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Fachartikel, 16.06.2005
Management (allgemein)
Erfolg durch Stimme im Unternehmen
Beitrag von Stéphane Etrillard (Management Institute SECS) über die Bedeutung der Rhetorik und Sprache für beruflichen und unternehmerischen Erfolg.
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, woran Sie in Filmen ganz schnell erkennen können, wer der Held ist und wer der üble Widersacher? Oder können Sie sich noch an die alten Edgar-Wallace-Verfilmungen erinnern? Dann denken Sie doch mal an die Stimme von Klaus Kinski... Auf der Stelle ist klar, wer nun der Gute und wer der Böse ist. Der eine hat stets eine klare, melodische Stimme, der andere spricht mit kehliger, brüchiger und egozentrisch klingender Stimme. – Damit werden die Sympathien des Zuschauers nochmals auf den Protagonisten gelenkt.

Tatsächlich kommt es oft gar nicht einmal so sehr darauf an, was gesagt wird, sondern wie etwas gesagt wird. Ärzte mit einer guten (am besten tiefen, beruhigenden) Stimme sollen bekanntlich schneller das Vertrauen der Patienten gewinnen als andere, die ein weniger beeindruckendes Organ haben. Ein und dieselbe Diagnose kann also eine ganz unterschiedliche Wirkung hervorrufen, obgleich sich die Worte selbst kaum unterscheiden.

Mit unserer Stimme senden wir immer auch stark unterschwellige Botschaften aus. Diese können ebenso ein Bild von Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit hervorrufen, wie auch Misstrauen erwecken. Mit der Stimme von Klaus Kinski wäre es wohl sehr schwierig, Verhandlungserfolge zu erzielen. Gesprächspartner mit einer positiven Stimmlage, einem angenehmen Timbre, haben es dagegen de facto leichter, ihre Ziele zu erreichen.

Der Eindruck, den wir mit unserer Stimme hinterlassen, setzt sich aus den Faktoren Sprechgeschwindigkeit, Lautstärke und Klangfarbe zusammen. Auf die beiden ersten Punkte können wir noch am besten einwirken: Ein zu schnelles Sprechen ist ebenso wenig angebracht wie ein sehr langsames. Weil die meisten Menschen jedoch dazu neigen, ihre Sprechgeschwindigkeit im Gespräch stetig zu steigern, ist oft eine Ermahnung zur Reduzierung der Geschwindigkeit notwendig. Bei der Lautstärke verhält es sich oft eher so, dass wir zu leise sprechen, was für unsere Zuhörer bei längeren Gesprächen zu einer echten Zumutung werden kann. Insgesamt sollte die Stimme hinsichtlich aller drei Aspekte immer moduliert werden. D.h. wir müssen darauf achten, nicht darin zu verfallen, eine monotone Litanei herunterzubeten. Ein angebrachter Wechsel der Geschwindigkeit mit unterschiedlichen Lautstärken (je nach Wichtigkeit der Worte) steigert die Aufmerksamkeit unserer Zuhörer.

Die zahlreichen Variationen hinsichtlich der Klangfarbe zeigen, dass es sich bei unserer Stimme um ein komplexes Instrument handelt. Grundsätzlich wirken dauerhaft hohe Tonlagen anstrengend und ermüdend, sowohl für uns Sprecher als auch für unsere Zuhörer. Daher ist es ratsam, die Stimme bewusst tiefer zu regulieren. Aus eben diesem Grund empfiehlt es sich – gerade bei längeren Ansprachen –, zwischendrin ganz bewusst durchzuatmen und eine kleinere „Verschnaufpausen“ einzulegen. Dadurch werden sich angestaute Spannungen lösen, wodurch Ihre Stimme an Dynamik gewinnt und zugleich auch wieder tiefer und voller klingen wird. Solche Atempausen können Sie zusätzlich als kleine Erholungsphase nutzen, die es Ihnen erlaubt, die Gedanken neu zu ordnen, um anschließend mit frischer Kraft fortzufahren.

Ein wichtiger Faktor ist die Betonung unserer Worte. Aus ihr entsteht die Satzmelodie. Betont wird jeweils der wichtigste Teil eines Satzes. Die korrekte Betonung macht ein echtes Verständnis unserer Worte oft erst möglich. Ein Satz wie: „Wie gut Sie heute wieder vorbereitet sind“, kann durch die Betonung entweder überaus sarkastisch wirken oder aber Anerkennung ausdrücken.

Eine deutliche, klare, rhythmische und melodische Stimme mit Höhen und Tiefen findet immer den besten Anklang. Sie können Ihre Stimme durch lautes Lesen schulen, besonders dann, wenn Sie Ihre Stimme dabei aufnehmen. Hierbei entdecken Sie auch Ihre Problembereiche. Das Verschlucken von Endsilben, die Vernachlässigung des R in der Aussprache oder häufige Verlegenheitslaute (Ähm, Öh, Mmmh usw.) und mehrfaches Räuspern sind sehr gängige Störfaktoren, die alle gemeinsam haben, dass wir sie selbst beim Sprechen gar nicht wahrnehmen.

