In einem kürzlich gehaltenen Vortrag des
Abteilungsleiters Spionageabwehr des Ministeriums für Inneres und
Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen wird das ganze Ausmaß der
Cyber-Spionage deutlich: Die Datenräuber kommen aus allen Erdteilen und
haben es vornehmlich auf Unternehmen abgesehen. Der Experte berichtete
zum Beispiel von Geschäftsreisen nach China und Russland, die
unerwünschte Folgen hatten. Bei einem Test in China ließ man einen
Laptop kurzzeitig unbeaufsichtigt. Er war passwortgeschützt und dennoch
fand man auf ihm später Spionage-Software.
Auch Handys sind ein
beliebtes Ziel, wenn es um Wirtschaftsspionage geht: Die Freude über
eine Handy-Ladestation oder ein offenes WLAN-Netz kann schnell
schwinden. Das attraktive Angebot zieht nicht selten ein böses Erwachen
nach sich, denn solche ungeschützten Kanäle können Einfallstore für
Späh-Software sein.
Datendiebe müssen nicht einmal mehr viel
Geld ausgeben, denn Spionage-Technik ist erschwinglich geworden. Zudem
sitzen die Cyber-Spione häufig in der direkten Nachbarschaft. Kleine und
mittelständische Unternehmen ergreifen aber trotzdem häufig nicht die
notwendigen Sicherheitsmaßnahmen.
Sie haben das Gefühl, es ginge
um einen James-Bond-Film? Keineswegs, hierbei handelt es sich nicht um
einen spannenden Agententhriller, sondern die Realität. Nicht weniger
als die Zukunft kleiner und mittelständischer Unternehmen steht dabei
auf dem Spiel. Deren Know-how ist vielfach ihre Trumpfkarte,
insbesondere kleine Betriebe mit High-Tech-Erzeugnissen unterschätzen
oft die Risiken der Online-Spionage.
Erst der Datenklau, dann die Insolvenz
Kaum
ein Tag vergeht, an dem es nichts Neues zur NSA gibt. Sehr viel weniger
Beachtung finden der chinesische und der russische
Auslandsgeheimdienst. Nur warum? Das chinesische Ministerium für
Staatssicherheit und der russische SWR stehen der NSA um nichts nach.
Fast alle Bürger, die im Internet unterwegs sind, werden von den
Nachrichtendiensten ausgehorcht.
Der Leichtsinn einer Menge von
Unternehmen führt zu Spionage-Schäden, die in Deutschland jedes Jahr
Kosten in Höhe eines zweistelligen Milliardenbetrags verursachen. Die
Datenkraken gehen dabei sehr raffiniert vor und zahlreiche
internetfähige Geräte lassen sich ohne großen Aufwand für das Ausspähen
von Daten zweckentfremden.
Die Konsequenzen für ein von
Online-Spionage betroffenes Unternehmen können fatal sein. Wenn Ihr
größter Mitbewerber auf einmal genau das gleiche Produkt wie Sie
anbietet, ist ein Kundenverlust vorprogrammiert. Für einige Firmen sind
Kundendaten oder Baupläne wie eine Lebensversicherung. Wenn solche
Informationen in die falschen Hände geraten, droht die Insolvenz.
Es
lässt sich allerdings schwer nachweisen, dass eine Firmenpleite einem
Datendiebstahl geschuldet ist. Die Aufklärungsquote bei derartigen
Fällen ist laut Ministeriums-Angaben sehr niedrig. Das liegt vor allem
an einer extremen Unterbesetzung. In Nordrhein-Westfalen mit einer
Bevölkerung von 18 Millionen Einwohnern beschäftigen sich nur 100
Mitarbeiter mit der Spionageabwehr. Für die gleiche Bevölkerungszahl
sind in Russland 33.000 Mitarbeiter verantwortlich.
Was Sie zu Ihrem Schutz tun können
Schützt
mich denn nicht der Staat? Jedes Bundesland unterhält zwar eine
Spionageabwehr, die ist der Aufgabe aber wegen ihrer Unterbesetzung
nicht gewachsen. Deshalb müssen Sie selbst aktiv werden! Diese Maßnahmen
machen den Online-Spionen das Leben schwer:
Schulung der
Mitarbeiter: Selbst wenn Sie Ihren Angestellten vertrauen, müssen Sie
wachsam sein. Geheimnisse verlassen aber auch aufgrund von
Unachtsamkeiten das Unternehmen. Ein Mitarbeiter muss normalerweise nur
spezielle Daten auf eine Geschäftsreise mitnehmen. Und was er auf jeden
Fall braucht, muss er so gut wie möglich vor dem Zugriff Unbefugter
schützen. Dieses Bewusstsein müssen Sie schärfen.
Rekrutierung
des Personals: Der Chef des IT-Notfall-Teams der Telekom ist bei
perfekten Bewerbungen aus dem Ausland skeptisch. Wer bereit ist, für ein
niedriges Gehalt zu arbeiten, steht vielleicht woanders auf der
Gehaltsliste. Seien Sie vorsichtig, wenn Sie Personal auswählen.
Feind
hört mit: Sogar unbewusst kann ein Angestellter mit verwanztem
Mobiltelefon interne Informationen nach außen schleusen. In einer Reihe
von Konzernen sind Handys in Besprechungen Tabu. Denn die lassen sich
fremdsteuern, sogar wenn sie nicht eingeschaltet sind. Wenn es bei einem
Meeting in Ihrem Unternehmen um sensible Themen geht, sollte daher ein
Verbot für Handys gelten.
Fazit
Von
Online-Spionage sind auch kleine Unternehmen betroffen. Um der
Konkurrenz auch in Zukunft voraus zu sein, müssen Sie Ihre Daten
schützen. Nehmen Sie die Bedrohung ernst und ergreifen Sie
Sicherheitsmaßnahmen. Dann können Sie ohne Angst in die Zukunft blicken.