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Fachartikel, 12.10.2006
Funknetze
WiMAX – auch in Deutschland ein Erfolg? (Teil 2)?
Die Bundesnetzagentur plant bis Ende 2006 die Vergabe von Lizenzen für WiMAX-Frequenzen zum Aufbau neuer Funknetze für den Internetzugang. Aufbauend auf technischen Fragen rund um den WiMAX-Standard (siehe Teil 1) beantwortet Teil II Fragestellungen zu Kostenaspekten, wer von WiMAX profitieren kann und welche Geschäftsmöglichkeiten sich für das Handwerk mit WiMAX ergeben.
Bei den bekannten Angeboten von Funkzugängen nach WiMAX– oder UMTS-TDD-Standard nähert sich der Preis von oben demjenigen der DSL-Diensten an. Flatrate-Angebote sind absehbar, deren Höhe z.B. von der gewählten Übertragungsgeschwindigkeit abhängt. Da das Datenvolumen für die Auslegung der Netzkapazität kritisch ist, wird die Flatrate teilweise gedeckelt. Auf diese Weise soll sicher gestellt werden, dass die Mehrzahl der Nutzer keine Engpässe durch extensive „Peer-to-Peer“-Kommunikation erleiden. Für 1-2 Mbit/s. liegen Anschlusspreis und monatliche Flatrate für Connectivity und IP-Dienst jeweils bei ca. € 50. Ein Preis- Leistungsvergleich zwischen den Anbietern lohnt sich grundsätzlich immer. Derzeit wird für die Portabilität des Anschlusses noch kein Zuschlag erhoben. Dies kann sich ändern, wenn die Portabilität bei einer größeren Versorgungsdichte interessanter wird.

Eine Sonderrolle spielen bei den funkgestützten Diensten die Funkmodems. Während DSL-Modems in der Basisversion häufig kostenlos (subventioniert durch den Netzbetreiber) angeboten werden, sind die Funkmodems aufgrund der geringen Stückzahlen noch teuer und werden als separate Modems mit eigener Stromversorgung und Anbindung über USB oder als PCMCIA-Karten angeboten. Die Preise liegen bei € 200 – 300 und werden durch Skaleneffekte in den nächsten Monaten weiter fallen. Ob die Funkmodems in ähnlicher Weise subventioniert werden, wie dies im Mobilfunk mit Handies üblich ist, hängt vom Geschäftsmodell und der Vertragsgestaltung des jeweiligen Netzbetreibers ab. Eine deutliche Preisreduktion ist erst dann zu erwarten, wenn die Modems in Form von Chip-Sets zur Verfügung stehen und direkt in die Geräte eingebaut werden, wie heute schon bei WLAN. Für WiMAX ist ab 2008 mit ersten Chip-Sets zu rechnen, die dann ca. € 100 kosten werden. Mit wachsender Stückzahl wird auch dieser Preis weiter nach unten gehen.

Aufwand für den Betreiber eines Funknetzes

Für Aufbau und Betrieb eines eigenen WiMAX-Netzes entstehen zunächst Kosten für den Lizenzerwerb. Die erste Ausschreibung der WiMAX-Frequenzen endete im Februar 2006 mit über 100 Antragstellern und 1.221 Lizenzanträgen. Bei der Vielzahl der Anträge konnte keine Zuteilung erfolgen, da nur 3-4 Anbieter an einem Ort parallel Frequenzen nutzen können. Im Juli wurde die Eckpunkte für ein Auktionsverfahren veröffentlicht. Während in der ersten Ausschreibung jeder Anbieter seine geplante Versorgungsregion frei definieren konnte, werden jetzt 16 Regionen vorgegeben, in denen jeweils zwei Frequenzbänder mit je 21 MHz und eines mit 28 MHz vergeben werden können. Das Mindestgebot je nach Region und Frequenzband liegt zwischen € 0,9 Mio. und über € 2,0 Mio. Ein ähnlicher Betrag ist bereits im Vorfeld als Kaution zu hinterlegen, um sicher zu stellen, dass nur ernsthafte Gebote abgegeben werden.

Wenn die Ausschreibungsbedingungen die Entwicklung neuer Wettbewerber zur Deutschen Telekom mit ihrem DSL-Angebot fördern würde und innovative Anwendungslösungen entwickelt werden, dann wäre dies zum Vorteil des deutschen TK-Marktes. In Verbindung mit der Wohnungswirtschaft lassen sich mithilfe von WiMAX Anwendungen z.B. im Bereich Telematik, Gebäudesicherheit sowie zur Betreuung von pflegebedürftigen, kranken und alten Menschen umsetzen. Ein verstärkter Infrastrukturwettbewerb auf der Basis entbündelter Leistungen kann interessante Alternativangebote für Kunden schaffen, die keinen Festnetzanschluss brauchen.

Die großflächigen Lizenzregionen erschweren Citycarriern und anderen Unternehmen den Einsatz von WiMAX als Instrument zur lokalen oder begrenzten regionalen Ergänzung des DSL-Ausbaus. Selbst Unternehmen wie Arcor und Bertelsmann werden wohl nicht mehr an der Ausschreibung teilnehmen. Im Februar waren noch 9 Antragsteller an bundesweiten Lizenzen interessiert. Es ist derzeit offen, wie viele Unternehmen sich tatsächlich an der Ausschreibung beteiligen werden. Vermutlich wird die Deutsche Breitbanddienste GmbH dabei sein, vielleicht auch Kabel Deutschland und möglicherweise einige Neugründungen wie Inquam Broadband und ViMAX.

