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Fachartikel, 14.02.2013
Personalbeschaffung 2.0
Dos and Don'ts des Talent-Recruiting
Immer mehr Unternehmen setzen beim Recruiting neuer Mitarbeiter auf das Social Web. Vielfach jedoch ohne Erfolg. Worauf es bei der Talentsuche in Social Media ankommt und was man tunlichst lassen sollte.
Dem Social Web kommt bei der Suche nach Talenten immer größere Bedeutung zu. Allerdings agieren viele Personaler beim Versuch, in Socia Media Talente zu angeln, ungelenk wie ein Elefant im Porzellanladen: Sie fischen alles, nicht selten sogar Spott und Häme - nur keine Talente. Nachfolgend welche „To-Dos“ und „Don’ts“ es zu beachten gilt, um dies zu ändern und sich im Social Web als attraktive Arbeitgeber zu empfehlen.

To-Dos
  1. Nehmen Sie das Web als Lebens- und Arbeitsort – nicht nur der Generation Y – ernst!
  2. Sammeln Sie durch Beobachten und Mitwirken Erfahrungen in der 2.0-Kultur.
  3. Denken Sie daran, Ihre vorhandenen Mitarbeiter mit auf die Reise zu nehmen.
  4. Gestalten Sie aktiv eine moderne Unternehmenskultur mit, indem Sie Mitarbeiter und Prozesse fit machen.
  5. Geben Sie den Mitarbeitern einen Bewegungsrahmen und übertragen Sie Verantwortung.
  6. Bieten Sie Ypsilonern ihre geliebten Feedback-Schleifen an: telefonische Hotline, Call-me-Back-Button, Video-Chat auf der Karriere- und/oder Unternehmenswebsite sowie über relevante Social Media-Kanäle.
  7. Seien Sie ehrlich und übertreiben oder beschönigen Sie nichts. Die Millenniums erwarten eine „offene authentische Kommunikation auf Augenhöhe“, die Herausforderungen und Vorteile der Anstellung realistisch erörtert. Im Zentrum der Kommunikation sollten immer Ehrlichkeit und Transparenz stehen.
  8. Nichts erfinden! Grundlage für eine Arbeitgebermarke sollte die gelebte Unternehmenskultur sein.
  9. Social Media nicht um jeden Preis! Social Media sollten von Leuten bespielt werden, die das können und wollen.
  10. Die Zielgruppe befragen. Spezialisten können sich ihre Jobs heute aussuchen – da finden Sie besser deren Entscheidungsgrundlagen heraus, wenn Sie Spezialisten suchen.
  11. Reden und zuhören! (Fachliche) Ansprechpartner für den Austausch bereit haben.
  12. Fallen Sie auf! Kreativität schlägt Budget im Employer Branding.
  13. Weniger Sales, mehr Information! Authentizität schlägt Marketingkommunikation.
  14. Offenheit für Wandel und Transparenz. Gutes Employer Branding lebt von Authentizität – ohne Mitsprache und Einbindung sowohl der eigenen Mitarbeiter als auch der Zielgruppen ist keine Arbeitgebermarke zukunftsfähig.
  15. Seien Sie sich stets bewusst, dass die Karrierewebsite als Verbindungsglied zwischen Employer Branding und dem Recruiting-Prozess fungiert. Die Usability sollte intuitiv, das Corporate Design stringent und optisch ansprechend gestaltetet sein.
  16. Denken Sie immer daran: Diese Multitasker wünschen eine kuschlige harmonische Arbeitsatmosphäre.
  17. Lassen Sie Testimonials für sich sprechen! Ihre Karriereseite sollte nicht nur zur Präsentation konkreter Stellenangebote, sondern auch zur Selbstdarstellung und -vermarktung der Arbeitgeber (Personalmarketing, Employer Branding, usw.) wie auch der Arbeitnehmer dienen.
  18. Kündigen Sie an, die Forderung von Mitarbeitenden, als „mündig“ behandelt zu werden, beim Wort und praktisch aufzunehmen.
