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Fachartikel, 15.07.2008
Management
Sich von der Macht der Führung nicht verführen lassen
Im Management zu sein, bedeutet Macht: Macht über das Wohlergehen anderer, Macht über den Erfolg des Unternehmens, die Macht, Entscheidungen zu treffen und Dinge zu gestalten. Doch tun sich viele Führungskräfte schwer, die eigene Macht im positiven Sinn zu nutzen: Während sich die einen scheuen, die eigenen Machtbefugnisse offensiv anzuwenden, schießen andere wiederum weit übers Ziel hinaus und nutzen ihre Macht zum eigenen Vorteil aus. Die meisten Führungskräfte jedoch sind in erster Linie unsicher, wo und wie es angemessen ist, die eigene Macht zu zeigen.
Das gekonnte „Spiel“ mit der Macht ist für den Erfolg eines Unternehmens von ganz entscheidender Bedeutung. So müssen Führungskräfte in der Lage sein, schnell und entschlossen zu handeln und instinktsicher die richtigen Entscheidungen zu treffen, zum Nutzen und zum Wohl der Allgemeinheit. Wer Angst hat vor der Macht, wer zögert und zaudert, handelt meist zu spät oder falsch. Wer hingegen eigennützig handelt und sich über andere stellt, dessen Macht ist brüchig. Nur wer das Vertrauen anderer gewinnt, kann wirklich Einfluss auf sie erlangen und die positive Wirkung seiner Macht entfalten, indem er andere als Verbündete für seine Ideen und Ziele gewinnt.

Macht nutzen, um Nutzen zu bringen

Manager haben Macht - das liegt in der Natur der Sache. Gleichwohl könnte man als aufmerksame Beobachter des Zeitgeschehens immer häufiger dem Gedanken erliegen, dass für den Erhalt der Macht ganz im Sinne des florentinischen Denkers und Machtstrategen Niccolo Machiavelli der „Zweck die Mittel heiligt“. So wie in der TV-Serie Stromberg: Das ist jener gleichnamige fiese Chef, dem jedes Mittel recht ist, um seine Macht zu zementieren. Dafür lügt der „Westentaschen-Machiavelli", intrigiert, schikaniert und schleimt, frei nach dem Motto: „Büro ist Krieg“. Mobbing ist in vielen Firmen keine Gemeinheit oder Unsitte, die es zu bekämpfen gilt, sondern ein legitimes Mittel zum Beseitigen der Konkurrenz, zum puren Machterhalt. Bemerkenswert dabei ist, dass sich immer mehr Führungskräfte als Täter „profilieren“. Denn noch immer gilt in vielen Unternehmen die Unsitte, auf Basis der verliehenen Macht andere Menschen zu drangsalieren, als Merkmal kühl kalkulierender Management-Begabung.

Macht macht auch einsam

Als Inbegriff einer Staatskunst (im übertragenen Sinn auch eines Führungsstils), die das rücksichtslose Durchsetzen von Interessen auf ihre Fahnen geschrieben hat, gilt der Machiavellismus. Nach der Lehre von Niccolo Machiavelli stehen Macht und Ruhm weit über Gerechtigkeit. Es geht in erster Linie darum, die Macht um jeden Preis zu sichern. „Oft muss der Fürst, um seine Stellung zu behaupten, gegen Barmherzigkeit, Menschlichkeit und Religion verstoßen“, schrieb er in seinem berühmt-berüchtigten Standardwerk “ll Principe“ (der Fürst). „Daher muss er ein Gemüt besitzen, das sich nach den Winden und dem wechselnden Glück zu winden vermag.“

