Bei wichtigen Entscheidungen meldet sich in der Regel gleich ein ganzer Chor aus unterschiedlichen inneren Stimmen. Deutschlands Kommunikationspapst Friedemann Schulz von Thun bezeichnet diese Stimmen als „inneres Team“. Am besten stellt man sich die inneren Stimmen bildhaft vor, als eigene Persönlichkeiten oder tierische Charaktere, etwa als den Alligator, den Angsthasen oder den inneren Schweinehund.
Auch die inneren Antreiber und Kritiker, die uns ins Ohr flüstern: „Sei perfekt!“, „Mache keine Fehler, sonst wirst du nicht akzeptiert!“ usw., gehören dazu. Jede dieser inneren Stimmen hat eine wichtige Funktion: Sie sind Mahner und Aufrüttler. Aber sie können auch blockieren. Insbesondere bei starkem Stress übernehmen diese Teilpersönlichkeiten gern die Kontrolle über unser Verhalten und lassen uns Dinge sagen oder tun, die nicht angemessen sind. Gerhard Schröders zweifelhaftes Verhalten nach der verlorenen Bundestagswahl ist dafür ein schönes Beispiel.
Innere Achtsamkeit entwickeln
Die beste Strategie, mit den inneren Stimmen umzugehen, ist es, sie sich bewusst zu machen und sich mit ihnen angemessen auseinanderzusetzen. Das kann mithilfe der Technik der inneren Achtsamkeit geschehen. Oder, wenn das innere Team im Konflikt miteinander steht, man beruft eine Teamkonferenz ein, wie bei „normalen“ Teams auch.
Die Teamkonferenz kann mittels einer Fantasiereise geschehen. Stellen Sie sich dazu einen schönen Besprechungsraum vor, mit viel Licht und einem runden Besprechungstisch. Nun laden Sie alle ihre inneren Teamanteile zu dieser Konferenz ein, geben das Thema und Ziel vor, moderieren und hören jeden Beitrag Ihrer unterschiedlichen Teamanteile an, um dann zu entscheiden.
Alternativ können Sie die Teamkonferenz auch ganz praktisch in einem Raum durchführen. Gehen Sie dabei folgendermaßen vor:
Gleich, welche Methode Sie wählen: Wenn Sie sich bewusst machen, dass in Ihnen ein ganzes Team zugange ist und Sie Ihre inneren Anteile identifizieren, so bringt Ihnen dies einen entscheidenden Vorteil. Sie gehen bewusster mit unterschiedlichen inneren Perspektiven um und das „Es“ – das sind Ihre unbewussten Anteile – können nicht die Oberhand gewinnen. Die Auseinandersetzung mit Ihrem inneren Team versetzt Sie somit in die Lage, Ihre Entscheidungsprozesse konstruktiv zu gestalten - nicht nach dem Prinzip entweder / oder, sondern nach dem Grundsatz „sowohl / als auch“.
Verlässliche Indikatoren dafür, dass das eigene Handeln nicht stimmig ist, sind Körpersignale wie etwa Schlafstörungen, Kopfschmerz oder Müdigkeit. Solche „Warnlampen“ sind ernst zunehmen. Sie helfen Ihnen, rechtzeitig wieder die erforderliche Balance zu finden.
Damit die Kommunikation mit dem inneren Team klappt, nutzen Sie folgende Instrumente: Wertschätzen Sie jede innere Stimme. Entwickeln Sie eine grundsätzliche Akzeptanz für die unterschiedlichen Teamanteile, und akzeptieren Sie, dass es immer widerstreitende Anteile in Ihnen geben wird. Den Sinn dieser oft widerstreitenden Anteile erkennen Sie, indem Sie einen Sachverhalt aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten.
Wichtig ist es auch, dass Sie inneren Antreibern so genannte „Erlauber“ entgegen setzen. Menschen etwa, die bislang einen hohen Perfektionsanspruch an sich haben, benötigen Erlauber wie „Ich darf Fehler machen und aus ihnen lernen“. Durch die mentale Umstrukturierung gelingt es, freier zu handeln.
Fazit: Werden Sie sich bewusst, dass Sie Ihr tatsächliches Selbstmanagement-Potenzial erst dann richtig ausschöpfen können, wenn Sie Ihre inneren Teammitglieder kennen lernen, mit ihnen bewusster umgehen und Ihre inneren Entscheidungsgewohnheiten hinterfragen. Mit etwas Übung wird Ihnen leicht gelingen.
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Limbic Mind - Die intelligente Schlagfertigkeit — Souverän und gelassen, auch wenn´s heikel wird
von Christine Lehner und Sabine Weihe
Souverän in allen Lebenslagen - ein muss in bewegten Zeiten. Doch in Stresssituationen – unter zunehmenden Termin- und Erfolgdruck – verlieren auch gestandene Persönlichkeiten schon mal die Fassung. Unter großer Belastung bleiben gute Vorsätze auf der Strecke – sie werden – ohne es zu wollen – wütend, unsicher, unklar. Die Souveränität ist beim Teufel: ES passiert – Ausraster, Ausbrüche, Blackout…