Wer sich mit Guerilla-Wachstumswegen beschäftigt, wird belohnt: Zum einen wird er einen bunten Strauß an Möglichkeiten finden, die bedrohlichen Situationen die Schärfe nehmen. Zum anderen werden von der Fülle der Möglichkeiten am Ende nur ein paar übrig bleiben, die für das Unternehmen überragend geeignet sind. Doch diese Wege sind dann so klar und schlüssig, dass sie sehr tatkräftig und konzentriert angegangen werden können.
Guerilla-Wachstumsweg Nr. 1: Die Variation der Angebotseinheit
Für Unternehmen, die sich als Systempartner etabliert haben, ist diese Betrachtung selbstverständlich. Doch vielen anderen Unternehmen, die keine Systempartner sind, steht dieser Weg ebenfalls offen, um sich punktuell Vorteile am Markt zu verschaffen, neue Kunden zu gewinnen und die Kunden enger an sich zu binden.
Beispiel Bertrandt-Elektronik-Zentrum: Der externe Ingenieurdienstleister bildet am Standort Ingolstadt eine Mischung aus Laboren, Werkstatt und Entwicklungsbüros und leistet auf diese Weise wertvolle Arbeit für Audi. Und das in einem Herzbereich des Unternehmens – was früher undenkbar gewesen wäre.
Guerilla-Wachstumsweg Nr. 2: Bestellung per „Handschlag“
Aus der Angebotserstellung, der Auftragserteilung und der Auftragseingabe sind mittlerweile nicht selten zeitaufreibende, kostenintensive Prozesse geworden, die bei mancher Betriebsanalyse Ernüchterung aufkommen lassen, weil so viel Aufwand in diese wenig bis nicht-wertschöpfenden Leistungen gesteckt wird.
Diese Prozesse wieder radikal zu vereinfachen – entweder durch Weglassen, Reduzieren, zeitliches Zusammenfassen oder durch einfache webbasierte Lösungen – erzeugt auf allen Seiten Gewinner.
Die Vorgehensweise ist immer gleich: Sie gehen in die Vorüberlegung und suchen dann das Gespräch mit Ihren Kunden. Wohlgemerkt: Es geht nicht um Aufträge, es geht um Vereinfachung! Sobald Sie die ersten Erfolgsmeldungen verzeichnen können, sind das Referenzen zur Gewinnung neuer Kunden.
Guerilla-Wachstumsweg Nr. 3: Cash-Flow-erzeugende Lösungen
Einen wirksamen Cash-Flow-erzeugenden Weg kennen Sie üblicherweise aus Schlussverkaufsaktionen: Bevor die Ware nicht mehr verkaufbar ist und das Geld fehlt, neue zu kaufen, wird sie günstiger verkauft. An dieser Stelle sollten Sie überlegen:
Zu diesen Fragen finden sich zahlreiche neue Alternativen. Praxistauglich sind davon meist nur zwei oder drei. Aber das ganze Paket dient dazu, mit den Kunden darüber zu sprechen und deren Vorlieben zu erfahren. Denn das Ziel ist es auch hier, den Prozess, als kompetenter Partner wahrgenommen zu werden, anzuschieben.
Beispiel Baugruppenhersteller im Maschinenbau: Das Unternehmen führt große Teile seines Materiallagers als öffentlichen Internetshop. Damit diszipliniert es sich, seine Bestände up to date zu halten, baut die Chance, mit neuen Unternehmen ins Geschäft zu kommen, aus und bietet seinen Stammkunden, die häufig auf die gleichen Materialien zurückgreifen, einen Zusatzservice in Notfällen.
Guerilla-Wachstumsweg Nr. 4: Kapitalbedarf des Kunden senken
Bewegen Sie sich auf den Kunden zu und beschäftigen Sie sich mit seinem drängendsten Problem. Denn vermutlich will der Kunde nicht nur Kosten sparen, sondern auch das Kapital, das er mit Ihrer Leistung bindet, reduzieren. Sollte dieser Weg nicht unmittelbar auf Ihre Leistung oder Ihr Produkt zutreffen, dann denken Sie bitte mittelbar. Wie können Sie Ihrem Kunden dennoch helfen, seinen Kapitalbedarf zu senken? Ansatzpunkte sind etwa sein Energiebedarf, seine Lebensgewohnheiten oder die übliche Verteilung seiner monatlichen Mittel. Klassische Fragestellungen in diesem Zusammenhang sind:
Vielen Antworten kommen Sie im Vorfeld ein Stück näher, wenn Sie die Bilanzen Ihrer Kunden zur Hand nehmen und für jede Position überlegen, wo und wie Sie den Hebel ansetzen können.
Guerilla-Wachstumsweg Nr. 5: Performance des Kunden verbessern
Die Performance des Kunden zu verbessern, ist in mehrere Richtungen möglich: Als Lieferant sehen Sie häufig einfache und komplexe Verbesserungsmöglichkeiten bei Ihren Kunden, die Sie bisher stillschweigend zur Kenntnis genommen haben und jetzt ansprechen können. Sie können auch darauf Einfluss nehmen, dass der Kunde mit dem Handling Ihres Produktes rascher vertraut wird.
