Der aktuelle Aufschwung ist wohlverdient, tut den Kassen der Unternehmen genauso wie den Geldbeuteln der Angestellten gut und bringt vor allem viele neue Arbeitsplätze. Doch er birgt die Gefahr der Kurzlebigkeit. Die viele operative Arbeit verführt zur Sättigung und lässt zu wenig Freiraum, ausreichend für das Wachstum von morgen vorzusorgen. Die Aussage „dafür haben wir jetzt keine Zeit“ ist eines der untrüglichen Zeichen, dass ein Unternehmen nur die aktuelle Welle absurft und im Abschwung wieder hektisch nach neuen Aufträgen suchen wird.
Sicher interessiert es Sie, inwieweit Ihr Unternehmen abschwunggefährdet ist. Dazu sollten Sie die fünf Anzeichen selbstkritisch durchlesen und anschließend in Ihrem Team erörtern.
1. Das machen wir später - Dafür haben wir jetzt keine Zeit
Die Auslastung beträgt 100% und mehr. Wie soll da das Geschäft von morgen schon heute abgesichert werden? Dafür wird häufig erst Vorsorge getroffen, wenn wieder mehr Zeit zur Verfügung steht. Da viele Unternehmen, vor allem auch die jeweiligen Wettbewerber, so denken, suchen plötzlich wieder viele Unternehmen zeitgleich nach Neukunden und nehmen sich über den Preis gegenseitig die Aufträge weg - anstatt schon heute für die Kundenbindung von morgen vorzusorgen.
2. Wo gehobelt wird, da fallen Späne
Ruppigkeit, mangelnde Information, Missverständnisse, angehäufte Überstunden gehen häufig einher mit dem Auftragsplus im Aufschwung. Da muss es mitunter schnell gehen und viele Vorgänge solten nahezu gleichzeitig erledigt werden. Über einen Zeitraum von ein paar Monaten ist dieser Umgang miteinander kein Problem, doch danach wird es kritisch. Dann zerren die Belastungen an den Nerven, führen zu verletzten Gefühlen und vergiften das Beziehungsklima. Das einst so tragende und verbindende Wir-Gefühl bröckelt.
3. Neukundengewinnung auf Sparflamme
Die Stammkunden und die Neukunden, die von sich aus auf das Unternehmen zukommen, machen jetzt das Geschäft aus. Wie groß ist der Zeitanteil pro Woche, der für die systematische Neukundengewinnung zur Verfügung steht und auch investiert wird? Wie viele Neukunden werden pro Woche gewonnen? Im Aufschwung ist es wesentlich leichter, Neukunden zu gewinnen, als im Abschwung, denn jetzt sind die Kunden experimentierfreudiger, zumal sie aufgrund der eigenen großen Nachfrage nach neuen Partnern Ausschau halten.
4. Marktbearbeitung as usual
Die Marktbearbeitung erfolgt nach dem bewährten Prinzip: „Das machen wir so wie bisher auch.“ Dabei ist es im Aufschwung wesentlich leichter, neue Wege zu gehen. Die Resonanz vom Markt kommt breiter und schneller, somit vollziehen sich Lern- und Perfektionierungsprozesse leichter. Jetzt ist die beste Zeit, die Märkte neu zu segmentieren und Referenzkunden aufzubauen, die im Abschwung helfen, neue Kunden im gleichen Segment leichter zu gewinnen.
5.Bloß keine neuen Baustellen
Die vielen Aufträge verengen oft den Blickwinkel und es gilt die Parole „Bloß keine neuen Baustellen“. Doch auch im Aufschwung kann die Erweiterung des eigenen Problemlösungsportfolios um neue Produkte, neue Dienstleistungen oder auch den Kauf eines neuen Unternehmens wesentlich einfacher erfolgen als später. Jetzt kann im engen Dialog mit den Kunden darüber gesprochen werden, wie deren Wertschöpfung durch die Übernahme zusätzlicher Leistungen gesteigert werden kann. Zu einem späteren Zeitpunkt ist das Gesprächsklima hierzu meist weniger aufgeschlossen.
Vorausschauende Unternehmen agieren auch im Aufschwung besonnen. Sie investieren in dieser Zeit einen gleichbleibend hohen Anteil ihrer Ressourcen in das Geschäft von morgen. Sie ähneln den Autofahrern, für die weniger die Spitzengeschwindigkeit als vielmehr die Durchschnittsgeschwindigkeit im Vordergrund steht.
Prüfen Sie mit Hilfe des nachfolgenden Abschwung-Tests, wie stark Ihr Unternehmen abschwunggefährdet ist. Überlegen sie hierfür, wie stark die nachfolgenden Merkmale in ihrem Unternehmen ausgeprägt sind und addieren sie im Anschluss dann die jeweilig zutreffende Punktzahl.
Die Punkteskala: sehr stark ausgeprägt =1 Punkt; stark ausgeprägt = 2 Punkte; mittel ausgeprägt = 3 Punkte; gering ausgeprägt = 4 Punkte; eher nicht im Unternehmen ausgeprägt = 5 Punkte
Auswertung