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Fachartikel, 09.05.2006
Mitarbeiterführung
Empowerment – durch Stärken ans Ziel
"Empowerment" bedeutet Selbstbefähigung und Selbstbemächtigung, Stärkung von Eigenmacht, Eigenständigkeit und Selbstverfügung. Beitrag, wie Unternehmen Empowerment im Rahmen der Mitarbeiterführung und Personalentwicklung gezielt einsetzen und davon profitieren können.
Regel Nr. 1: Die Originalität des Menschen

Jeder Mensch besitzt Ressourcen, er verfügt über Fähigkeiten und Talente und ist einzigartig. Es gibt Dinge, die einem schlichtweg „gut von der Hand gehen“, wir erhalten anerkennende Komplimente und dies wiederum verhilft dazu, unsere Fähigkeiten noch besser zu erkennen und einzusetzen. Ein grundlegender Aspekt in der „Potentialsgewinnung“ ist die Originalität jedes Menschen: zum einen verfügt jeder Einzelne über individuelle Fähigkeiten, Stärken und über einen Potentialpot, aus welchem im Alltag geschöpft, neu entdeckt, gefördert und entwickelt werden kann. Zum anderen verfügt der Mensch über eine hohe Lernfähigkeit, welche er im zarten Kindesalter bereits unglaublich gut zu nutzen wusste. Jeder Mensch ist einzigartig, spezifisch in seinen Fähigkeiten, lernfähig und in der Lage über sich selbst hinaus zu wachsen.

Regel Nr. 2: Die Bedeutung von Schwächen

Das Betonen und Beachten von Schwächen ist im Alltag weit verbreitet und stellt den Motivationskiller Nummer eins dar. In bester Erinnerung sind manchen Menschen noch immer Erlebnisse in der eigenen Kindheit. In genügendem Masse sind uns die Ermahnungen von Erziehern noch im Ohr. Wie Schatten kreisen sie in unserer Gedankenwelt, um sich im passenden Moment über uns zu legen. „Sei bloß vorsichtig! Sprich nicht, wenn du nicht sicher bist, dass du es weißt. Denk nicht so hoch von dir, du wirst sonst stolz und eingebildet! Lass das – du kannst das nicht, du bist zu unbedeutend, zu klein, zu schwach, zu unwissend ...!“

Es ist für unsere Potentialsentwicklung von immenser Bedeutung, uns diese und ähnliche Sätze einmal ins Bewusstsein zu bringen, um sie und ihre Macht brechen zu können, d.h. die Scham und/oder die schlechten Gefühle, die damit verbunden sind, zu binden und sich davon abzunabeln. Dann erst kann ein Mensch voll und ganz zu sich stehen. Sich versöhnen mit dem, was als Kind als Schwäche ausgelegt wurde und worüber man unzählige Male gehänselt wurde, das gehört zum Fundament eines erfolgreichen Menschen. Blocker wie Angst vor dem Versagen oder vor Reaktionen anderer Menschen müssen erkannt und in die richtige Relation gestellt werden.

Es gibt Menschen, die ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern versuchen, indem sie unermüdlich an den eigenen Schwächen arbeiten.

Dies ist jedoch eine klare Fixierung auf die Schwächen und nicht nur ein sehr anstrengendes und kräfteraubendes Prinzip: Auf diese Art wird auch „das Pferd von hinten gesäumt“. Erfolgreiche Menschen setzen auf ihre Stärken. Wie klingt es, auf Stärken zu setzen und diese ganz bewusst zu leben? Könnte es sein, dass die Schwächen dann nicht mehr so beachtet werden - und damit nicht nur weniger ins Gewicht fallen, sondern auch weniger stören? Ein durchaus angenehmer Nebeneffekt dieser inneren Ausrichtung ist die Tatsache, dass durch die Betonung der Stärken Kraft gesammelt wird, die uns ermöglicht mit den vorhandenen Schwächen konstruktiver umzugehen.

Regel Nr. 3: Die Leistungssteigerung liegt in den Stärken eines Menschen

Menschen, welche erfolgreich sind, machen ihre „Arbeit“ gerne. Oftmals bezeichnen sie ihre Tätigkeit gar nicht als Arbeit, sondern sie leben vielmehr mit Engagement für ihre Aufgaben. Menschen, welche ihre Stärken und Fähigkeiten am richtigen Platz einsetzen, „lieben“ ihre Arbeit, weil sie dabei sich selbst sein können.

Es ist deshalb sehr wichtig Fähigkeiten, Stärken und Talente genau beschreiben zu können. Durch die zunehmenden Lebenserfahrungen häuft sich das Wissen, was man selbst gerne macht und wo die eigenen Stärken zur Entfaltung kommen. Weiterführende Fragen, die dazu nützlich sind:

1. Die fünf glücklichsten Momente meines bisherigen Lebens? Wie waren die Umstände um diese Glücksmomente herum, was war der eigene Anteil, Beitrag dazu?