  19. Verdeutlichen Sie, was „mündig“ im Zusammenhang von Mitarbeiterrolle und Mitverantwortung für den Unternehmenserfolg konkret und akzentuiert bedeutet. Differenzieren Sie dabei Bereitschaften und Fertigkeiten, und beziehen Sie sie auf Selbstführung, fachlich-sachliche, intellektuelle und soziale Komponenten.
  20. Skizzieren Sie Ihr Führungs-Geführten-Verständnis. Machen Sie klar, dass Sie sich an den (vertraglich geregelten) Rollen und Funktionen von Führung und Mitarbeit im Unternehmen orientieren (nicht an Gesamtpersönlichkeiten und deren Befindlichkeiten).
  21. Trennen Sie dabei Ihren Beitrag zur Unternehmens- von dem der Mitarbeiterführung. Erläutern Sie bezüglich letzterer, wozu Sie bereit und wozu Sie nicht bereit sind, um Ihrer Pflicht zu Leistungsbeurteilung (Feedback), Förderung (Kompetenzentwicklung) und „Fürsorge“ (Leistungskondition) nachzukommen.
  22. Entwerfen Sie in groben Strichen, wie Sie sich eine kooperative und grundsätzlich rationale Kommunikationskultur vorstellen; betonen Sie, dass sich auch Gefühle einem Realitäts-Check zu unterziehen haben. Stellen Sie Ihren Beitrag dazu glaubwürdig dar.
  23. Unterstreichen Sie, worin Sie die Selbstverantwortung der Mitarbeitenden für ihr Wohlergehen sehen.
  24. Um im Kampf um Talente gegenüber großen Unternehmen zu bestehen, muss der Mittelstand Employer Branding auf Konzernniveau betreiben.
  25. Die Maske fallen lassen. Trauen Sie sich, ehrliche Einblicke ins Unternehmen zu bieten. Dabei kommt es nicht so sehr auf professionelle Medienproduktion an: Ein Schnappschuss mit ein paar locker formulierten Sätzen funktioniert oft besser als ein aufwendig produziertes Imagevideo. Wichtig ist, dass Ihre Kommunikation authentisch wirkt und echte Einblicke in den Unternehmensalltag liefert.
  26. Mitmachen lassen. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter, sich am Unternehmensauftritt zu beteiligen. Der Mensch im Unternehmen ist auch ein gutes Thema für Ihre Berichterstattung: Mit Porträts, Interviews oder Videos können Sie die Personen thematisieren, die das Unternehmen ausmachen.
  27. Monitoring betreiben. Die meisten Plattformen bieten integrierte Analysetools. So lernen Sie: Wer ist eigentlich unser Publikum? Welche Inhalte kommen an, was wird angeklickt, wo wird kommentiert? Die Zahlen bieten hilfreiche Hinweise zur Optimierung der eigenen Inhalte. Und bitte nutzen Sie die Statistiken mit Verstand: Machen Sie sich nicht zum Sklaven Ihrer Zahlen und messen Sie den Erfolg nicht nur an singulären Metriken wie zum Beispiel Fanzahlen.
  28. Einen Notfallplan haben. In sozialen Netzwerken können auch negative Stimmen zu Wort kommen und im schlimmsten Fall in einen Shitstorm münden. Die Redaktion sollte wissen, wie man mit Negativkritik umgeht, sie konstruktiv nutzt und im Ernstfall rechtzeitig deeskaliert. Um sich keine juristischen Probleme einzuhandeln, sollten Sie immer Folgendes beachten:
  • Soziale Medien-Konten mit dem Firmennamen einrichten.
  • Markenschutz aktualisieren.
  • In Social Media Guidelines festlegen, wer was für die Firma kommunizieren darf.
  • Impressumspflicht in den Social Media-Konten beachten
Die Don'ts
  1. Wehren Sie Bedürfnisse und Wünsche nach häufigem Feedback, Diskussion und Partizipation nicht unbegründet ab.
  2. Passen Sie sich Ansprüchen an Förderung, Betreuung, Weiterbildung nicht unreflektiert an.
  3. Verzichten Sie darauf, sich „ganzheitlich“, also für das psycho-physisch-soziale Wohl und Wehe von Mitarbeitenden (allein-, haupt-) verantwortlich zu fühlen und laienpsychologisch und -therapeutisch bei Problemen zu intervenieren.
