Bis 2025 wird die Cloud-Nutzung so fest im Geschäftsalltag verankert sein, dass es Wichtigeres gibt, als über die Cloud zu reden. Diese Prognose teilt ein Fünftel der deutschen IT-Entscheider in einer aktuellen Umfrage, die der amerikanische Softwareanbieter Citrix durchgeführt hat. Noch besteht viel Redebedarf. Zum Beispiel, ob sich eine Private, Hybrid oder Multi-Cloud am besten eignet. Das hängt vom Branchenumfeld, den Geschäftsaktivitäten, Geschäftszielen, IT-Anforderungen und -Budget sowie dem IT-Know-how der Belegschaft ab. So kann es den weltweiten Vertrieb einer Firma verbessern, wenn allen Vertriebsmitarbeitern ein Reporting-Tool zur Verfügung steht. In dem Fall ist es sinnvoll, diesen Workload in der Cloud zu betreiben. Einrichten lässt sich zudem ein On-Premises-Arbeiten, in dem die Vertriebsprofis die eigentlichen Reports lokal erstellen und im jeweiligen Rechenzentrum am Standort ablegen.
Selbst für dieses Beispiel gilt der Grundsatz: Vor einer Cloud-Migration sollte ein Unternehmen eine Cloud-Strategie entwerfen. Eine Geschäftsanalyse hat deshalb initial aufzudecken, wo noch Geschäftspotenzial steckt und wo sich Kernprozesse verschlanken sowie digitalisieren lassen. Oft drängt sich die Frage auf, ob eine SAP-Anwendung besser weiter im eigenen Rechenzentrum läuft oder ob ein schlankeres Customer-Relationship-Management (CRM) aus der Cloud ausreicht. Einen Teil der Antwort liefert eine IT-Bestandsaufnahme.
Bestand aufräumen und entrümpeln
Im Ergebnis der Inventur weiß eine Firma, wann Hard- und Software abgeschrieben sind. Die Bestandsaufnahme unterteilt außerdem die Applikationslandschaft in Anwendungen, die 1:1 in eine Public Cloud verschoben werden können oder müssen. Bei einem künftigen Cloud-Betrieb bleibt zu klären, was die Firma neu programmieren oder kaufen muss. Verallgemeinern lässt sich im Vorfeld nicht, was auf jeden Fall in die Cloud gehört. Beispielsweise verbleibt eine Anwendung aus Compliance-Gründen oder aufgrund von Gesetzesvorgaben besser im Rechenzentrum. Die EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) verlangt von Unternehmen, transparente Prozesse für den Datenumgang zu etablieren und zu dokumentieren. Die Verantwortung für Datensicherheit und -schutz kann ein Unternehmen nicht an den Provider delegieren. Dennoch ist vieles im Fluss – und bewegt sich hin zum konformen Software as a Service (SaaS).
Im nächsten Schritt helfen Kennzahlen, pro oder contra Cloud zu entscheiden. Über die wichtigen Kenngrößen wie RPO (Recovery Point Objective) und RTO (Recovery Time Objective) legt ein Unternehmen fest, wie hochverfügbar seine Anwendung in der Cloud sein muss. Darf absolut kein Datenverlust eintreten, muss der Provider einen RPO von Null in den Service Level Agreements (SLAs) garantieren. Bei einem vereinbarten RTO von 60 Sekunden bleibt genau diese Zeit für die Datenwiederherstellung.
Weitere wichtige Zeitfaktoren festlegen
Daneben sollte ein Unternehmen für sich die Bereitstellungszeit definieren. Wie schnell eine Cloud-Struktur reagiert, lässt sich mit Provisioning-Metriken beurteilen. Aufschluss über die Nutzerzufriedenheit gibt im Cloud-Betrieb, wenn eine Firma mehrere Messgrößen (Metriken) wie Workload-Performance, Bereitstellungszeit, Anzahl der Workloads und mittlere Zeit bis zum Ausfall (MTTF) kombiniert. So zeigt sich, ob Benutzer die erwarteten Ergebnisse erzielen.
Ob Cloud-Service-Provider die eigenen Leistungsansprüche erfüllen, gilt es als Nächstes zu überprüfen. Genau anschauen sollten sich Unternehmen zuerst den Service-KPI (Key Performance Indicator) Verfügbarkeit. Steht in den SLAs eine Verfügbarkeit von 99,9 Prozent, kann ein Unternehmen die Cloud an durchschnittlich 42 Minuten pro Monat nicht nutzen. Cloud-Anbieter verwenden in der Regel ein Ticketing-System, um Probleme, Änderungen und Hilfeanfragen zu beheben. Empfehlenswert ist, kurze Antwortzeiten des Cloud-Providers auf Anfragen in den SLAs festzulegen.
Kapazitäts- und Kostenfragen
Ein Workload soll in der Cloud hochverfügbar und performant laufen, was eine bestimmte Speicherkapazität erfordert. Der zu buchende Speicherplatz lässt sich jedoch heute um bis zu 70 Prozent mit Snapshot-Technologie, Datenkomprimierung, Deduplizierung und Cloning reduzieren. Dennoch gehört die benötigte Performance und Speicherkapazität in die SLAs.
Letztendlich entscheiden die Kosten darüber, welche Cloud-Migration sich überhaupt rechnet. Für einen geplanten SaaS wie Salesforce oder Office 365 fällt es leicht, die Kosten zu ermitteln. Diese sollten unter denen der abzulösenden Inhouse-Leistung liegen. Ansonsten hat sich bewährt, für die monatlichen Cloud-Betriebskosten nach Benutzern und Geschäftsgruppen aufzuschlüsseln. So ist es später einfach, Abweichungen von der vorhergesagten Cloud-Nutzung festzustellen. Ein regelmäßiger Vergleich von Infrastrukturkosten, die das lokale Rechenzentrum verursacht, mit den Cloud-Betriebskosten weist auf steigende oder sinkende Cloud-Akzeptanz hin.
Perspektivisch an das Datenmanagement denken
Die IT-Bestandsaufnahme und der Kennzahlenabgleich führen zu den Anwendungen und Services, die in der Cloud wirtschaftlich laufen. Das Ergebnis kann die Aussicht auf effizienten Software- und Technologieeinsatz, Datenanalyse in Echtzeit, eine bessere unternehmensweite Zusammenarbeit, agiles Entwickeln von Apps, ein auf künstlicher Intelligenz basierender Kundeservice oder eine vernetzte Produktion sein, die sich auf maschinelles Lernen stützt. Unternehmen sollten vor der Cloud-Migration bedenken, dass sie für hybride oder Multi-Cloud-Umgebungen eine Lösung brauchen, mit der sich ihre Enterprise-Workload-Daten einfach managen und schützen lassen. Zudem ist eine Synchronisation der Daten, die On-Premises und in der Cloud genutzt werden, erforderlich, was sich über Datenmanagementplattformen realisieren lässt. Im Idealfall setzt die akribische Cloud-Vorbereitung in einer Firma eine Spirale in Gang, die kontinuierlich neuen digitalen Service produziert.