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Fachartikel, 10.07.2008
Wirtschaft/Mittelstand (allgemein)
Rohstoffverknappung bietet für die deutsche Wirtschaft auch Chancen
Obschon die Rohstoffverknappung, der demographische Wandel und der Klimawandel die Wirtschaft vor neuer Herausforderung stellt, wittern darin viele deutsche Unternehmen auch durchaus Chancen, wie eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) belegt. Der Grund: Für viele Probleme werden Hightech-Lösungen gefragt sein - und dafür ist die deutsche Wirtschaft weltweit ja bekannt.
Spätestens seit die Preise von Kupfer, Öl und Co. unaufhörlich klettern, ist klar, dass dies nicht nur Auswirkungen auf die Wirtschaft hat, sondern rund um den Globus auch Umwelt und Gesellschaft beeinflusst. Für Unternehmen ergeben sich daraus jedoch nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln hat im Sommer 2007 über 2.600 Geschäftsführer gefragt, welche Veränderungen sich besonders in der Unternehmensstrategie niederschlagen:

Rohstoffverknappung

Fast 61 Prozent der Unternehmer gaben an, dass für sie das Thema Rohstoffverknappung aus langfristiger und strategischer Sicht wichtig ist – Erdöl, Kupfer, Zinn oder Nickel gibt es nun mal nicht unbegrenzt. Sichere Daten, wie es um die Vorräte bestellt ist, existieren obendrein nicht.

Die Weltmarktpreise für Rohstoffe steigen dessen ungeachtet seit einiger Zeit: Im Mai 2008 lagen sie gegenüber dem Durchschnitt des Jahres 2000 auf Dollarbasis um 283 Prozent höher, auf Eurobasis um 126 Prozent. Allein Eisenerz und Stahlschrott wurden auf Dollarbasis um 447 Prozent teurer – in Euro gerechnet waren es immer noch 224 Prozent. Die Preise für Energierohstoffe wie Öl, Kohle und Gas sind seit der Jahrtausendwende in Dollar ausgedrückt um 341 Prozent gestiegen.

Ein Grund für den weltweiten Preisanstieg ist der wachsende Bedarf an Rohstoffen in Entwicklungs- und Schwellenländern, vor allem in China und Indien. Die Wirtschaft in diesen Staaten brummt, und ein Ende des Booms ist vorerst nicht zu sehen. Weitere wichtige Preistreiber sind Instabilitäten in den rohstoffreichen Ländern, politische Willkür und staatliche Eingriffe. Monopole und Kartelle unter den Fittichen mancher Regierungen, aber auch Handelshemmnisse wie etwa die Exportsteuer auf Stahlschrott in Russland verhindern einen freien und fairen Zugang zu den weltweiten Rohstoffmärkten und lassen Preise in die Höhe schnellen.

Von diesen Problemen und kontinuierlichen Preiserhöhungen sind insbesondere rohstoffarme und importabhängige Länder wie Deutschland betroffen. In rohstoffintensiven Branchen wie der Stahlindustrie drohen Versorgungsengpässe und damit Wettbewerbsnachteile – was so manche Existenz kosten könnte. Diese Angst treibt auch die befragten Unternehmen um:

Fast zwei Drittel der Geschäftsführer waren der Ansicht, dass die Engpässe an den Rohstoffmärkten strategische Risiken für ihr Unternehmen bedeuten.

Allerdings gibt es Unterschiede zwischen den Branchen. In der Chemie sowie in der Metall- und Elektro-Industrie machen Öl und Co. jeweils fast 80 Prozent der Chefs nervös – doppelt so viele wie in der Datenverarbeitung oder in der Forschung und Entwicklung.

Doch neben allen Risiken bietet die Situation an den Rohstoffmärkten auch Chancen, meinten immerhin 22 Prozent der befragten Firmenlenker. So können Unternehmen neue klimafreundliche Produkte und Technologien entwickeln und vermarkten oder per Recycling nützliche Sekundärrohstoffe gewinnen. Zudem macht es der technische Fortschritt möglich, effizienter mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen und Ersatzprodukte zu finden. Besonders im Technologiebereich haben deutsche Firmen die Nase vorn und so auch die Chance, neue Märkte zu erschließen und Wettbewerbsvorteile zu nutzen.