Ganz generell verfügen nur wenige Menschen über eine ausgeprägte Sensibilität hinsichtlich des Klangs der eigenen Stimme. In wichtigen Gesprächen und Verhandlungen werden die gesprochenen Worte meistens recht sorgfältig abgewogen, wie die gesprochenen Worte aber für die Ohren der Zuhörer klingen – darüber sind wir uns oft nur sehr wenig bewusst. Dieser Umstand ist insofern ein echtes Manko, weil der Klang unserer Stimme für unsere gesamte Persönlichkeit steht: Fehlende Überzeugung, Angst, Unsicherheit und Nervosität lassen sich aus der Stimme ebenso schonungslos heraushören wie Souveränität, Entschlossenheit, Engagement und Kompetenz. Damit wird die Stimme zum maßgeblichen Faktor für den Erfolg von Gesprächen und Verhandlungen, mitunter sogar für den beruflichen Erfolg überhaupt.

Dass wir dem Klang der eigenen Stimme so wenig Aufmerksamkeit widmen, ist umso erstaunlicher, wenn man sich vergegenwärtigt, wie sehr wir doch auf den Klang der Worte anderer achten. Allein wenn Sie an Kinofilme denken, wissen Sie, wie schnell entscheidend die (Synchron-)Stimme eines Schauspielers ist, um Sympathien oder aber Antipathien zu ernten. Und vielleicht haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, wie wählerisch Kinder dabei sind, wenn sie etwas vorgelesen bekommen. Kinder sind hier nicht leicht zufrieden zu stellen, die größten Bemühungen und die spannendste Geschichte fruchten nicht, wenn einem Kind die Stimme des Vorlesers nicht passt – es wird quengeln und nörgeln, einer schönen und warmen Stimme jedoch selbst dann gebannt lauschen, wenn es sich um eine etwas fade Erzählung handelt.

Im Berufsleben verhält es sich nicht unbedingt anders. Eine gut modulierte, wohl klingende Stimme weckt Sympathie, findet bessere Zuhörer und macht diese aufgeschlossener für Argumente – eine trainierte Stimme ist immer überzeugender als eine akustische Dissonanz. Darüber hinaus, auch das ist kein zu unterschätzender Faktor, verleiht eine angenehme Stimme dem Redner selbst größere Sicherheit. Ein Redner, dem die Stimme versagt, wird schnell unsicher und nervös (was sich dann auf die Zuhörer überträgt), während ein Redner, der sich auf seine Stimmkraft verlassen kann, nochmals an Souveränität gewinnt und so eine optimale Wirkung bei den Gesprächspartnern erzielt. – Es gibt keinen Schauspieler, natürlich keinen Sänger und keinen Nachrichten- oder Rundfunksprecher, für den ein professionelles Stimmtraining nicht geradezu obligatorisch ist. Doch ist eine trainierte Stimme auch für viele andere Berufe tatsächlich essentiell. Und hiermit sind nicht nur Vielredner wie Telefonisten, Referenten, Verkäufer und Lehrkräfte gemeint: Wer auch immer im Beruf viel kommunizieren muss und wichtige Gespräche und Verhandlungen zu führen hat, ist ganz selbstverständlich auf seine Stimme angewiesen. Dennoch bleibt „die Stimme unser ungepflegtester Ausdruckskanal“, wie der Stimmexperte Arno Fischbacher unlängst bei einem Stimm-Symposium feststellen musste.

Womit wir auch immer auf unsere Außenwelt wirken, wir achten darauf, wie wir gekleidet sind, ob die Frisur in Ordnung ist, welche Art unser Habitus hat, was wir reden usw. – der Stimme aber – und wie wir sprechen – wird meistens nur sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Vor einem wichtigen Gespräch wird vielleicht noch schnell ein Halsbonbon gelutscht – doch das ist dann auch schon alles, was wir für unsere Stimme tun. Jedenfalls verfügen nur die wenigsten über eine auch nur ansatzweise geschulte und damit optimierte Stimme. In den allermeisten Fällen gibt man sich hier mit dem zufrieden, was man hat. Vergessen wird hierbei, dass unsere Stimme, verglichen mit unserem äußeren Erscheinungsbild, ein mindestens ebenbürtiges Aushängeschild für unsere ganz spezifische Persönlichkeit ist. Und wer würde schon mit zerrissenem Anzug und ungekämmten Haaren in ein wichtiges Gespräch oder zu einer bedeutenden Verhandlung kommen? Unsere Stimme soll einfach nur da sein, wenn wir sie brauchen – wie sie nun genau klingt, darum kümmern wir uns nur wenig.

