Ob als Ingenieure oder Unternehmensberater – viele Physiker arbeiten außerhalb ihres eigentlichen Fachgebiets. Diese Flexibilität lohnt sich auch finanziell – zehn Jahre nach dem Examen
verdienen Physiker im Schnitt deutlich mehr als Absolventen anderer Studiengänge.*)
Physik - der Schlüssel zu einer Vielzahl von Berufen...
Nicht jedem winkt am Ende der Nobelpreis, wie ihn etwa im Jahr 1921 der legendäre Albert Einstein oder 2007 Peter Grünberg erhielten. Doch wer in Deutschland ein Physikstudium absolviert, erwirbt in jedem Fall ein hohes mathematisch-analytisches Denkvermögen, mit dem sich komplexe technische Probleme lösen lassen. Zudem verfügen Physiker in der Regel über profunde EDV-Kenntnisse. Diese Fähigkeiten ebnen nicht nur den Weg zur fachspezifischen Karriere, sondern eröffnen viele weitere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Dies zeigt auch eine Analyse, die das Institut der deutschen Wirtschaft Köln für die Deutsche Physikalische Gesellschaft erstellt hat. Die wichtigsten Ergebnisse:
Berufliche FlexibilitätBundeskanzlerin Angela Merkel, der Gitarrist der Rockgruppe Queen, Brian May, und der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen, Martin Winterkorn, haben zwei Dinge gemeinsam: Sie tragen einen Doktortitel der Physik und sie arbeiten außerhalb ihres Studienfachgebiets. Mit Letzterem zählen sie keineswegs zu den Ausnahmen – wie die Zahlen für das Jahr 2007 zeigen:
Von den 93.100 Erwerbstätigen, die ein Physikstudium absolviert hatten, arbeiteten zuletzt rund drei Viertel nicht in einem Physikerberuf.Viele von ihnen waren in verwandten technisch-naturwissenschaftlichen Berufen tätig, etwa als Informatiker oder Mathematiker (15 Prozent) oder in Ingenieurberufen (7 Prozent). Andere zog es sogar in völlig fachfremde Gefilde. Beispielsweise verdiente mehr als jeder zehnte ausgebildete Physiker als Unternehmensberater oder Manager sein Geld. Und jeder Dreißigste fand als Patentanwalt, Arzt, Politiker oder in ähnlichen Berufen sein Auskommen. Damit gehören Physiker neben Volkswirten und Ernährungswissenschaftlern zu den auf dem Arbeitsmarkt flexibelsten Akademikern.
FachkräftebedarfBis 2012 kehren jährlich 2.200 erwerbstätige Physiker der Arbeitswelt aus Altersgründen den Rücken. In den Jahren danach wächst diese Gruppe kontinuierlich: Um 2030 werden jährlich 3.300 Physiker in den Ruhestand treten. Doch nicht nur diese Fachkräfte gilt es zu ersetzen – läuft die Wirtschaft künftig wieder rund, könnten auf dem Arbeitsmarkt pro Jahr bis zu 300 Physiker zusätzlich benötigt werden. Im Schnitt der vergangenen zehn Jahre haben jedoch weniger als 1.900 Physiker die Universitäten mit einem Abschluss verlassen – im Jahr 1995 gab es noch etwa 3.700 Absolventen dieses Studienfachs.
Setzt sich dieser Trend fort, droht ein gravierender Mangel an physikalisch versierten Fachkräften. Um einem solchen Szenario entgegenzuwirken, gilt es unter anderem, die „Schwundquote“ zu verringern – in Physik hält nur jeder zweite Studienanfänger bis zum Examen durch, so wenige wie in keinem anderen Fach. Dazu braucht es jedoch eine Kehrtwende in der Hochschulpolitik. Denn die Studenten wurden zuletzt von immer weniger Lehrkräften betreut: Zwischen 1997 und 2007 fielen vor allem durch Kürzungen oder Umschichtungen in den Hochschuletats der Bundesländer fast 12 Prozent der Professorenstellen im Fachbereich Physik weg.
Einkommen und ArbeitszufriedenheitWer den steinigen Weg des Physikstudiums erfolgreich beschreitet, ist anschließend in aller Regel sehr zufrieden mit seinem Werdegang. So würden sich 87 Prozent der Absolventen wieder für dieses Fach entscheiden. Dies ist der höchste Wert aller Studiengänge. Zu diesem positiven Votum dürfte auch beitragen, dass sich das Büffeln von Relativitätstheorie und Strömungslehre finanziell in den meisten Fällen lohnt – nach Angaben des Hochschulinformationssystems liegt das Bruttojahreseinkommen eines in Vollzeit erwerbstätigen Physikers zehn Jahre nach dem Examen um 25 Prozent über dem durchschnittlichen Wert aller Universitätsabsolventen.
Vgl. Oliver Koppel: Physikerinnen und Physiker im Beruf – Arbeitsmarktentwicklung, Einsatzmöglichkeiten und Demografie, Studie im Auftrag der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e.V., Köln 2010. Kostenfrei als Download abrufbar.