Wenn es um die Wachstumsstrategie von Unternehmen geht, konzentriert sich meist das Augenmerk auf quantitative Ziele. Qualitative Ziele spielen meist nur eine Nebenrolle. Zu starker Fokus auf Mengenwachstum in Form von Internationalisierung birgt die Gefahr der Vernachlässigung wichtiger Zukunftsaufgaben.
Sehr hilfreich bei der Ausrichtung der Wachstumsstrategie: eine SWOT-Analyse. Sie gibt Aufschluss über die aktuellen Stärken und Schwächen des Unternehmens sowie den Wachstumspotenzialen und bestehenden Risiken im Markt.
Internationalisierung alleine bedeutet keine qualitative Weiterentwicklung des eigenen Unternehmens. Neben vielleicht kleineren Anpassungen gewinnen in der Regel weder die eigenen Produkte noch das eigene Geschäftsmodell. Es wird ein schnelles quantitatives Wachstum erzeugt. Je nach Einsatz der eigenen Ressourcen und der jeweiligen Marktentwicklung gelingt dieses mehr oder weniger. Gibt es hierbei auch Nachteile zu berücksichtigen?
Viele, vor allem mittelständische Unternehmen gehen an ihre Grenzen, bei dem Versuch, in Schwellenländern Fuß zu fassen. Die eigenen Ressourcen werden über Gebühr belastet und wichtige strategische Weichenstellungen in die eigene Zukunft unterbleiben. Zudem müssen die erhöhten Umsätze zukünftig gegen zunehmenden lokalen Wettbewerb verteidigt werden – und das bei möglichst nur moderat fallenden Renditen.
So kann die zu starke Fokussierung auf den internationalen Markt langfristig gesehen von großem Nachteil sein. Was könnte erreicht werden, wenn die gleichen personellen und finanziellen Ressourcen in die Entwicklung und Implementierung neuer Technologien, neuer Services und den Ausbau des Produktportfolios oder des eigenen Geschäftsmodells investiert würden? Welche wichtigen Aufgaben bleiben zumeist auf der Strecke? Zu nennen sind da vor allem der vom Markt geprägte durchgängige Innovationsprozess, die anwenderorientierte Verbreiterung des Produktportfolios, die Entwicklung wertschöpfender Services, das Kundenbindungsmanagement, die Imagebildung über professionelle Marketingmaßnahmen und die vertriebsunterstützende Optimierung der Unternehmenskommunikation.
Ein in Deutschland ansässiges Maschinenbauunternehmen mit eindeutigen und klar kommunizierten Vorteilen für den anspruchsvollen mitteleuropäischen Markt wird auch immer im weltweiten Export erfolgreich sein. Die erarbeiteten Wettbewerbsvorteile lassen sich durch professionelles Marketing in den Ausbau des Marktanteils und in steigende Renditen umsetzen. Aus dieser zukunftsorientierten Position heraus ergibt sich die Attraktivität für entsprechend fortgeschrittene Schwellenländer. Dort heranwachsender lokaler Wettbewerb wird wirksam auf Distanz gehalten. Made in Germany behält seine Zugkraft und Berechtigung.
Internationalisierung ist umso nachhaltiger und damit erfolgreicher, wenn sie aus einer Position der optimalen Entwicklung des eigenen Geschäftsmodells im Heimatmarkt heraus betrieben wird. Sie ersetzt aber niemals die strategische Notwendigkeit zur qualitativen Weiterentwicklung des eigenen Unternehmens. Diese lässt sich vor allem bei begrenzten Ressourcen am effektivsten im eigenen lokalen Markt erreichen.