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Kolumne
Beraten und verkauft, 27.09.2011
PR-Aktion
Die Deutsche Post macht auf „gut Glück“
Die Deutschen sind glücklicher geworden, konstatiert der „Glücksatlas Deutschland 2011“ der Deutschen Post. Fragt sich nur: Warum startet die Post eine solche PR-Aktion?
Dienstagabend. Über die Mattscheibe flimmert das heute journal. Und geschlagene 8 Minuten und 10 Sekunden wird in der Hauptnachrichtensendung des ZDF über den im Auftrag der Deutschen Post erstellten „Glücksatlas Deutschland 2011“ berichtet. Und über 4 Minuten interviewt Moderator Kleber „Professor“ Bernd Raffelhüschen, der mit seinem Freiburger „Forschungszentrum Generationenverträge“ diese „Studie“ miterstellte. Alle anderen Themen wurden daneben nebensächlich.

Trotzdem bleiben viele Fragen unbeantwortet: Wie viele Leute wurden für diese „Studie“ eigentlich wie befragt? Wann fand die Befragung statt? Was wurden die Leute konkret gefragt („Ey Alter, bist Du glücklich?“). Und insbesondere: Warum finanziert die Deutsche Post eigentlich eine solche Studie? Will sie hiermit ihre Bekanntheit steigern? Wohl kaum, in Deutschland kennt sie jeder. Will sie ihr Image verbessern? Wohl kaum! Denn dann hätte sie nicht einen „Wissenschaftler“ wie Prof. Bernd Raffelhüschen als Studien-Autor engagiert, in dem wohl jeder, der in den letzten Jahren nicht nur die Diskussion über das Thema Altersversorge verfolgte, keinen unabhängigen Wissenschaftler mehr sieht – vielmehr einen Lobbyisten und ein „wissenschaftliches Feigenblatt“ der Versicherungswirtschaft. Liebe Deutsche Post, wer hat euch da beraten? Die „wissenschaftliche Unabhängigkeit“ dieses „Professors für Finanzwirtschaft“ ist doch so verbrannt, dass man ihn noch nicht mal mehr für PR-Zwecke nutzen kann.

Oder möchte die Deutsche Post mit dem Glücksatlas etwa ihre unglücklichen Kunden glücklicher machen? Dafür gäbe es effektivere Wege. Zum Beispiel weniger Niederlassungen schließen. Oder in den verbliebenen Filialen mehr Schalter öffnen, wenn sich die Kunden im „Verkaufsraum“ stauen. Oder den Mitarbeitern vermitteln, dass sie – wenn sie im Auftrag ihrer Vorgesetzten schon zusätzlich Versicherungen und Strom verkaufen sollen – dies doch bitte nicht dann tun sollten, wenn die Kunden schon bis auf die Straße Schlange stehen.

Nochmals die Frage: Warum finanziert die Post eine solche Studie? Und warum engagiert sie hierfür einen fragwürdigen „Finanzwissenschaftler“ und keinen wissenschaftlich anerkannten Glückforscher? Und was hat die Deutsche Post mit dieser Aktion erreicht? Stimmt – neben einer breiten Fernsehberichterstattung auch eine sehr breite, auffallend unkritische Berichterstattung in fast allen Printmedien!

Doch was hat das Unternehmen Deutsche Post davon, dass sie die Botschaft „Die Lebenszufriedenheit der Deutschen ist deutlich gestiegen“ des „renommierten Wissenschaftlers“ Professor Bernd Raffelhüschen (Pressemitteilung Deutsche Post) in die Welt hinaus posaunt? Das wird wohl immer ein Rätsel bleiben.

Vielleicht diente die ganze Aktion ja nur der politischen Landschaftspflege. Überraschend wäre das nicht! Schließlich sitzt Raffelhüschen laut wikipedia nicht nur im Aufsichtsrat von Versicherungen und Finanzinstituten, er ist auch Botschafter der von Arbeitgeberverbänden finanzierten Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.
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Über Bernhard Kuntz
Bernhard Kuntz ist ein ausgewiesener Kenner des Bildungs- und Beratungsmarkts aufgrund seiner Tätigkeit als Redakteur des Fachmagazins 'management & seminar' (1989 bis 1992) und seiner über 15-jährigen Arbeit als Fachjournalist für Personal- und ... mehr
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