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Pressemitteilung

SchuldnerAtlas Deutschland - Überschuldung von Verbrauchern, Jahr 2016

Im Herbst 2016 hat die Überschuldung der Verbraucher in Deutschland zugenommen ++ vor allem „harte“ Überschuldung nimmt 2016 weiter zu
(PM) Neuss, 10.11.2016 - Die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland ist 2016 zum dritten Mal in Folge, und deutlicher als erwartet, angestiegen. Zum Stichtag 1. Oktober 2016 wurde für die gesamte Bundesrepublik eine Überschuldungsquote von 10,06 Prozent gemessen. Damit sind über 6,8 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet und weisen nachhaltige Zahlungsstörungen auf. Dies sind rund 131.000 Personen mehr als noch im letzten Jahr (+ 1,9 Prozent). Die Überschuldungsquote steigt deutlich an, obwohl die Bevölkerung spürbar zugenommen hat.

Der aktuelle Anstieg der Überschuldungszahlen beruht ausschließlich auf einer Zunahme der Fälle mit hoher Überschuldungsintensität (vereinfacht: gerichtliche Sachverhalte). Ihre Zahl nahm in den letzten zwölf Monaten um rund 220.000 Fälle zu (+ 5,6 Prozent), während hingegen die Zahl der Fälle mit geringer Überschuldungsintensität (vereinfacht: nachhaltige Zahlungsstörungen) um rund 89.000 Fälle (- 3,2 Prozent) zurückging.

Ost- und Westdeutschland im Vergleich

Die Überschuldungsquote liegt 2016 in den neuen Bundesländern (10,43 Prozent, ohne Berlin) zum fünften Mal in Folge (wie auch bis 2008) über dem Vergleichswert im Westen (10,00 Prozent). Insgesamt sind in diesem Jahr im Westen rund 5,73 Millionen Personen als überschuldet zu betrachten, im Osten Deutschlands sind es rund 1,12 Millionen Erwachsene.

Solide Bundesländer verlieren an Boden

Die derzeit insgesamt negative Entwicklung spiegelt sich auch im Vergleich der Überschuldungszahlen nach Bundesländern. Nur in drei Bundesländern ist ein Rückgang von Überschuldungsfällen und -quote zu verzeichnen: in Berlin (12,74 Prozent; - 0,24 Punkte), in Bremen (14,01 Prozent; - 0,07 Punkte) und im Saarland (11,31 Prozent; - 0,02 Punkte). Die stärksten Anstiege verzeichnen in diesem Jahr Baden-Württemberg (8,34 Prozent; + 0,25 Punkte), Bayern (7,35 Prozent) und Sachsen (9,89 Prozent; beide + 0,24 Punkte). Diese drei Bundesländer und Thüringen (9,24 Prozent; + 0,16 Punkte), bleiben unterhalb der Überschuldungsquote für ganz Deutschland.

Frauen holen (leider) auf

Die Zunahme der Überschuldungsfälle (+ 131.000 Fälle; + 1,9 Prozent) verteilt sich in diesem Jahr fast paritätisch auf die Geschlechter. Männer verursachten in diesem Jahr rund 68.000 Überschuldungsfälle (+ 1,6 Prozent) mehr als 2015. Bei Frauen betrug die Zunahme rund 63.000 Fälle (+ 2,4 Prozent). 2016 können rund 7,55 Prozent der deutschen Frauen über 18 Jahre (2015: 7,39 Prozent) als überschuldet und zumindest nachhaltig zahlungsgestört gelten. Bei Männern sind dies aktuell 12,72 Prozent (2015: 12,61 Prozent).

Überschuldet im Alter

Das Thema „Altersüberschuldung“ bleibt virulent und zeigt einen weiter ansteigenden Trend. 2016 müssen rund 174.000 Menschen in Deutschland ab 70 Jahren als überschuldet eingestuft werden (+ 25.000 Fälle; + 16 Prozent). Die entsprechende Überschuldungsquote (1,34 Prozent; + 0,17 Punkte) liegt zwar weiterhin deutlich unter den Vergleichswerten der anderen Altersgruppen, der Anstieg ist im Mehrjahresvergleich 2013 / 2016 mit plus 58 Prozent allerdings überdurchschnittlich. Bei der nächstjüngeren Altersgruppe der 60- bis 65-Jährigen sind 2016 504.000 Überschuldungsfälle zu zählen (+ 33.000 Fälle; + 7 Prozent). Zudem sind die Anstiege in beiden Altersgruppen in diesem Jahr stärker auf eine Zunahme der Fälle mit hoher Überschuldungsintensität zurückzuführen.

Junge Erwachsene haben sich verbessert

Im Gegensatz dazu ist die Überschuldungszahl und -quote in der jüngsten Altersgruppe in diesem Jahr erfreulicherweise weiter zurückgegangen. Die Überschuldungsquote beträgt hier 14,50 Prozent, wobei der Rückgang fast ausschließlich auf einen Rückgang der Fälle mit geringer Überschuldungsintensität zurückzuführen ist. Derzeit müssen rund 1,66 Millionen junge Menschen in Deutschland (unter 30 Jahre) als überschuldet eingestuft werden (- 28.000 Fälle).

Hilfen zur Selbsthilfe

Das diesjährige Sonderthema befasst sich mit „internationalen Ansätzen der Überschuldungsprävention aus verhaltensökonomischer Sicht“. Die Autorin, Cäzilia Loibl von der Ohio State University (U.S.A.), wechselt dabei den Blickwinkel von der ökonomischen Makroperspektive auf die Handlungsperspektiven der betroffenen Verbraucher. Der Gastbeitrag zeigt auf, dass die Finanzwissenschaft Überschuldung gegenwärtig überwiegend als ein „Ergebnis von Ressourcenknappheit und nicht nur als das Ergebnis rationaler Abwägungen, mangelnder Finanzbildung oder von Impulsivverhalten“ begreift. Ihre Schlussfolgerungen belegen: Auch einfache Maßnahmen können große Wirkungen zeigen. Sie reichen von „Nudges“, also Denkanstößen und Erinnerungshilfen, über „Just in time“-Finanzinformationen bis hin zum „Finanzcoaching“ als Hilfe zur Selbsthilfe.
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