2. Meine fünf wichtigsten Fähigkeiten? (Was kann ich gut, wofür erhalte ich Komplimente)?

3. Ich finde gut an mir: ... Ich finde gut an meiner derzeitigen Lebenssituation: ... Ich finde gut an meiner beruflichen Tätigkeit: ...

4. Meine bisher größten Leistungen bzw. Situationen, die ich erfolgreich gemeistert habe?

5. Situationen und Orte, an denen ich mich besonders wohl fühle?

Es gilt produktive Verhaltensweisen zu verstärken und unproduktive zu reduzieren. Situationen, welche uns liegen, gilt es besondere Beachtung zu schenken und die daraus resultierenden Stärken und Fähigkeiten wiederholt einzusetzen. Was erweist sich als beständig und erfolgreich? Diese Erfahrungen werden, verfeinert mit Wissen und Fachkönnen, zu Perlen.

Regel Nr. 4: Standardmethoden schränken Menschen ein

... und sind deshalb zum Scheitern verurteilt, denn Standard steht im Widerspruch zur Individualität. Warum? Durch Standardmethoden wird der Einzelne daran gehindert sich einzubringen und seine Fähigkeiten zu entwickeln. Im weiteren sind sie auch der Feind des Lernens – jede Regel geht zu Lasten von Wahlmöglichkeiten, doch ohne Entscheidungsfreiheit ist das Lernen undenkbar. Gut gemeinte Vorgaben wie: „Der Mensch muss nicht alle Fehler selbst machen“ oder „Es ist doch sinnvoll, wenn alles vorgeben ist“ laufen nicht selten ins Leere. Die wichtigsten Dinge im Leben haben wir nämlich durch das Versuchen gelernt, und ob es gelingen würde oder nicht, das wussten wir erst im Nachhinein.

Auf Regeln und Vorschriften reagieren viele mit Rückzug und Unlust. Die eigene Antriebskraft wird geraubt. Und noch schlimmer, irgendwann gewöhnen sich Menschen an diese Art der Bevormundung und werden unselbstständig und können (oder wollen) ihr eigenes Potential nicht mehr einbringen. Dies ist die klassische Auswirkung von Entmutigung. Es gilt vielmehr den Einzelnen zu verstehen und ihm zu ermöglichen, dass er sein Potential leben kann. In den Medien herrscht zur Zeit ein Riesenwirbel um geklonte Babys – wir wollen auch keine geklonten Mitarbeiter.

Regel Nr. 5: Freiräume schaffen

Erfolgreiche Führungspersönlichkeiten müssen ihre Mitarbeiter nicht „motivieren“, sie schaffen die Voraussetzungen und das Umfeld, damit diese ihre eigene Motivation zur Wirkung bringen können und ein Klima, in dem eine hohe Leistungsbereitschaft besteht und Arbeitsfreude herrscht. Der motivierte Mitarbeiter erwartet verstärkt Chancen, sich selbst und sein ganzes Persönlichkeitspotential einbringen zu können, d.h. als ganze Person angenommen, ernst genommen, einbezogen und anerkannt zu werden. Es muss wahrgenommen werden, dass viele Mitarbeiter Aufgaben suchen, die sie persönlich weiterbringen.

Regel Nr. 6: Mitarbeiterförderung, welche auf Stärken basiert

Es gilt, die unterschiedlichen Stile von Mitarbeitern zu anerkennen und zu fördern und die Stärken und Fähigkeiten des jeweiligen Mitarbeiters zu beachten und auf diesen aufzubauen, anstatt zu versuchen seine Schwachstellen zu polieren (siehe Regel 2). Welches sind die Fähigkeiten des Mitarbeiters? Ist er mit diesen Stärken am richtigen Ort eingesetzt?

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Folgende Fragen wirken klärend
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::: Sind die Erwartungen klar formuliert?

::: Hat der Mitarbeiter regelmäßig (täglich / wöchentlich / monatlich) die Möglichkeit, seine Stärken einzusetzen?

::: Wird sein Tun anerkannt?

::: Kommen die Organisationsziele in der täglichen Arbeit zum Tragen?

::: Leistet das ganze Team / Arbeitskollegen gute Arbeit?

::: Sind seine Ziele formuliert? Hat er Pläne betreffend beruflicher Weiterbildung?

::: Welche Beziehungen / Netzwerke nutzt er?

::: Hat er den Eindruck, dass seine Meinung und Vorstellung zählt?

::: Was hat ihm an den bisherigen Aufgaben am meisten gefallen?

::: Was sind seine Stärken, Fähigkeiten, Kenntnisse und Talente?

::: Wo sind Schwächen, muss er etwas tun, das ihm gar nicht liegt?

::: Hat er eine nützliche Partnerschaft mit Coach / Vorgesetzten?

All diese Punkte ergeben summiert eine optimale Potentialsgewinnung eines Mitarbeiters.

