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Fachartikel, 29.04.2008
Zeitarbeit
Sprungbrett zurück in den Beruf
Für viele Menschen, die nach einer freiwilligen oder unfreiwilligen Pause auf den Arbeitsmarkt zurückkehren, ist Zeitarbeit die erste Station. Wie eine Studie zeigt, bietet die Zeitarbeit dabei nicht nur für den Arbeitgeber, sondern auch den Arbeitnehmer Chancen: Demnach wird jeder vierte Zeitarbeiter vom Unternehmen, das ihn angefordert hat, übernommen.
Zeitarbeit ist eine Arbeit wie jede andere auch. Für Zeitarbeitnehmer gelten die gleichen arbeitsrechtlichen Bestimmungen wie für Stammbelegschaften. So ist es weder in der Zeitarbeit noch in einer anderen Branche möglich, einen Arbeitnehmer länger als zwei Jahre ohne guten Grund nur befristet zu beschäftigen. Kettenverträge sind ebenfalls untersagt. In vielerlei Hinsicht sind Zeitarbeitnehmer sogar besser abgesichert: Fast alle bekommen aufgrund der speziellen Bestimmungen des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes einen Tariflohn. Dieser ist zwar zum Teil niedriger als in diversen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes; er liegt aber selbst für Ungelernte höher als in vielen anderen Dienstleistungsbranchen. Zeitarbeit hat eine besondere arbeitsmarktpolitische Funktion:

Für Berufseinsteiger und -wiedereinsteiger ist sie das Sprungbrett zurück in den Job. So waren zuletzt 7,5 Prozent der von Zeitarbeitsagenturen eingestellten Personen zuvor gar nicht beschäftigt, 59 Prozent hatten früher schon einmal eine Stelle, waren zwischenzeitlich aber arbeitslos oder kümmerten sich um ihre Familie. Auch für Langzeitarbeitslose bietet Zeitarbeit eine neue Chance. Denn 13 Prozent der Zeitkräfte waren vor ihrer Tätigkeit ein Jahr und länger ohne Job.

Dass die Zeitarbeit eine wichtige Anlaufstelle für Berufsrückkehrer und Arbeitslose ist, hat gute Gründe. Während ihrer Pause sind viele Fertigkeiten verloren gegangen; gleichzeitig ist die technische und organisatorische Entwicklung am eigenen Kenntnisstand vorbeigezogen. Mit der Zeitarbeit können die Betroffenen ihr Können wieder peu à peu auf den aktuellen Stand bringen:

Durch die wechselnden Einsätze in verschiedenen Kundenunternehmen kann ein Zeitarbeitnehmer relativ schnell viele und differenzierte berufliche Erfahrungen sammeln.

Obwohl unbefristete Verträge in der Zeitarbeit nicht unüblich sind, ist die Zeitarbeitsbranche von hoher Fluktuation geprägt. Während in der gesamten Wirtschaft im Jahr 2006 knapp 27 Prozent der Beschäftigungsverhältnisse beendet wurden, waren es in der Zeitarbeit 155 Prozent. Rein rechnerisch wird also der Bestand der Zeitarbeitnehmer im Jahr anderthalbmal umgeschlagen. Dementsprechend war nur knapp die Hälfte der ausgeschiedenen Zeitarbeitnehmer länger als 3 Monate in Zeitarbeitsunternehmen beschäftigt – im Jahr 2000 dagegen noch gut ein Drittel.

Für die arbeitsmarktpolitische Funktion der Zeitarbeit ist dabei der sogenannte „Klebeeffekt“ bedeutsam. Der Zeitarbeitnehmer wird beim Kundenunternehmen auf Herz und Nieren geprüft. Wenn er gut arbeitet und die Firma die Stelle dauerhaft besetzen möchte, stehen die Chancen nicht schlecht, dass der Kollege auf Zeit den Job bekommt.

Darüber hinaus gibt es noch einen Integrationseffekt. Viele Zeitarbeitnehmer sammeln an ihren wechselnden Einsatzorten berufliche Erfahrung und können sich mit diesen Kenntnissen besser auf eine Stelle abseits der Zeitarbeitsbranche
bewerben.

Wie groß der Klebe- und Integrationseffekt ist, war bislang nicht genau bekannt. Die meisten Studien unterschieden überdies nicht zwischen beiden Effekten. Diese empirische Lücke füllt eine Befragung von 210 Zeitarbeitsunternehmen mit 53.000 Mitarbeitern im Rahmen des IW-Zeitarbeitsindex, der in Zusammenarbeit mit dem BZA erstellt wird. Danach wird jeder vierte Zeitarbeitnehmer, wenn er eine Weile seine Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt hat, direkt vom Kundenunternehmen übernommen. Ein weiteres Fünftel kommt aufgrund seiner neuen Erfahrungen in einem anderen Betrieb unter. Damit bestätigt sich die Vermutung, dass die Zeitarbeit vielen Menschen hilft, sich wieder an die Arbeitswelt zu gewöhnen und neue Herausforderungen im Job anzunehmen.

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