Vielleicht müssen Sie sogar die Kunden Ihres Kunden dabei einbinden. Sie können Punkte ansprechen, die die Zusammenarbeit mit Ihrem Haus effektiver machen. Kurzum: Helfen Sie Ihrem Kunden, durch Sie besser zu werden und seine Effektivität zu steigern:
Formulieren Sie daraus ein Paket. Fühlen Sie sorgfältig vor, um nicht zu forsch aufzutreten, und führen Sie dann erste Sondierungsgespräche.
Beispiel Elektrodenhersteller: Ein Hersteller-Unternehmen in einer kleinen Nische mit 40 Mitarbeitern beschäftigt zwei Ingenieure, die gegen Bezahlung als Consultants in der Entwicklung, Konstruktion, Werkstoffauswahl und Produktion für die Kunden tätig sind.
Guerilla-Wachstumsweg Nr. 6: Es dem Kunden bequem manchen
War bei Weg 5 der Blick auf den Kunden gerichtet, so ist nun der Blick ganz auf Sie konzentriert. Was können Sie bei sich installieren und aufbauen, um es dem Kunden mit Ihnen und Ihrer Leistung bequem zu machen?
Beispiel Etikettenhersteller: Das Unternehmen lässt jeden Auftrag vom Kunden in einer einfachen Datenbank bewerten. So entsteht nicht nur ein vollständiger Überblick über die Güte der Lieferungen an den Kunden. Das Unternehmen kann bei einem Grund zur Reklamation sofort Maßnahmen ergreifen und gibt dem Kunden damit die Sicherheit, das Thema mit hoher Priorität zu behandeln. Gleichzeitig kann die Güte der Leistungen über mehrere Jahre hinweg dokumentiert und optimiert werden. – Daran muss sich jeder Mitbewerber erst einmal messen lassen!
Guerilla-Wachstumsweg Nr. 7: Denken wie ein Vorstand
Den Vorstand einer Aktiengesellschaft beschäftigt eine Frage ganz besonders: Wo setze ich mein Kapital ein, um damit die höchste Rendite zu erzielen? Wo kann ich sparen?
Denken Sie sich in ihn hinein:
Ergreifen Sie von sich aus die Initiative. Machen Sie sich Gedanken und bieten Sie ein oder zwei Alternativen in diesem Bereich an. Solange Sie so vorgehen, haben Sie das Heft des Handelns in der Hand und können sich frühzeitig auf Veränderungen einstellen. Sie werden dabei auch die Erfahrung machen, dass Ihr Entgegenkommen sehr wohlwollend aufgenommen wird, die Kundenbindung fördert und Ihre Stellung ausbaut. Bitte bedenken Sie auch: Das kapitalorientierte Denken kommt zwar aus den großen Aktiengesellschaften, doch viele andere Unternehmen haben es längst für sich übernommen. Sie können diesen Weg also auch anwenden, wenn Sie keine Aktiengesellschaft als Kunden haben.
Der leichte Weg zum Wachstums-Guerillero
Wenn Sie das Prinzip der Guerilla-Wachstumswege verstanden haben, werden Sie sich leicht damit tun, immer wieder neue Wege und Möglichkeiten zu finden, mit Ihren Kunden neu ins Geschäft zu kommen und auch neue Kunden für Ihre Leistungen zu begeistern. Zwei Beispiele, die zeigen wie es geht:
Maschinenbau
Ein Zulieferer im Maschinenbau, dessen Kunden aufgrund eines Nachfrageeinbruchs der gesamten Branche ihre Bestellungen um 10 bis 30 Prozent reduzierten, bot den Unternehmen an, jeweils die Hälfte der von der Kündigung betroffenen Mitarbeiter zu übernehmen, wenn er dafür für seine Liefermengen „single-source“-Status für zwei Jahre bekomme. Das Geschäft war für beide Seiten attraktiv und zwischen Idee, Erstgespräch und dem Handschlag, es gemeinsam auf den Weg zu bringen, lagen drei Wochen!
Messebau
Ein international tätiges Messebauunternehmen organisiert für seine Kunden weltweit Messen. Dazu bedarf es einer ausgefeilten Logistik und dem entsprechenden organisatorischen Geschick. Diesen Ruf eines verlässlichen Begleiters baute sich das Unternehmen im Lauf der Jahre auf. Gemäß dem Guerilla-Wachstumsweg „Leistungsangebot erweitern“ entschied sich das Unternehmen, obwohl es nicht zu seinem bisherigen Geschäftsmodell passte, seine Leistungen um den gesamten Bereich der Organisation und Reisebuchung für die Messeteilnehmer der Unternehmen auszuweiten. Zunächst nur für VIP-Kunden, mittlerweile auf breiter Basis. Flug, Hotel, Namensschild, Leihwagen, Besucherprogramm, -betreuung und Messeteilnahme werden nun vom externen Partner zentral organisiert und koordiniert. Teure Doppelbuchungen und unproduktive Terminüberschneidungen gehören für die Kunden damit der Vergangenheit an. Auch dieses Geschäft ist für beide Seiten attraktiv. Es erforderte das Sichtbarmachen der entsprechenden Leistungen in einer kleinen Powerpoint-Unterlage und das Abstimmen und Verfeinern mit dem ersten Kunden und ging binnen vier Wochen über die Bühne.
Da in beiden Beispielen die Gespräche auf „Chef-Ebene“ durchgeführt wurden, konnten sie entsprechend schnell realisiert werden. Dabei beinhalteten folgende Strategien die Zugangsschlüssel zum Kunden: