Die Gallup-Umfrage an der Princeton University bestätigt, dass Glück in der Regel nichts mit Geld zu tun habe. „Im Gegenteil sind häufig solche Menschen am glücklichsten, die wenig im Portemonnaie haben“, sagt der Ökonom Angus Deaton. Dafür sind ihnen andere Werte wichtig, die Gemeinschaft mit Familie und Freunden zum Beispiel. In Deutschland wurde zu Weihnachten das erste „Glücks-BIP“ veröffentlicht. Im Auftrag der Initiative für Soziale Marktwirtschaft fragten Forscher der Universität Münster nach neuen Variablen. Welche Faktoren beeinflussen die Lebenszufriedenheit von Menschen in der Wirtschaft 2010?
Gregor Landwehr arbeitet viel für seine Karriere. Pfiffig genug ist er, die vielen Ups and Downs im Job zu meistern. Der Unternehmergeist war Landwehr nicht von Geburt mitgegeben. „Not macht erfinderisch“, sagt er stellvertretend für seine Generation Praktikum. Mit Online-Marketing für Sportvereine auf schwäbischen Dörfern hat sich der drahtige Typ selbstständig gemacht. Durch sein Magazin für Golfsport kam auch der Spaß an der Sache. „Auf einem Bein kann man ja schlecht stehen“, sagt Landwehr. Deswegen hat er sich gleich drei Standbeine aufgebaut und schafft nebenher als Rhetorik-Trainer. In seiner Tasche hat er alle drei Visitenkarten, je nachdem was grade gefragt ist. Meist zieht er die richtige Karte. Sieg und Niederlage liegen für den Job-Akrobaten nah beieinander. „Manchmal muss ich immer noch um Aufträge kämpfen wie am ersten Tag“, erzählt der junge Mann mit der markanten Brille. Der gelernte Bankkaufmann bringt viele Voraussetzungen für eine Karriere mit. Ein Stipendium fürs Studium, Auslandserfahrung und unternehmerische Erfolge.
Auch Christian Laase ist einer der sogenannten High Potentials. Als Absolvent der European Business School bei Frankfurt hatte er mehrere Jobangebote, vor der Wirtschaftskrise. Zwar schnitt er sich für seine Karriere die Dreadlocks ab, doch die Piercings hängen trotzdem noch an seinem Ohr - gelegentlich. Er entschied sich gleich für das Gründen einer Firma, verwirklichte damit seinen Traum. Statt einem Pinguin-Look im Dreiteiler läuft er auch mal gerne barfuß durchs Berliner Büro, dank der eigenen Firma. Individualität, Verantwortung und Macher-Mentalität sind ihm wichtiger als Kleidungsvorschriften. Durchstarten bedeutet für ihn, weniger Kompromisse zwischen seiner Person und seinem Beruf machen. Privates und Berufliches will er nicht trennen, deswegen fährt er nach Feierabend auch mal gerne mit einem Dutzend Kollegen Go-Kart oder spielt Paint-Ball.
Sorgen um den Arbeitsplatz oder finanzielle Sicherheit würden die Laune verderben, sagen die Ökonomen. Umgekehrt könnten diese auch Freude machen, in der Betriebswirtschaft ein beachtlicher Hebel um mit wenig Aufwand mehr Gewinn zu erreichen. Sie fragten repräsentativ nach, ob man mit seinem Arbeitsplatz zufrieden sei oder nicht. Auf einer Skala von 1-10, zwischen komplett unzufrieden und zufrieden, haben Unternehmer die letzten Jahre durchschnittlich eine 7 angegeben. Dieses Ergebnis überrascht, weil Deutschen im Ausland häufig eine griesgrämige Arbeits-Mentalität nachgesagt wird. Hinzu kommen Nachwehen der geplatzten New Economy. Der Mensch lebt demnach nicht vom Brot, dem Bruttoinlandsprodukt allein. Die Erkenntnis der Arbeitsökonomen erscheint auch für Bibel-Leser plausibel.
In Bernhard Niesners vorherigem Job war es Alltag, früh auf der Matte zu stehen, im Dunkeln wieder nach Hause zu fahren, wenig Zeit für Hobbies. Heute geht das Internetgeschäft des zielstrebigen Wieners los, wann er will. Perfekt für einen langen Arbeitstag. Aber nur, weil er seinen früheren Job gekündigt hat und nach Madrid gezogen ist. Durchstarten bedeutet eben auch räumliche Veränderung - und Weiterbildung. Niesner lernte nicht nur Spanisch sondern paukte weitere zwei Jahre für einen MBA-Abschluss, der speziell für Unternehmer, nicht Manager zugeschnitten ist. Mit seinem Internet-Startup verfolgt er auch soziale Ziele: Mitarbeitern einstellen.
Menschen wie Landwehr, Laase oder Niesner gelingt es, nah an sich selber zu sein. „Spaß oder Freude kann ich im Arbeitsumfeld nur dann haben, wenn ich mit mir selber im Reinen bin“, sagt ein erfolgreicher Personaler. Früher hat er die Personalstrategie für den Telekom-Konzern entwickelt. Heute weiß er besser, was er will und was nicht: „Verantwortung für mich selber übernehmen, meine Entscheidungen zwischen Leben und gelebt werden“. Seitdem arbeitet er im Mittelstand. Menschen wie er sind Risiken eingegangen, machen ihr eigenes Ding. Mainstream? Für diese Menschen ist das ein Fremdwort.