Neue Media Markt-Werbung stellt Online-Händler in schlechtes Licht und Preissuchmaschinen als verwirrend dar. Der Online-Handel freilich wird's verkraften. Ob die Kampagne der Elektro-Fachmarktkette den erhofften Nutzen bringt, scheint da schon eher fraglich.
Screenshot-Ausschnitt der Media Markt-Website
Der zum Metro-Konzern gehörende Media Markt ist im zweiten Quartal 2011 tief in die Verlustzone gerutscht. Der Grund: ein Management, das die Bedeutung des Online-Handels nicht nur seit Jahren übersieht, sondern bis heute unterschätzt - wie die aktuelle Werbekampagne überdeutlich zeigt. So wird es schwierig mit Wachstum und Gewinn.
Das Wachstum im Online-Handel beträgt 2011 voraussichtlich 15% und ist damit um Faktor 5 größer als das des stationären Einzelhandels, das auf 2,7% geschätzt wird. Der Verbraucher kauft also zusehends online, ob es Media Markt nun passt oder nicht.
Ganz deutlich spiegelt sich dieser Trend auch in der europäischen Kelkoo-Verbraucherbefragung wider. So wird der Online-Händler Amazon als vertrauenwürdigste Marke Deutschlands noch vor Aldi und Ikea eingestuft und erhielt den „Best Retail Award 2011“. Die Gründe für dieses herausragende Ergebnis: beste Angebote im Überblick, zuverlässiger Lieferservice, garantiertes Rückgaberecht und transparente Preisgestaltung.
Es wäre für Media Markt sicher gewinnbringender, die Erkenntnisse aus dieser Studie umzusetzen als sich in einem aufwändigen Werbefeldzug über die Konkurrenz lustig zu machen, die angeblich die Verbraucher verwirrt, sich im Preis ständig unterbietet und die Ware nie vorrätig hat.
Mit dieser Einschätzung zeigt die Media Markt-Führung nicht nur, wie wenig sie vom Online-Handel versteht, da die aufgebauschten Horrorszenarien Ausnahmefälle sind, sondern sie unterschätzt auch die Urteilsfähigkeit der Kunden. Diese bestellen mit steigender Zahl bei den online-Händlern ihres Vertrauens, wie die Studie eindrucksvoll belegt. Wozu dienen schließlich die auch von Media Markt verkauften PCs, Laptops, Tablets und Smartphones? Man informiert sich, tauscht sich aus, überblickt den Markt und bestellt dort, wo es einem am besten erscheint.
Eines ist indes gewiss: Ein Online-Wachstum von 15 Prozent wie der Online-Handel in Deutschland insgesamt wird Media Markt mit dieser Kampagne nicht schaffen.