Alleine schon die zu erwartenden Kosten für die Lizenzen setzen eine ausreichende Kapitalkraft der bietenden Unternehmen voraus, und auch der Netz- und Organisationsaufbau muss finanziert werden. Es bleibt zu hoffen, dass die Gebote nicht in solche Höhen getrieben werden, dass beim Netzaufbau und in der Vermarktung Engpässe auftreten. Die negativen Erfahrungen mit der UMTS-Versteigerung sollten hierfür noch frisch genug in Erinnerung sein!

Die Kosten für die Sendestation liegt je nach Auslegung und Anzahl der Sektoren im Bereich von € 50.000 bis über € 100.000. Hinzu kommen die Kosten für die Netzanbindung, die je nach Randbedingungen bei € 20.000 und darüber liegen. Auch die Kosten für den Sendemast sind zu berücksichtigen. Dabei ist eine professionelle Funkplanung durch Spezialisten unabdingbar und der eigentlich Aufbau der Funkinfrastruktur kann nur durch Fachkräfte erfolgen. Insgesamt liegen die Investitionskosten je Nutzer ohne Funkmodem bei € 300 – 500. Die laufenden Kosten hängen wesentlich vom jeweiligen Geschäftsmodell ab. Ein Betreiber kann den Netzbetrieb und die Teilnehmerverwaltung (Freischaltung neuer Kunden, Erfassung der Kundendaten, Auswertung der Nutzung, Rechnungsstellung, Mahnwesen) selber übernehmen oder im Rahmen eines Outsourcings an einen Dienstleister übertragen.

Im Vergleich mit anderen Anschlusstechniken wie z.B. einem leitungsgebundenen Netz ist ein Funknetz nicht automatisch teuerer. In manchen Fällen werden Investitions- und Betriebskosten sogar unter den vergleichbaren Kosten im Festnetz liegen. Der eigentliche Netzaufbau kann oft deutlich schneller als im Festnetz erfolgen. Funknetze sind damit auch für den Betreiber privater oder öffentlicher Breitbandzugänge eine wettbewerbsfähige Alternative zu den anderen Zugangstechniken.

Die Rolle des Fachhandwerks beim WiMAX Netzaufbau

Für den Aufbau der WiMAX Netzinfrastruktur müssen Sender installiert und über Basisstationen und Gateways an ein Backbone-Netz angebunden werden. Hierzu werden genau wie im Mobilfunk qualifizierte Fachunternehmen vor Ort eingesetzt. Allerdings bleibt die Zahl der Sendestationen eher klein, pro Ortschaft oder Stadtteil reichen in der Regel 1-2 Sendestationen aus. Die Montage und Verkabelung von WiMAX-Basisstationen sowie -Antennen kann nur von qualifizierten Fachleuten durchgeführt werden, die eine Ausbildung in der Montage derartiger Systeme sowie ggfs. eine Zertifizierung durch den jeweiligen Systemhersteller vorweisen können. Voraussetzung für die Montage und Inbetriebnahme der Basisstation und Antennen ist eine Planung, aus der für den Monteur wichtige Angaben wie Ausrichtung und Downtilt der Antenne hervorgehen - eine Vorleistung vom Systemlieferanten, dem anbietenden Systemintegrator oder einem unabhängigen Funknetzplanungs-Spezialisten. Der Zeitaufwand für die Montage ist abhängig von den örtlichen Gegebenheiten (Turm, Gebäudedach o.ä.) am Standort der Basisstation und Antennen. Indikativ können für eine Basisstation 5 - 7 Std. pro Sektor angenommen werden.

Bei den Teilnehmerstationen ist in der Regel kein speziell ausgebildetes Personal erforderlich. Die Indoor-Funkmodems und Antennen können in den meisten Fällen vom Kunden selbst installiert und in Betrieb genommen werden. Outdoor-Einrichtungen (z.B. Wandantennen) montiert ein Elektro-Installateur. Der Zeitaufwand hierfür liegt bei 2-4 Stunden. Diese Tätigkeit ist vergleichbar der Montage einer Satellitenanlage. Selbstverständlich müssen hierbei die Vorschriften hinsichtlich Blitzschutz und Erdung beachtet werden.

Aufgrund der ungeschickten Vorgehensweise der Bundesnetzagentur steht zu befürchten, dass ein tatsächlich groß-flächiger Netzaufbau nur sehr langsam und nicht vor Anfang 2007 erfolgen wird. Bei Erteilung der Funklinzenzen Anfang 2006 hätte dies sicher anders ausgesehen.

WiMAX bietet attraktive Geschäftsmöglichkeiten

Der Breitbandzugang über Funksysteme, die nach einem internationalen Standard arbeiten, ist eine ausgereifte und in vielen Fällen wirtschaftlich interessante Alternative zu leitungsgebundenen Zugängen. Die verfügbaren Bandbreiten reichen für viele Anwendungen aus, sind aber deutlich niedriger als bei leitungsgebundenen Anschlüssen. Funkspezifische Probleme wie Schwankungen in der Versorgungsqualität und Funklöcher z.B. durch Abschattung kommen hinzu. Die entscheidende Stärke der WiMAX-Anschlüsse liegt in der Portabilität des Anschlusses und in der Entbündelung der Leistungen, so dass ein breitbandiger Internetzugang nicht zwangsläufig mit einem Telefonanschluss gekoppelt sein muss. Ein weiterer Vorteil für den Anwender ist die nicht (oder beim Einsatz von Fensterantennen nur eingeschränkt) erforderliche Indoor-Verkabelung.

WiMAX-Lizenzen sollten jetzt zügig von der Bundesnetzagentur vergeben werden, damit diese interessante Funktechnologie auch in Deutschland umgesetzt werden kann und die Wettbewerbslandschaft bereichert!
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