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Fachartikel, 11.06.2008
Außenhandel
Industriewaren stehen hoch im Kurs
Die deutsche Exportwirtschaft hat in den vergangenen Jahren einen wahren Höhenflug hingelegt und den im Außenhandel erzielten Überschuss weiter gesteigert. Zu verdanken ist dies in erster Linie der Industrie, deren Erzeugnisse im Ausland gefragter sind denn je. Vor allem Maschinen und Anlagen made in Germany finden rund um den Erdball immer mehr Abnehmer. Daher blieb Deutschland auch im Jahr 2007 der weltgrößte Warenexporteur.
Zurück zu alter Stärke – in den letzten beiden Jahren hat die deutsche Wirtschaft die längste Schwächephase der Nachkriegszeit überwunden und mit einem durchschnittlichen realen Wachstum von mehr als 2,5 Prozent einen beachtlichen Aufschwung geschafft. Für die nötige Power sorgte nicht zuletzt die starke Weltkonjunktur, die die deutschen Exporte kräftig expandieren ließ. Der Außenhandel steuerte dadurch die Hälfte zur Steigerung des Bruttoinlandsprodukts in den Jahren 2006 und 2007 bei.

Hinter diesem Erfolg des Exportsektors steckt vor allem die Industrie. Sie trifft mit ihrer Produktpalette den Geschmack der internationalen Kunden und hat dank vieler Umstrukturierungen sowie des zuletzt gebremsten Arbeitskostenanstiegs auch preislich im globalen Wettbewerb wieder Boden gutgemacht. Entsprechend beeindruckend sind die Zuwächse, die Deutschland mit der Lieferung industrieller Erzeugnisse an ausländische Abnehmer erzielen konnte:

Die deutschen Warenexporte legten von 2000 bis 2007 um 62 Prozent auf 969 Milliarden Euro zu.

Im Dienstleistungssektor erhöhten sich die grenzüberschreitenden Einnahmen mit fast 74 Prozent zwar noch schneller, insgesamt blieben die Serviceverkäufe an das Ausland mit 161 Milliarden Euro allerdings deutlich hinter den Warenexporten zurück.

Beiden Bereichen gemein ist, dass die Einfuhren in den vergangenen sieben Jahren mit 43 Prozent (Waren) bzw. 25 Prozent (Dienste) wesentlich langsamer wuchsen als die Ausfuhren. Im Servicegeschäft, in dem Deutschland seit langem rote Zahlen schreibt, schrumpfte das unterm Strich verzeichnete Minus entsprechend von 49 Milliarden Euro im Jahr 2000 auf 16 Milliarden Euro anno 2007. Und im Handel mit Industriegütern erreichte das schon fast traditionelle Plus einen neuen Höchststand:

Der im grenzüberschreitenden Warenhandel erzielte Überschuss kletterte von 59 Milliarden Euro zu Beginn des Jahrtausends auf fast 199 Milliarden Euro im zurückliegenden Jahr.

Dass sich die deutsche Wirtschaft relativ stark auf die Produktion und den weltweiten Verkauf von Industrieerzeugnissen konzentriert, schlägt sich auch im internationalen Vergleich nieder. In Sachen Warenausfuhren kam im vorigen Jahr erneut kein anderes Land an die Bundesrepublik heran (Grafik):

Im Jahr 2007 exportierte Deutschland Waren im Wert von 1.327 Milliarden Dollar und hielt damit neben den USA und Japan selbst den aufstrebenden Giganten China noch auf Distanz.

Von den europäischen Staaten müssten sich schon die drei nächstgrößten Exporteure zusammentun, um den deutschen Ausfuhrwert zu übertreffen.

Beim grenzüberschreitenden Dienstleistungsabsatz findet sich Deutschland mit Service-Exporten von 197 Milliarden Dollar dagegen nur auf Rang drei wieder – hinter Großbritannien, dessen Dienste den Auslandskunden 263 Milliarden Dollar wert waren. Der Anteil der Dienstleistungen am Gesamtexport war folglich im Vereinigten Königreich mit 38 Prozent besonders hoch – in Deutschland erreichte er gemäß den Daten der Welthandelsorganisation gerade einmal 13 Prozent. In der Riege der großen Exportländer spielt der Servicesektor nur in China mit weniger als 10 Prozent eine noch geringere Rolle im Auslandsgeschäft als hierzulande.

