbeitsplatz verlässt. Und vor einer Woche waren ihm diese auch schon bekannt. Ebenso vor einem Monat. Und was tut er? Kommt immer wieder, leistet unzureichende Arbeit, liefert unbefriedigende Ergebnisse und beklagt sich dann über die schwierigen Rahmenbedingungen.

Ein guter Chef sanktioniert dies. Er verbittet sich das unreife Jammern und fordert stattdessen den Mitarbeiter auf, seine Aufgaben wie vereinbart zu erledigen. Und sollte das in Ausnahmefällen dazu führen, dass der Mitarbeiter einmal etwas länger bleiben muss, dann ist das eben so. Sprich: Der Klage nicht entsprechen und stattdessen den Mitarbeiter in seiner Verantwortung belassen. Nicht zulassen, dass diese delegiert wird. Sie ihm einfach nicht abnehmen. Fertig. Oder würde der gleiche Mitarbeiter hinnehmen, wenn der Chef ihm das Gehalt reduziert. Nein, natürlich nicht. Würde er akzeptieren, wenn er ihn in seiner Freiheit einschränkt. Wieder nein. Also, gleiches Recht für beide Parteien.

Schon Kant postuliert: Freiheit bedeutet, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und damit Entscheidungen selbst fällen zu können. Das heißt zugleich aber auch, dass die Verantwortung für eigene Entscheidungen nicht delegiert werden kann. Weder an den Chef, noch an die Kollegen und auch nicht an die Rahmenbedingungen. Klar ist: Die Rahmenbedingungen können schwierig sein. Das sind sie jedoch für jeden Arbeitnehmer. Und einige unter ihnen schaffen es, trotz widrigster Bedingungen gute Ergebnisse zu erzielen. Das Gros gibt sich mit Mittelmäßigkeit zufrieden. Und ein zu großer Teil jammert. Damit muss Schluss sein. Denn wer unter diesen Bedingungen einfach weiter arbeitet macht sich schuldig. Schuldig an seiner eigenen Arbeitssituation. Schuldig, nicht alles dafür getan zu haben, diesen Zustand zu ändern. Doch wie?

Im Grunde bleiben jedem Mitarbeiter drei Strategien, aus seinem Dilemma auszubrechen. Erstens: Die Situation und damit die Rahmenbedingungen zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen. Logische Folge: Jammern und Klagen gehören der Vergangenheit an, denn er hat sich freiwillig und aktiv dafür entschieden. Zweitens: Die Rahmenbedingungen ändern, soweit es in seiner Macht steht. Dafür müsste er konkrete Lösungsvorschläge haben, welche die Rahmenbedingungen verbessern. Das bedeutet Mühe, Gehirnschmalz einsetzen und zumeist zusätzliche Arbeit. Die meisten sind dazu nicht bereit und denken „soll doch der Arbeitgeber sich darum kümmern“. Doch vielleicht weiß der das gar nicht? Bis jedoch die Vorschläge umgesetzt sind und wirksam werden hat er sein Bestes zu geben. Folge: Schluss mit Jammern. Drittens: Wer zu sehr unter schwierigen Rahmenbedingungen leidet, sollte sich einen Arbeitsplatz suchen, unter denen er bessere vorfindet. Zynisch angesichts 3,46 Millionen Arbeitsloser? Nein, eine unbequeme Wahrheit. Denn wäre er nicht so bequem und vielleicht auch feige, könnte es auch unter dieser schwierigen Rahmenbedingung gelingen. Schließlich gibt es noch immer Stellenanzeigen in Tageszeitungen und auf Jobbörsen, wechseln jährlich Zehntausende ihren Arbeitgeber oder machen sich selbstständig. Was unterscheidet diese Menschen? Sie haben verstanden, dass nur sie die Verantwortung für ihr Lebensglück haben und machen sich auf den Weg. Das ist verantwortliches Handeln. Selbstverantwortliches Handeln. Und selbstverantwortliches Handeln ist Selbstverpflichtung.

Kurz: Love it, change it or leave it. Das Mantra der 70-er Jahre ist hochaktuell und wird es auch in Zukunft bleiben. Denn es beschreibt die einzigen Lösungsmöglichkeiten, unbefriedigende Situationen zu verändern. Damit sind die Handlungsoptionen erschöpft. Jetzt heißt es wählen, entscheiden und die Folgen und Konsequenzen dieser Entscheidung zu tragen. Zu häufig folgt daraus jedoch, keine Entscheidung zu treffen und zu jammern. Das ist unverantwortlich sich selbst gegenüber. Zudem trägt man sofort Mitverantwortung am aktuellen Zustand.

Konkrete Folgen im Arbeitsalltag: Mitarbeiter haben die Verantwortung für die ihnen bereits heute, aber auch zukünftig übertragenen Aufgaben, sobald sie am Arbeitsplatz ankommen. Denn es gibt keine Wahl. Wer zur Arbeit kommt, hat sein Bestes zu geben. Schließlich nimmt er ja auch regelmäßig das vereinbarte Entgelt. Er kann nur wählen ob er überhaupt kommt. Und dann sollte er sich morgens auf die Bettkante setzen und sich dies gut überlegen. Kommt er nicht, hat er auch für diese Entscheidung die Folgen zu tragen. Auf Dauer wird er das Verständnis seines Chefs und am Ende seinen Arbeitsplatz verlieren. Das ist die logische Sanktion. Mitarbeiter, die diesen Zusammenhang verstanden haben, machen das anders. Sie kommen, erbringen gute Leistung und fordern eine gerechte Entlohnung. Bravo, davon kann Deutschland mehr gebrauchen. Jene hingegen, die den Erfordernissen ihres Jobs nicht Rechnung tragen, werden sanktioniert - durch die Gesellschaft, die Umwelt, den Chef, vor allem aber letztlich immer durch sich selbst!
ZUM KOLUMNIST
Über Roland Jäger
Roland Jäger ist Unternehmensberater, Trainer, Coach und Buchautor. Nach Berufsjahren im Banken- und Finanzwesen arbeitete er im Management einer renommierten Privatbank und in einem bedeutenden Beratungsunternehmen. Seit 2002 ist er Inhaber der rj management ... mehr
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