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Kolumne
Beraten und verkauft, 29.03.2010
Positionierung
Schaumschläger oder „der führende Experte für ...“?
„Der führende Experte für ...“, „Die Nummer 1 für ...“ – das Ziel, warum sich Unternehmen, Trainer und Berater mit solchen Attributen schmücken, liegt auf der Hand: Sie wollen ein größeres Stück vom Auftragskuchen. Wenn Sie solche Versuche der Selbst-Überhöhung bei Wettbewerbern registrieren, sollten Sie aktiv dagegen vorgehen. Oder wollen Sie, dass Sie Ihr Konkurrent im Markt zur Nr. 2 abstempelt?
Wie viele Päpste gibt es? Richtig einen – zumindest in der katholischen Kirche. Denn dort wird erst dann ein neuer Oberhirte ernannt, wenn der bisherige das Zeitliche segnete. Anders ist dies im Beratermarkt. Dort tummeln sich Dutzende von Päpsten. Für fast jedes Trainingsthema gibt es inzwischen mindestens eine Pappnase, auf deren Stirn das Etikett  „...-Papst“ klebt. Wobei für diese Würdenträger jedoch gilt: Im Gegensatz zu dem katholischen Oberhirten haben sie sich fast alle selbst ernannt.

Dasselbe gilt für die zahllosen „führenden Experten für ...“, die als Berater, Trainer oder Entertrainer ihr Brot verdienen. Auch bei ihnen weiß letztlich niemand: Wer schrieb ihnen das Attribut „führend“ zu? War es ihre Großmutter? Oder ihr Skat-Kumpel? In der Regel waren sie es selbst.

Dass der Beratermarkt auch ein Markt der Eitelkeiten ist, ist allen Insidern klar. Ebenso, dass manch Trainer und Berater im Laufe seiner Berufsjahre ein sehr ausgeprägtes Ego entwickelt – ähnlich wie manch Lehrer, der Tag für Tag als Alleinunterhalter vor seinen Schülern steht. Und weil besagte Trainer nur selten ein kritisches Feedback erhalten, denken einige irgendwann „Ich bin der Größte“. Mit einem entsprechenden Habitus treten sie auf und entsprechend vermarkten sie sich.

Über dieses Sich-wichtig-tun könnte man lächeln und dies als Schrulle irgendwelcher Profil-Neurotiker abtun. Doch Vorsicht, das ist gefährlich! Denn ganz gleich – wie lächerlich solche Selbstattributionen wie „...-Papst“ oder „der weltweit führende Experte für ...“ zuweilen wirken (und häufig auch sind, wenn man die Trainer und ihre Biografien kennt), dahinter hinter steckt meist eine Strategie, die darauf abzielt, Marktbarrieren für Mitbewerber zu errichten. Entsprechend massiv sollten Sie gegen solche Versuche der Selbsterhöhung von Berufskollegen vorgehen – und zwar sobald Sie diese registrieren.

Nehmen wir an, ein Mitbewerber von Ihnen schreibt auf seiner Webseite, er sei „die Nr. 1 im Vertrieb“ oder „DER führende Experte für Vertrieb“. Dann sollten Sie ihn anrufen und bitten, diese Aussage umgehend von seiner Webseite zu nehmen. Und wenn das nichts fruchtet? Dann schicken Sie ihm per Anwalt eine Abmahnung – wegen unlauteren Wettbewerbs. Denn wenn er von sich behauptet, er sei die Nummer 1 im Vertrieb, dann können Sie bestenfalls die Nummer 2 sein. Also abmahnen! Dasselbe gilt, wenn ein Mitbewerber behauptet, er sei „der führende Experte für ...“. Abmahnen! Denn eine vergleichende Werbung ist zwar erlaubt. Sie muss aber anhand von Zahlen, Daten und Fakten belegbar sein. Und das dürfte fast allen „führenden Experten“ schwer fallen.
ZUM KOLUMNIST
Über Bernhard Kuntz
Bernhard Kuntz ist ein ausgewiesener Kenner des Bildungs- und Beratungsmarkts aufgrund seiner Tätigkeit als Redakteur des Fachmagazins 'management & seminar' (1989 bis 1992) und seiner über 15-jährigen Arbeit als Fachjournalist für Personal- und ... mehr
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