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Fachartikel, 28.10.2011
Nachhaltigkeit
Mehr Ökonomie in Deutschland wagen
Die Bundesrepublik versucht seit nunmehr neun Jahren, mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie wirtschaftliche, ökologische und soziale Belange unter einen Hut zu bekommen. Der ökonomische Aspekt kommt dabei allerdings zu kurz.
Wirtschaftliche Entscheidungen, neue Haushaltspläne oder Vorschriften zum Umweltschutz – wann ist etwas nachhaltig? Eine grobe Antwort lautet: Wenn verschiedene Aspekte berücksichtigt werden, keiner zulasten des anderen geht und alles langfristig tragfähig ist.

Ob ein Staat nachhaltig wirtschaftet, zeigen z.B. seine Finanzen. Doch nicht nur der offizielle Schuldenberg deutet auf eine Schieflage hin. Viel wichtiger sind jene Ausgaben, die etwa durch gesellschaftliche Veränderungen wie die Überalterung entstehen, aber nicht durch künftige Einnahmen gedeckt werden. Diese impliziten Schulden sind oft viel höher als jene, die schwarz auf weiß in den Büchern stehen.

Die Bundesrepublik hatte schon 2005 dreieinhalbmal so viele implizite wie explizite Schulden.

Die öffentliche Verschuldung ist nur einer von vielen Punkten, die die Bundesregierung in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie aus dem Jahr 2002 vernachlässigt. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) schlägt auch noch folgende Kennziffern vor:
  • Inflationsrate. Eine hohe Inflation vernichtet Vermögen, Preise und Löhne schaukeln sich hoch, Gläubiger und Bezieher von Transfereinkommen können sich wenig wappnen, die Zinsen steigen.

  • Arbeitsproduktivität. Gleicher Einsatz, aber mehr Output – eine höhere Arbeitsproduktivität schafft Wohlstand sowie Spielraum für Tarifvereinbarungen und damit auch für tendenziell höhere Löhne.

  • Lohnstückkosten. Eine gute Wettbewerbsposition und ein hohes Wohlstandsniveau können nur dann verteidigt werden, wenn die Lohnstückkosten im Vergleich zu anderen Industrieländern nicht zu hoch sind.

  • Abgabenquote. Wer viel Steuern zahlen muss, investiert weniger gern. Würde die hohe deutsche Abgabenquote sinken, wäre das eine gute Basis für ein stärkeres Wachstum.

  • Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Je größer der Anteil der erwerbsfähigen Bürger, desto eher ist ein steigender Wohlstand pro Kopf im Land zu erwarten.

  • Qualität der öffentlichen Verwaltung und Rechtsstaatlichkeit. Beides sind Voraussetzungen für eine nachhaltige Sicherung von Wohlstand – nur sollte sich die Bürokratie auf das Notwendige beschränken, um effizient zu bleiben.

  • Gründungsdynamik. In Deutschland sind nur rund 4 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter Jungunternehmer. Wichtig für die Gründungsdynamik ist allerdings auch die Anzahl der Gründungen, die nach einigen Jahren noch erfolgreich am Markt sind.

  • Exporterfolge. Die Bundesrepublik hat eine exportstarke Industrie, die die Basis für den wirtschaftlichen Wohlstand gelegt hat – die starke Weltmarktstellung zu erhalten, ist daher von hoher Bedeutung.

  • Innovationen. Ob neue Produkte, Verfahren oder andere Neuerungen – sie alle bringen Dynamik in die Wirtschaft und schaffen Potenzial für zukünftigen Wohlstand, besonders in modernen Industriegesellschaften wie Deutschland.

  • Direktinvestitionen. Ausländische Direktinvestitionen sind ein Zeugnis für die Qualität eines Standorts – und bilden letztlich eine Grundlage für Arbeitsplätze und Einkommen.

  • Diversität des Finanzsystems. Die Entwicklung der Unternehmen und der langfristige Wohlstand erfordern ein stabiles und dynamisches Finanzsystem. Dazu sind unter anderem vielfältige Finanzierungsmöglichkeiten notwendig.

*) IW-Analysen Nr. 72: Hubertus Bardt: Indikatoren ökonomischer Nachhaltigkeit, Köln 2011, 52 Seiten, 16,90 Euro. Versandkostenfreie Bestellung unter: http://www.iwmedien.de/bookshop

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