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Insolvenzen in Deutschland, 1. Halbjahr 2016

Der Rückgang der Insolvenzen hält auch im ersten Halbjahr 2016 an: 10.750 Unternehmensinsolvenzen (minus 6,8 Prozent) und 38.250 Verbraucherinsolvenzen (minus 5,1 Prozent) sind zu zählen.
(PM) Neuss, 29.06.2016 - Erneut gibt es weniger Insolvenzen in Deutschland. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres verringerte sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen gegenüber dem Vorjahreszeitraum (1. Halbjahr 2015) um 6,8 Prozent auf 10.750 Insolvenzanträge. Die anhaltend gute Wirtschaftslage in einem günstigen Finanzierungsumfeld sowie eine verbesserte Ertrags- und Eigenkapitalsituation stärkten die Stabilität der Unternehmen.

Auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen war rückläufig: Ein Minus von 5,1 Prozent auf 38.250 Fälle ist zu verzeichnen. Hier wirkten sich steigende Beschäftigung und Einkommen positiv aus – private Überschuldung ist aber weiterhin ein verbreitetes Problem in Deutschland.

Nur wenig verringert haben sich die Insolvenzschäden sowie die Arbeitsplatzverluste. So betrug die Schadenssumme für Insolvenzgläubiger sowie für die öffentliche Hand im 1. Halbjahr geschätzt 11,8 Mrd. Euro (1. Halbjahr 2015: 11,9 Mrd. Euro). In vielen Insolvenzfällen ist mittlerweile eine große Zahl an Gläubigern betroffen. 110.000 Arbeitsplätze sind aufgrund der Insolvenzen im 1. Halbjahr bedroht (1. Halbjahr 2015: 112.000). Vor allem bei Unternehmen mittlerer Größe und jüngeren Unternehmen sind erneut viele Stellen gefährdet.

Regional blieb die Insolvenzbetroffenheit unterschiedlich. Die niedrigsten Insolvenzquoten der deutschen Länder weisen Baden-Württemberg (37 Fälle je 10.000 Unternehmen), Thüringen (42) und Bayern (45) auf. Am höchsten ist die relative Insolvenzbetroffenheit in Nordrhein-Westfalen und Hamburg (jeweils 99).

Weiter erhöht hat sich der Anteil der Unternehmergesellschaft (UG haftungsbeschränkt) am Insolvenzaufkommen. 8,4 Prozent der im 1. Halbjahr insolvent gegangenen Unternehmen hatten die Rechtsform UG (1. Halbjahr 2015: 7,5 Prozent). Zudem sind Rechtsformen, die auf Klein- und Kleinstunternehmen hindeuten, weiterhin am stärksten betroffen.

Insgesamt betrafen 66,0 Prozent aller Insolvenzfälle des 1. Halbjahres Unternehmen mit einem Jahresumsatz von maximal 500.000 Euro – mithin Kleinstunternehmen und Solo-Selbständige (1. Halbjahr 2015: 63,3 Prozent). Entsprechend sind in der Mehrzahl der Unternehmen (81,0 Prozent) höchstens fünf Mitarbeiter beschäftigt (1. Halbjahr 2015: 79,8 Prozent). Insbesondere im Handel und im Dienstleistungsgewerbe bestimmen solche Kleinstbetriebe das Insolvenzgeschehen. Der Anteil der Großinsolvenzen, also Unternehmen, die Umsätze von über 25 Mio. Euro erzielen, blieb deutlich unter 1,0 Prozent. Zu den Großpleiten der zurückliegenden Monate zählen u. a. das Modeunternehmen Steilmann sowie der Brennstoffhersteller German Pellets.

Die Insolvenzbetroffenheit bei jungen Unternehmen im Alter von drei bis sechs Jahren sowie auch bei etablierten Unternehmen mit einem Alter von mehr als 30 Jahren nahm leicht zu. Mehr als die Hälfte (59,3 Prozent) aller im 1. Halbjahr insolvent gewordenen Unternehmen waren allerdings kaum zehn Jahre am Markt (1. Halbjahr 2015: 60,0 Prozent). Am höchsten ist die Insolvenzanfälligkeit so weiterhin in den ersten Jahren nach der Gründung.

In allen vier Hauptwirtschaftsbereichen verringerte sich die Zahl der Insolvenzen – am deutlichsten im Verarbeitenden Gewerbe (minus 10,9 Prozent). Das Dienstleistungsgewerbe bildete mit 6.010 Insolvenzfällen bzw. 55,9 Prozent aller Insolvenzen erneut den Schwerpunkt des Insolvenzgeschehens. Allerdings wurden auch im Dienstleistungssektor weniger Insolvenzen gezählt (minus 400 Fälle; minus 6,2 Prozent). Im Baugewerbe wurden in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres 1.680 Insolvenzen registriert (1. Halbjahr 2015: 1.790; minus 6,1 Prozent). Die Insolvenzquoten in den Wirtschaftsbereichen verringerten sich deutlich. Je 10.000 Unternehmen werden noch 66 Insolvenzen gezählt (Vorjahr: 71). Die Spanne der Insolvenzquoten reicht dabei von 39 im Verarbeitenden Gewerbe bis 92 im Baugewerbe. Im Handel war der Rückgang der Insolvenzquote in den letzten zehn Jahren allerdings deutlich weniger ausgeprägt als in den übrigen Wirtschaftsbereichen.

Eigenverwaltungen unter Mitwirkung eines sogenannten Sachwalters, also Insolvenzverfahren, bei dem das insolvente Unternehmen die Verfügungsgewalt über die Insolvenzmasse behält, führen in Deutschland weiterhin ein Nischendasein. Im vergangenen Jahr wurden 261 solche Eigenverwaltungen gezählt – das entspricht 1,2 Prozent aller registrierten Insolvenzverfahren. In den ersten vier Monaten beläuft sich die Zahl der Eigenverwaltungen auf 78. Dieses relativ neue Sanierungsinstrument spielt im Wesentlichen nur für mittlere und größere Insolvenzfälle sowie für bereits etablierte Unternehmen eine Rolle, bei denen die Fortführung und der Erhalt der Arbeitsplätze sinnvoll erscheinen. In der Mehrzahl (70,2 Prozent) sind die Unternehmen über zehn Jahre alt.

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