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Kolumne
Beraten und verkauft, 12.07.2013
Plagiate haben „kurze Beine“
Content-Klau nichts anderes als Betrug
Auf der Suche nach Content für ihre Webseiten und Blogs beschreiten manche (Web-)Dienstleister eigenwillige Wege. Sie kopieren interessante Artikel anderer Unternehmen, schreiben diese kurz um und stellen diese dann als eigene Texte in Netz – ohne dass sie ein schlechtes Gewissen plagt. De facto ist jedoch das Klauen von Content schlicht Betrug – sowohl dem geistigen Urheber als auch dem Leser gegenüber.
 „Content is king“ – diese Parole hört man von Onlinemarketing- und SEO-Beratern oft, wenn es um das Puschen und suchmaschinentechnische Optimieren von Webseiten geht. Entsprechend verzweifelt suchen sie zuweilen nach Content für ihre Webseiten und Blogs, um diese regelmäßig mit Inhalt zu füttern. Denn das Verfassen eines knackigen Blog-Beitrags oder knackiger Tipps kostet Zeit. Und selbst dem kreativsten Menschen gehen irgendwann die Ideen aus, wenn er ein, zwei Mal pro Woche einen Blog-Beitrag verfassen möchte. Was also tun, wenn mal wieder die erforderliche Zeit oder Idee fehlt?

Manch findiger Wiki- oder Blog-Betreiber hat dann den Geistesblitz: Ich kann ja mal das World-wide-web durchforsten. Schließlich hält es einen nahezu unerschöpflichen Fundus an Texten parat. Gedacht, getan! Und stößt der Blogger auf einen interessanten Text, dann kopiert er ihn – wie weiland Karl-Theodor zu Guttenberg – per „copy and paste“ mal eben schnell, schreibt ihn kurz um und stellt ihn anschließend als eigenes Werk ohne Quellenangabe auf seine Webseite oder in seinen Blog.

Text-Klau ist ein verbreitetes Phänomen

Text-Klau im Internet – das ist weit verbreitetes Phänomen. Diese Erfahrung sammeln Autoren immer wieder. Und setzen sie sich dagegen zur Wehr – zum Beispiel, indem sie die Plagiatoren in einer Mail bitten, den Text von ihrer Webseite oder aus ihrem Blog zu entfernen? Dann reagieren die Angeschriebenen meist nicht – zumindest wenn man ihnen nicht sogleich mit der großen juristischen Keule droht.

Oder sie reagieren wie der Inhaber einer Onlinemarketing-Agentur, der vom Inhaber eines Beratungsunternehmens wegen „Text-Klau“ angeschrieben wurde. Er antwortete lapidar: „War ein Versuch! Ich arbeitete den Artikel am Wochenende um.“ Ohne Anrede, Entschuldigung oder sonst etwas.

Und als der Berater dem Betreiber eines Blogs daraufhin schrieb: „Nicht umschreiben, sondern aus dem Netz entfernen. Sonst ergreife ich juristische Schritte.“? Da verschwand der Artikel aus dem Blog. Parallel dazu sandte dessen Betreiber jedoch eine Mail an den Berater, er verstehe dessen Aufregung nicht: „Ich habe doch nur ein Thema im Internet aufgegriffen … – das passiert Tag-täglich da draußen.“ Erneut ohne Anrede, Entschuldigung oder sonst etwas.

Plagiatoren plagt kein schlechtes Gewissen

Stimmt! Es passiert „Tag-täglich da draußen“, dass Blog- und Webseiten-Betreiber sowie „Social-Media-Aktivisten“ Texte von anderen Personen und Organisationen „klauen“, sie leicht umschreiben und dann als eigene Machwerke publizieren – ohne Nennung ihrer Quellen. Und dabei empfinden sie auch kein Unrechtsgefühl – schließlich ist das, was im Netz steht, ja kostenlos. Oder? Also kann man einen Text auch mal schnell mit „copy and paste“ kopieren und für eigene Zwecke verwenden – selbst wenn dessen Urheber in die Erstellung Zeit oder Geld investiert hat.

Wenn Schüler und Studenten für ihre Referate oder Seminararbeiten so verfahren, dann mag das akzeptabel sein – hierüber mögen ihre Lehrer und Professoren entscheiden. Anders ist es, wenn ein Unternehmen einem anderen dessen Texte klaut und diese fürs eigene Marketing nutzt – insbesondere dann, wenn der Plagiator sich zudem im selben oder in einem verwandten Geschäftsfeld tummelt wie deren ursprünglicher Verfasser. Dann sollten die Betroffenen konsequent  hiergegen vorgehen. Zum Beispiel, indem sie den „Text-Dieb“ zunächst bitten, den Text von seiner Webseite oder aus seinem Blog zu entfernen. Und wenn das nichts fruchtet? Ihm mit einer Abmahnung drohen.

Zwischen „Ideen-“ und „Text-Klau“ unterscheiden

Dabei gilt es jedoch zwischen einem „Ideen-“ und einem „Text-Klau“ zu unterscheiden. Denn Ideen und Gedanken sind, sobald sie publiziert wurden, nicht nur für jeden zugänglich. Jeder kann sie sich auch aneignen, mit den eigenen Erfahrungen verknüpfen und sie so für sich verarbeiten. Das tut (hoffentlich) jeder Berater Tag für Tag, denn nichts anderes ist letztlich lernen.

Anders sieht es bei Texten aus. Sie sind und bleiben das Eigentum ihres Schöpfers. Und wer sie trotzdem klauen und für sich kostenlos (gewerblich) nutzen möchte? Der sollte wenigstens so schlau sein, die Texte so stark zu überarbeiten, dass ihre Herkunft nicht mehr erkennbar ist. Doch hierzu sind die meisten „Text-Diebe“ zum Glück nicht nur zu faul. Ihnen fehlt häufig auch die nötige Phantasie oder Erfahrung, um beispielsweise die Praxisbeispiele in einem Text durch neue zu ersetzen. Deshalb sind Text-Plagiate meist leicht zu erkennen – zumindest für den Verfasser des Originals.

Gegen „Text-Diebe“ vorgehen

Doch Personen oder Organisationen, die im Netz nach gewissen Inhalten (oder Leistungen) suchen? Sie wissen, wenn ihnen bei Suchabfragen mehrere (nahezu) identische Texte von verschiedenen Verfassern angezeigt werden, nicht: Was ist das Original und was das Plagiat? Deshalb sollten Autoren gegen einen „Text-Klau“ vorgehen – auch um dem leisen Verdacht zu entgehen, sie seien eventuell selbst die Plagiatoren und nicht die „Text-Diebe“.
ZUM KOLUMNIST
Über Bernhard Kuntz
Bernhard Kuntz ist ein ausgewiesener Kenner des Bildungs- und Beratungsmarkts aufgrund seiner Tätigkeit als Redakteur des Fachmagazins 'management & seminar' (1989 bis 1992) und seiner über 15-jährigen Arbeit als Fachjournalist für Personal- und ... mehr
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