Harte Worte - doch dem florentinischen Staatstheoretiker ging es niemals um die Macht als Selbstzweck, wie sie heute gern von modernen Top-Managern gebraucht wird. Machiavelli hatte vor allem ein Interesse am Machterhalt zur Förderung des Gemeinwohls. Intrigen, Gewalt und kühle Kalkulation waren für ihn legitime Mittel, um Feinde in Schach und die Staatsraison aufrecht zu halten. Wertschätzung und Respekt für andere Menschen spielten allerdings nur eine untergeordnete Rolle, wenn es darum ging, sich von allem zu trennen, was den Erhalt der Macht gefährden könnte. Und das sind in erster Linie andere Menschen, die selbst an die Macht wollen. Macht, im machiavellistischen Sinne, ist ein bedrohter Schatz, den es zu verteidigen gilt. Das geht nicht mit sanften Mitteln der Kampf um die Macht ist nach Machiavelli nur zu gewinnen, wenn die Konkurrenz ausgeschaltet und die Position mit Intrigen und anderen trickreichen Mechanismen abgesichert wird. Bis heute wird im Denken vieler Menschen der Begriff „Macht“ in einen unmittelbaren Zusammenhang gebracht mit Assoziationen wie Missbrauch, Unterdrückung oder Aggressivität. Ein als „Machtmensch“ identifizierter Zeitgenosse wird eher argwöhnisch beäugt oder ängstlich abgelehnt als bewundert. Macht macht auch einsam.

Dabei hatte Machiavelli durchaus sinnvolle Strategien für Machtinhaber parat, die auch heute noch Gültigkeit haben. So könnten viele Unternehmen zum Beispiel Kosten einsparen und Verluste vermeiden, wenn sie sich an die Regel Machiavellis hielten, sich auf seine Stärken zu besinnen oder nichts allzu Wertvolles aufs Spiel zu setzen: „Wenn du stark bist, dann beginne die Schlacht dort, wo du stark bist; wenn nicht, beginne dort, wo du die Niederlage am besten verschmerzen kannst.“

Angst lähmt Leistung

In seinem Buch „Was hätte Machiavelli getan?“ hat der amerikanische Kolumnist Stanley Bing auf sarkastische Weise einige Boshaftigkeiten für Manager gesammelt und rät Machtmenschen im Chefsessel etwa, „Feindschaften aufs Herzlichste“ zu pflegen: „Ja, ein großer Feind ist eine Kostbarkeit, muss gehegt und gepflegt werden, ganz wie ein Freund.“ Von dieser Lockerheit im fiesen Tun ist in der Realität allerdings oft nichts zu spüren - im Gegenteil: Despoten schüchtern Mitarbeiter mit heiligem Ernst ein und in den Firmen herrscht ein Klima auf Gefrierschrank-Temperatur mit dem Ergebnis: Die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter wird gelähmt.

Oder - fast noch schlimmer - man begegnet im Unternehmensalltag Führungskräften, die unsicher sind und ständig ihre Machtbefugnisse hinterfragen. Entsprechend unberechenbar setzen sie ihre Macht ein: Mal schlagen sie mit dem „Dampfhammer“ zu, wenn eigentlich Geduld angebracht wäre, dann reagieren sie - etwa auf das Fehlverhalten eines Mitarbeiters - überhaupt nicht, während alle darauf warten, dass der Chef das Treiben mit einem „Machtwort“ beendet. Ein eindeutiger Führungsstil ist nicht erkennbar. Und keine Führungskraft ist wirklich glaubwürdig, wenn sie sich gebärdet, als hätte sie keine Macht oder als sei sie unabhängig von der Unterstützung ihrer Mitarbeiter.

Macht ist eine brüchige Leihgabe, wenn die Mächtigen es nicht verstehen, ihre Umgebung für sich einzunehmen. Wer führt, hat Macht - doch wer es nicht versteht, diese Macht verantwortlich einzusetzen, wird keine „Mitstreiter“ für seine Ziele finden. Nur Diktatoren und Despoten in totalitären Systemen können es sich noch erlauben, Menschen zu unterjochen. Moderne Führungskräfte müssen die Herzen der Menschen gewinnen, um sie auf ihre Seite zu ziehen. Die Achtung vor der Würde anderer ist dafür Voraussetzung. Und: Führungskräfte haben die Pflicht und die Verantwortung, ihre Machtposition dazu zu benutzen, Nutzen zu bringen.

„Dann erst hat die Größe eines Menschen Bestand und Grund, wenn alle von ihm überzeugt sind, er sei nicht sowohl über ihnen als für sie.“

(Lucius Annaeus Seneca, span. Philosoph)

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Ein Leben als Trainer, als Autor und Mentor – ein Leben für den Erfolg von Menschen: Nikolaus B. Enkelmann ist der Grandseigneur der Erfolgs- und Motivationstrainer im deutschsprachigen Raum. Seit mehr als 40 Jahren ist er Trainer aus ...
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