Ganz groß geschrieben wird Service dagegen von den USA, die im vergangenen Jahr mit entsprechenden Angeboten im Ausland Einnahmen in Höhe von 454 Milliarden Dollar erzielten und damit weltweit vorn lagen. Dies verhalf den Vereinigten Staaten auch bei den gesamten Exporten zum Meistertitel; für Deutschland reichte es aber immerhin zum zweiten Platz.

Der detailliertere Blick auf die Struktur des deutschen Außenhandels bestätigt, dass die hiesige Wirtschaft nach wie vor in erster Linie mit ihren klassischen Exportschlagern auf den globalen Märkten punktet:

Im vergangenen Jahr entfielen mit 423 Milliarden Euro 44 Prozent der deutschen Warenexporte auf Investitionsgüter wie Maschinen und Anlagen.

Ein Grund hierfür ist sicherlich, dass vor allem rohstoffreiche Länder wie die Ölstaaten am Persischen Golf oder Russland ihre sprudelnden Einnahmen nutzen, um ihre Produktionsanlagen und die Infrastruktur zu modernisieren und auszubauen. Deutsche Lieferanten profitieren hiervon in besonderem Maße.

Für klingelnde Kassen sorgen jenseits der Grenzen aber auch Vorleistungsgüter made in Germany, auf deren Konto 30 Prozent der im Jahr 2007 exportierten Waren gingen. Fast die Hälfte der Erlöse von 294 Milliarden Euro ist dabei chemischen Erzeugnissen zuzuschreiben.

Die Einfuhren sind demgegenüber breiter über das Warenspektrum verteilt. Jeweils annähernd 30 Prozent machen Investitions- sowie Vorleistungsgüter aus – bei Letzteren sind vor allem Rohstoffe wie Öl und Gas relevant. Weitere 20 Prozent der Importausgaben gingen im vergangenen Jahr für Konsumgüter wie Haushaltsgeräte und Nahrungsmittel drauf. Landwirtschaftliche Erzeugnisse sind dagegen in der Importbilanz – und noch mehr beim Export – fast vernachlässigbar.

Der grenzüberschreitende Dienstleistungshandel präsentiert ein ebenso gemischtes Bild. Dominiert wird das Jahresergebnis 2007 allerdings vom Tourismus. Die für ihre Reiselust bekannten Bundesbürger gaben im vergangenen Jahr mehr als 60 Milliarden Euro für Urlaub und geschäftliche Aufenthalte im Ausland aus. Umgekehrt ließen die Gäste aus aller Welt hierzulande nur gut 26 Milliarden Euro springen – sodass per saldo ein dickes Minus für die Dienstleistungsbilanz herauskam.

In anderen Servicebereichen sieht die Rechnung besser aus. Dass Deutschland eine Drehscheibe des internationalen Güterverkehrs und daher in Sachen Logistik gut aufgestellt ist, zeigen die Transportleistungen als größter Exportposten:

Mehr als 40 Milliarden Euro nahm die Bundesrepublik 2007 mit für ausländische Kunden erbrachten Fracht- und Speditionsleistungen ein.

Bei den Dienstleistungseinfuhren hat dieser Bereich das zweithöchste Gewicht – die internationale Arbeitsteilung ist eben keine Einbahnstraße.

Die immer engere Vernetzung von Unternehmen schlägt sich unter anderem auch im Handel mit anspruchsvolleren Technik- und Forschungsdiensten nieder. So hat Deutschland im vergangenen Jahr für gut 31 Milliarden Euro Ingenieurleistungen, Patentrechte, Forschungs- und Entwicklungsdienste sowie EDVServiceleistungen exportiert und zugleich für 28 Milliarden Euro entsprechende Leistungen ausländischer Anbieter in Anspruch genommen.

Obwohl sich diese Beträge, verglichen mit den Zahlen aus dem Warenbereich, recht bescheiden ausnehmen, sind die sich dynamisch entwickelnden Serviceleistungen doch ein unverzichtbarer Bestandteil des deutschen Außenhandelserfolgs. Denn erst in Kombination mit bestimmten Diensten – etwa aus den Bereichen Technik, Transport oder Finanzierung – finden viele Industrieprodukte den gewünschten Anklang bei den Kunden. Umgekehrt wären viele Dienstleistungen weniger gefragt, würde der Warenhandel nicht so florieren.

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