Demografischer Wandel

Große wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme stehen den Industrienationen und einzelnen Schwellenländern dadurch ins Haus, dass die Bevölkerung älter wird: Immer weniger Erwerbstätige müssen für immer mehr Ruheständler sorgen, und sinkende Geburtenraten machen es Unternehmen bereits jetzt schwer, genug geeignete Fachkräfte zu finden. Die vom IW Köln befragten Firmen sahen hier Nachholbedarf vor allem seitens des Staates; er müsse die sozialen Sicherungssysteme zügig umbauen, das Bildungsangebot sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern und die Zuwanderung effektiver steuern. Die wachsende Generation Methusalem jagt den meisten Firmenchefs jedoch keinen so großen Schrecken ein wie die Ressourcenknappheit:

Rund 36 Prozent der befragten Unternehmen sahen in der zunehmend älter werdenden Bevölkerung ein Risiko – für 53 Prozent eröffnet sie eher neue Chancen.

Produkte und Dienstleistungen speziell für Ältere gewinnen zunehmend an Bedeutung, an Kunden mangelt es schließlich nicht. Zudem können die Betriebe zurückgreifen auf den großen Wissens- und Erfahrungsschatz, den ältere Mitarbeiter in petto haben und an junge Kollegen weitergeben können. Wie dies am besten zu bewerkstelligen ist, wird derzeit von Theoretikern und Praktikern heftig diskutiert – möglich wäre es beispielsweise, dass die Senioren im Unternehmen Beraterfunktionen übernehmen.

Klimawandel

Die wirklich gravierenden Auswirkungen des Klimawandels werden wohl erst in einigen Jahrzehnten zu sehen sein. In aller Munde ist er dennoch schon und im Bewusstsein vieler Manager ebenfalls:

Gut 44 Prozent der Unternehmensführer gaben an, dass das Thema Klimawandel für sie wichtig ist. Während dabei rund 39 Prozent dieser Geschäftsführer Risiken für ihren Betrieb sahen, war mehr als die Hälfte davon überzeugt, dass ihnen der Klimawandel durchaus auch Möglichkeiten biete, sich weiterzuentwickeln.

Eine mögliche Erklärung, warum so viele Unternehmen diesem Thema etwas abgewinnen können, ist wohl in der Klimapolitik zu finden. Denn langsam erkennen auch die Regierungen, dass der Schlüssel zur Bekämpfung von Erderwärmung und Co. in neuen Technologien liegt. Hier haben deutsche Unternehmen ein besonders großes Know-how und können darauf setzen, in den kommenden Jahren effiziente Kraftwerke, Windenergieanlagen, umweltfreundliche Autos und andere klimaschonende Technologien verstärkt in alle Welt zu verkaufen.

Wachsende Megastädte

Hierzulande und im übrigen Europa sucht man sie vergebens, zu finden sind sie hauptsächlich in Schwellen- und Entwicklungsländern – die Megastädte, Metropolen mit mehr als 10 Millionen Einwohnern. Trotzdem ist die Entwicklung in diesen Städten für deutsche Unternehmen nicht unwichtig:

Nach Meinung von knapp 35 Prozent aller befragten Geschäftsführer spielen wachsende Megastädte eine Rolle für ihre Firma – meist eher eine positive denn eine bedrohliche.

So gab hiervon nur rund jeder Fünfte an, in der Entwicklung der Megastädte eher ein Risiko zu sehen. Gut zwei Drittel sagten jedoch, dass sie eher Chancen erkennen. Denn schnell wachsende Städte müssen ihre Infrastruktur ständig ausbauen, wie zum Beispiel die Wasser- und Stromversorgung oder auch die Abfallentsorgung.

Ein besonders wichtiger Punkt ist außerdem der Verkehr. Gerade São Paulo, Mexico City oder auch Jakarta brauchen dringend neue Konzepte, um nicht vollständig im Verkehrschaos zu versinken. Deutsche Unternehmen können bei der Lösung all dieser Probleme eine wichtige Rolle spielen und so neue Absatzmärkte erschließen.

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