„Die da oben bauen Mist – und ich soll den Karren aus dem Dreck ziehen? Kommt gar nicht in Frage!“ Es ist leicht und für die eigene Psyche entlastend, den Chef dafür verantwortlich zu machen, dass man nicht motiviert ist, nicht begeistert, dass man sich nicht mit dem Unternehmen identifiziert. Viele junge Professionals lehnen es ab, weiter aufzusteigen: „Für ein bisschen mehr Geld so viel Ärger – nein danke!“ Mehr Verantwortung übernehmen, unbequeme Entscheidungen fällen, sich emotionalen Stress aufladen – die Jüngeren sind dazu oft nicht bereit. Lieber schimpfen sie weiter, das ist bequemer.
Klar – es gibt Beschwerdegründe: Die Unternehmer und Manager der mittelständischen Zulieferer in der Autoindustrie etwa müssen knüppelharte Entscheidungen treffen. So haben die Mitarbeiter „Gründe“ genug, auf ihre Chefs zu schimpfen und die eigene Motivation in den Keller zu schicken. Was sie nicht bedenken: Die Großen in der Autoindustrie drosseln die Produktion und fahren Kurzarbeit. Das führt zu negativen Folgen bei den Zulieferern. Aber auch die Manager der Großen entscheiden nach Faktenlage. Fazit: Der „Schwarze Peter“ sitzt nicht an einem Ort. Überall sind Fehler gemacht worden. Darum sollte Schluss gemacht werden mit der einseitigen Schuldzuweisung.
Besser ist es, wenn sich jeder an die eigene Nase fasst. Viele Mitarbeiter verstecken hinter der Aussage „Ich werde nicht genug motiviert“ ihre mangelnde Leistungsbereitschaft. „Man“ wartet auf Motivation. Und es gibt viele kreative Wege zu warten. Computerspiele. Verlängerte Mittagspausen. Privates Mailen und Surfen. Fehlverhalten gibt es nicht nur auf der Eliteetage.
Das ist doch eine Überlegung wert: Jene Mitarbeiter – es sind ja auch hier nicht alle (!) – beenden ihre Schimpfkanonade und ersetzen den Status des Arbeitnehmers durch die Haltung des selbstständig denkenden Gestalters, der eigeninitiativ Verantwortung übernimmt und konstruktive Beiträge in Wort und Tat liefert, um Problemlösungen zu formulieren und umzusetzen.
Daraus könnte am Ende sogar eine neue Geschäftsidee geboren werden: Statt Führungsseminare anzubieten, in denen Führungskräfte in die „Geheimnisse“ der Motivation eingeführt werden, könnten sich der ein oder andere Anbieter zukünftig auf Seminare für Mitarbeiter konzentrieren, wie unter anderem: „So werden Sie zum selbstständig handelnden Gestalter und zum fairen Partner Ihres Chefs!“