Der bedeutendste Faktor unserer täglichen Kommunikation ist und bleibt die gesprochene Sprache. Allein damit bekommt die Stimme eine Schlüsselstellung. Weil ein erheblicher Anteil der persönlichen Wirkung von der Stimme abhängt, beeinflusst diese unmittelbar die Wahrnehmung unserer Gesprächspartner. Und natürlich wird jemand, der mit kratzender, verklebter, oder gepresster und wenig modulierter Stimme spricht, bei seinem Gegenüber keine besonders positive Wirkung erzielen. Insbesondere dann nicht, wenn zu einer an sich schon unangenehmen Stimme noch die üblichen Sprechfehler wie das undeutliche, zu laute oder zu leise Sprechen in einer unangemessenen Stimmlage hinzukommen. Mit der Art des Sprechens senden wir in allen Fällen wichtige Signale (auch über uns selbst!) an unsere Gesprächspartner. Dennoch denken wir nur wenig über unsere Stimme nach. Und wenn, dann meistens nur dann, wenn sich aufgrund einer Erkältung oder einer anders gearteten Reizung unserer Stimmbänder bereits ganz offenkundige Probleme eingestellt haben.

Weil die Stimme schon rein anatomisch ein überaus komplexes Organ ist, bei dessen Klangerzeugung faktisch ein sehr differenziertes Zusammenspiel von über 100 Muskeln stattfindet, lässt sich der Weg zu einer positiven Stimme nicht auf eine einfache Formel bringen. Wie kompliziert die reine Klangerzeugung der Stimme ist, beweist ein kurzer Blick auf die Anatomie. Beim Sprechen sind beteiligt: die Nasenhöhle, der Nasenrachen, der Mundrachen, der Kehlkopf, die Luftröhre, das Zwerchfell, die Rippenmuskulatur und weitere Gebiete. Sobald auch nur an einer Stelle eine Störung (bspw. ein kleiner Schnupfen oder, was weniger bekannt ist, eine schlechte Haltung oder auch psychosomatische Spannungszustände) auftritt, wird dies nie ohne Auswirkungen auf die Stimme bleiben. Hinzu kommen noch Aspekte der Ernährung und insbesondere unser Trinkverhalten (Kaffee, schwarzer Tee, Alkohol usw. schaden der Stimme ebenso wie eine insgesamt zu geringe Flüssigkeitszufuhr). Und natürlich haben die Atmung und auch die Beschaffenheit der Luft (Heizungsluft, Abgase, Rauchen) generell großen Einfluss auf den Klang unserer Stimme.

Grundsätzlich soll die Stimme deutlich und nicht zu schnell, weder zu laut noch zu leise und in allen Fällen abwechslungsreich moduliert sein. Wichtig ist dabei auch, immer auf die Bedürfnisse der Zuhörer zu achten. In kleineren Runden kann der Gestik und Mimik der Gesprächspartner abgelesen werden, ob sie noch konzentriert bei der Sache sind – oder ob Sie Ihre Stimme den Bedingungen anpassen sollten, um neue Aufmerksamkeit zu erzielen. So können Sie situationsbedingt entscheiden und die Modulation auf die Gegebenheiten immer wieder neu abstimmen: Sie können stärker akzentuieren oder aber beruhigend einwirken; die Lautstärke anpassen (um auch noch in den hinteren Reihen gehört zu werden) oder Ihre Stimme dämpfen (wenn vertrauliche Dinge behandelt werden, die von anderen nicht gehört werden sollen). Gerade mit geschickt eingesetzten Modulationsformen lässt sich bspw. zielgerichtet eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen. Eine Reparatur, Verbesserung und Optimierung der individuellen Stimme kann jedoch einzig mit einem professionellen Stimmtraining erzielt werden. Am Anfang aller Trainingsprozesse der Stimme steht immer die bewusste Wahrnehmung der eigenen Stimme. Und tatsächlich sprechen nicht wenige Menschen mit einer verzerrten Version ihrer wahren Stimme. Entweder haben sie es nie gelernt, richtig und mühelos zu sprechen oder aber Stress, Überarbeitung und Ängste sorgen dafür, dass die Stimme im Laufe der Zeit eine unvorteilhafte Wandlung vollzieht. So wie sich die rhetorischen Fähigkeiten systematisch trainieren lassen, kann auch die eigene Stimme neu gebildet werden. In jeder Stimme steckt weitaus mehr Substanz und Klangvermögen, als im Augenblick vielleicht zu hören ist. – Letztendlich können mit einer effizienten Stimme erstaunliche Erfolge erzielt werden, wenn diese zum wohlklingenden Instrument wird, mit dem wir unsere rhetorischen Fähigkeiten eindrucksvoll klingen lassen.
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