Pünktlich zum Beginn der 5. Jahreszeit erschien das Wirtschaftsgutachten der fünf Weisen. Darin befürwortet das Gremium die Wachstumsstrategie der nächsten Jahre, kritisiert aber gleichzeitig auf sehr konkrete und nachvollziehbare Art das fehlende Gegenfinanzierungskonzept der Bundesregierung, um dann interessanterweise ein höheres Wachstum für das Jahr 2010 vorauszusagen als die Politik.
In der Politik verhält es sich ein wenig anders: Der Rat begründet sich zumeist auf Eigeninteressen/ Lobbyismus, oder aber wird, gerade wenn es sinnvoll wäre ihm zu folgen, von den politischen Entscheidungsträgern nicht befolgt; unter anderem auch deshalb, weil es ihnen oft an Mut fehlt.
Dem Laien bleiben die Sachgründe hinter den Argumentationen verborgen. Im Hintergrund toben sich verschiedene Lehrmeinungen aus, von denen jedoch keine einzige den Stempel der Praxistauglichkeit aufweist. Denn bei aller wohlfeiler Argumentation: die 5 Weisen mögen etwas weiser sein als andere, die Lizenz richtig zu liegen, haben auch sie nicht.
Am aktuellen Wortbeitrag der fünf Weisen wird auch etwas anderes sehr deutlich: Die Einrichtung der fünf Weisen selbst hat sich in der heutigen Form überlebt. Was nützt es, sich nach der Verabschiedung einer Strategie zu Wort zu melden und den mahnenden Zeigefinger zu erheben? In Unternehmen ist es üblich, die Wissens- und Bedenkenträger vor und während der Erarbeitung der langfristigen Weichenstellungen für die nächsten Jahre ins Boot zu holen. Seien es Steuer- oder Unternehmensberater, enge Freunde oder die Kompetenzträger in den Beiräten und Aufsichtsräten.
Ein Aufsichtsrat, der sich eine Woche nach Verabschiedung der Strategie zu Wort meldet und davor warnt, dass Teile der Strategie falsch sind, handelt grob fahrlässig und destruktiv. Er schwächt nicht nur die Aufbruchstimmung, die durch die neue Weichenstellung möglich wird, er verunsichert Dritte nachhaltig. Und jede Form der Verunsicherung, sei es in Unternehmen oder in der Gesellschaft, wirkt kontraproduktiv, lähmt und verhindert Wachstum.
Wenn es die fünf Weisen also nicht schaffen, ihre Erkenntnisse frühzeitiger in die Gestaltungsphase der Politik einzubringen, dann sollte der Nutzenbeitrag dieser Institution in Frage gestellt werden. Denn Besserwisser und Schlechtredner haben zwar in einer demokratischen Gesellschaft prinzipiell ihren Platz und per se ihre Daseinsberechtigung – nur brauchen tut sie keiner. Und deswegen sollten die fünf Weisen nach neuen Wegen suchen, um ihre Existenz zu rechtfertigen.