  4. Versäumen Sie es nicht, sich in Bezug auf die „Digitalisierung“ der Wirklichkeit und ihrer Auswirkungen auf Realitätsverständnis, Werte und Lebensführung à jour zu halten.
  5. Verzichten Sie nicht darauf, Ihren Mitarbeitenden herausfordernde Fragen zu stellen, die diese zum Denken anregen.
  6. Gestalten Sie Dialoge in Facebook locker und mit einer privaten Note. Bedenken Sie: Die „Generation Y“ hat noch nicht gelernt soziale Netzwerke für Karrierezwecke (Arbeitgeberrecherche, Jobsuche, Aufbau einer Arbeitnehmer-Marke) zu nutzen.
  7. Verzichten Sie weitestgehend auf juristisches Vorgehen gegen Kritik. (Streisand-Effekt)
  8. Werbung machen. Nutzer suchen in sozialen Netzwerken nicht nach Werbung, sondern nach echten Inhalten. Versuchen Sie auch nicht, sich anders darzustellen, als sie sind: Das funktioniert ohnehin nicht. Werberslang und pseudojugendliche Sprache werden von den Nutzern sehr schnell als unauthentisch entlarvt – und mit Liebesentzug bestraft.
  9. Social Media-Auftritte von Hilfskräften oder Praktikanten betreuen lassen. Nichts gegen die Mitarbeit von Praktikanten & Co.: Es kann sogar überaus erfolgreich sein, auf dem eigenen Social Media-Auftritt auch Azubis, Werkstudenten oder Praktikanten zu Wort kommen zu lassen. Die Hauptverantwortung für den Unternehmensauftritt muss jedoch bei einem Mitarbeiter liegen, der dauerhaft im Unternehmen bleibt – und auch verantwortlich für das Unternehmen sprechen kann.
  10. Anfragen nicht oder nur mit Verzögerung beantworten. Wer schnelle, dialogorientierte Medien nutzt, muss auch entsprechende Reaktionszeiten sicherstellen. Anfragen via Facebook, Twitter & Co. sollten an Werktagen am gleichen Tag beantwortet werden – spätestens aber innerhalb von 24 Stunden.
  11. Nicht nachhaltig sein. Wer Social Media nutzen will, sollte sicherstellen, dass im Unternehmen genügend Kapazität vorhanden ist: Ein verantwortlicher Mitarbeiter muss die Auftritte regelmäßig überwachen, Inhalte pflegen und Anfragen beantworten. Lieber kein Auftritt als einer, der seit Monaten nicht mehr gepflegt wurde.
  12. Vertrösten Sie ihre Fans nicht mit Wiedergutmachungen und hoffen Sie dann auf ein Vergessen. Um juristisch nicht angreifbar zu sein, sollten Sie Folgendes unterlassen:
  • Bewerbermails und Anlagen unbegrenzt aufbewahren
  • Ungeprüfte Kontaktaufnahme über Social Media-Konten
  • Bei Werbeanzeigen das Gleichstellungsgesetz missachten
  • AdWord-Anzeigen mit fremden Firmennamen
  • Online-Fragebögen ohne Betriebsratsmitwirkung erstellen
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Unternehmen müssen Fach- und Führungskräfte vielmehr im Social Web umwerben. Sonja Salmen, Professorin für E-Strategie und Social Media Management, und die Experten für alternative Strategien zur Mitarbeitergewinnung Bastian ...
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Über Prof. Dr. Sonja Salmen
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Prof. Dr. Sonja Salmen lehrt seit 2003 an der Hochschule Heilbronn im Studiengang Wirtschaftsinformatik Betriebswirtschaftslehre, Online Marketing, Social Media Management, Electronic Relationship Management sowie Strategisches Management im Umfeld ...
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