Regel Nr. 7: Mitarbeiterauswahl, die auf Stärken basiert

Da Fähigkeiten über Jahre entwickelt werden, gilt es die richtigen Mitarbeiter zum richtigen Zeitpunkt für die richtige Arbeit einzustellen. Dies erfordert nicht nur Wissen und Gespür seitens des Arbeitgebers, sondern auch ein Klima, in dem jeder Mensch als einzigartig in seiner Leistung und seinen Stärken betrachtet wird. Ein dadurch ermutigter Mitarbeiter ist Gold wert.

Regel Nr. 8: Mitarbeiter zu führen, braucht Zeit

Die Jahresarbeitszeit liegt zwischen 1888 und 2080 Stunden. Da sollte ja auch ein bisschen Zeit für die Mitarbeiterführung vorhanden sein, meint man. Der Berufsalltag verdeutlicht leider immer wieder, dass mehr als 1x jährliche Mitarbeitergespräche eine Seltenheit sind. Wie wär’s mit vier Mitarbeitergesprächen zu je einer Stunde? Dies sind 0,2 % der gesamten, durchschnittlichen Jahresarbeitszeit. Diese vier Stunden zahlen sich im hohen Masse aus, wenn der Mitarbeitende sich verstanden fühlt und in den übrigen 99,8% mit mehr Zufriedenheit und Effektivität an der Arbeit ist. Es gilt diese drei Aspekte in einem Mitarbeitergespräch zu klären:

::: Rückblick auf die Leistung der vergangenen Monate

::: Den Blick nach vorne gerichtet, wie der Mitarbeiter seinen Stil produktiv einsetzen kann.

::: Die Arbeitszufriedenheit bzw. –erfolg muss an klar messbaren Kriterien festmacht werden: Erfolg in einer Funktion, Freude an dieser Tätigkeit sowie das Gefühl, dass die Sache läuft.

Im Mitarbeitergespräch gilt es Leistungsdefizite zu erkennen und unmittelbar die Konsequenzen zu ziehen, wie z.B. die Entwicklung eines Hilfesystems, einen Partner mit ergänzenden Fähigkeiten zur Seite stellen oder die Veränderung der Tätigkeit anzupeilen. Es gilt klare, präzise und angepasste Leistungserwartungen auszusprechen und seitens des Arbeitnehmers ist die Verantwortung dafür zu übernehmen. Läuft etwas schief, keine Zeit mit der Suche nach Schuldigen vergeuden, sondern die ganze Aufmerksamkeit nach vorne richten: Was kann getan werden, um das Problem in den Griff zu bekommen? Wie können in Zukunft solche Fehler verhindert werden? Was können wir aus diesem Fehler lernen?

Bei einer solchen Fehlerkultur werden Mitarbeiter sehr viel eher bereit sein, Verantwortung für eine ungünstige Entscheidung zu übernehmen, Fehler zuzugeben und sich dann mit Feuereifer an einen neuen Lösungsweg zu machen. Es ist förderlich, wenn die Mitarbeiter alle nötigen Informationen zur Verfügung haben - es sollte keine Heimlichkeiten geben. Natürlich brauchen nicht alle Mitarbeiter zu jeder Zeit alle Informationen, aber jeder sollte jederzeit die Möglichkeit haben, sie zu bekommen.

Regel Nr. 9: Loslassen erfordert Mut

Jedes Jahr um Silvester ist auf fast jedem TV-Kanal „Diner for one“ zu sehen. Der wohl bekannteste Satz in diesem Streifen lautet: „The same procedure as every year”.
Wiederholungen, Bewährtes und Altbekanntes in ihrem Betriebsalltag? Menschen sind leistungsorientiert und (wenn ermutigt) lern- und risikobereit. Aber sie brauchen dazu jemanden, der ihnen den Rücken stärkt, ihnen wirklich etwas zutraut und sie dabei unterstützt, ihre Stärken sieht und den geeigneten Rahmen bieten kann. Dies umgesetzt kann heissen, dass sich der Betrieb verändert, an Dynamik gewinnt und dass Mitarbeiter und Vorgesetzte stolz auf das Geleistete sind. Dies wiederum fördert das Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter. Es gilt den einzelnen Mitarbeiter zu kennen und kontinuierlich über Vollbrachtes nachzudenken und zu reflektieren.

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„Viele Menschen glauben, sie würden denken, während sie in Wirklichkeit nur ihre Vorurteile neu ordnen“ (William James, 1842-1910).

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Der Glaube an die Mitarbeiter und die aktive Förderung ihrer Stärken ergibt Empowerment. Empowerment erfordert Mut von der Führungsperson. Mut sich auf das einzulassen, was fähige und ermutigte Mitarbeiter leisten können. Wenn sie in einem guten Kontakt mit ihren Mitarbeitern stehen, immer wieder im Gespräch sind, gemeinsam die Ziele festlegen und dem Mitarbeiter auch Verantwortung übertragen, besteht keine Gefahr am Ziel vorbei zu schießen. Im Gegenteil - es ist eine große Chance für die Mitarbeiter, das Unternehmen und für Sie als Führungskraft.
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