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Fachartikel, 06.09.2012
Master vs. Bachelor
Die Master-Frage
Nach wie vor steht der Bachelor-Abschluss in der öffentlichen Kritik. Die meisten Bachelors streben deshalb den Master an. Dass sie zwischen den beiden Studienabschnitten keiner Berufstätigkeit nachgehen wollen, hat aber auch finanzielle Gründe.*)

Horst Hippler, der neue Präsident der  Hochschulrektorenkonferenz, hält mit seiner Kritik nicht hinterm Berg: Als sich im August in Deutschland die Bologna-Umstellung zum zehnten Mal jährte, zweifelte Hippler an der Berufsfähigkeit der Uni-Bachelors und bemängelte die geringe Internationalisierung der neuen Studiengänge.

Das Bologna-Bashing an sich ist nicht neu, wohl aber von so prominenter und auch ungewohnter Stelle. Was also ist dran an den Vorwürfen? Ist der Bachelor tatsächlich nur eine Art Grundstudium mit Abschlusszeugnis und deshalb für die Mehrheit  der  Studenten  lediglich  eine Durchgangsstation zum Master?

Fest steht: Die meisten Studenten, die  ein  Bachelor-Studium  abgeschlossen haben, wollen den Master draufsatteln – und zwar möglichst schnell:

An den Fachhochschulen entscheiden sich 53 Prozent, an den Universitäten sogar 77 Prozent der Bachelor-Absolventen für ein unmittelbar anschließendes Masterstudium.

Von den Uni-Bachelors wollen 9 Prozent für ein Masterstudium ins Ausland, von den FH-Bachelors 4 Prozent. Viele haben zu diesem Zeitpunkt bereits Auslandserfahrungen gesammelt: 16 Prozent der Uni-Bachelors und 17 Prozent der FH-Bachelors weilten schon während ihres Bachelor-Studiums in der Ferne. Die Mehrheit  hatte  dabei  auch  keine Probleme mit der Anerkennung von Studienleistungen.

Befragt man die Bachelors, warum sie unbedingt noch den Master dranhängen wollen, obwohl der erste Abschluss eigentlich einen früheren  Berufseinstieg  ermöglichen und auch zur Regel machen sollte, antworten  die  meisten:  Sie  wollen ihre  Fachkenntnisse  vertiefen  und mithilfe  des  Aufbaustudiums  ihre Berufschancen verbessern. Letzteres wäre in den meisten Fällen gar nicht nötig, denn in der beruflichen Praxis sind die Bachelor-Absolventen längst gut integriert:

Selten  arbeitslos

Die  Bachelor-Absolventen sind mit 3 Prozent (FH) bzw. 2 Prozent (Uni) etwas weniger  häufig erwerbslos als ihre Kollegen mit Diplom.

Gut bezahlt

Berufsanfänger mit einem Master verdienen im Durchschnitt nur 5 Prozent mehr als Bachelors, die Differenz zwischen Bachelor- und Diplomkandidaten beträgt sogar nur 4 Prozent. Neun von zehn Unternehmen machen bei den Bewerbern auch keinen Unterschied zwischen FH- und Uni-Absolventen. Relevanter  als  der  Studienabschluss ist für das Einstiegsgehalt die Unternehmensgröße: Wer als Bachelor seine erste Stelle in einem Betrieb mit mehr als 5.000 Mitarbeitern antritt, bekommt jährlich bis zu 10.000 Euro  mehr  als  in  einer  kleineren Firma.

Gleichwertig  behandelt


Für  85 Prozent der Unternehmen macht es keinen  Unterschied,  ob  bestimmte Stellen  mit  einem  Bachelor  oder Master  besetzt werden. Der Master- oder Doktorgrad werden nur bei Tätigkeiten in der Forschung vorausgesetzt. Außerdem  steigen  Bachelors  zu Beginn ihrer Karriere meist auf den gleichen Positionen ein wie andere Hochschulabsolventen  –  etwa  als Projektmitarbeiter  oder  Sachbearbeiter.

Wer  trotz  der  guten  Startbedingungen  dennoch  weiter  studieren möchte, hat überdies noch eine weitere Option zum Vollzeitmaster: Fast jedes  zweite  Unternehmen  unterstützt einen berufsbegleitenden Master  oder  beabsichtigt,  dies  zu  tun. Dies geschieht überwiegend in Form einer (Teil-)Übernahme der Studiengebühren sowie der zeitweisen Freistellung von der Arbeit – bei Fortzahlung des Gehalts. In ihren Ambitionen,  den  wissenshungrigen jungen Leuten zur Seite zu stehen, unterscheiden sich kleine und große Unternehmen übrigens nicht. Eine  Hürde  stellt  allerdings  das derzeitige Studienangebot dar:

In  Deutschland  sind  lediglich knapp 9 Prozent der Masterstudiengänge berufsbegleitend ausgelegt.

Mit 343 Studiengängen haben die Fachhochschulen  noch  ein  vergleichsweise  großes  Angebot;  die Universitäten  bieten  lediglich  200 Masterstudiengänge an, die berufsbegleitend  oder  als  Fernstudium absolviert werden können. Besonders viele berufsbegleitende Studiengänge offerieren die privaten Hochschulen (40 Prozent).

Dass sich die staatlichen Hochschulen mit ihrem Angebot zurückhalten (7 Prozent), hängt mit den Finanzierungsbedingungen  zusammen.  Gut  die Hälfte der berufsbegleitenden Angebote  sind  weiterbildende  Studiengänge, die auf längeren berufspraktischen Erfahrungen aufbauen. Für diese  Studiengänge  können  die Hochschulen  nicht  auf  staatliche Grundmittel zurückgreifen. Deshalb sehen  sich  viele  Fachhochschulen und Universitäten gezwungen, weiterbildende  Studiengänge  kostenpflichtig  anzubieten  –  gegenwärtig betragen die kompletten Gebühren für einen weiterbildenden Masterabschluss  an  einer  staatlichen Hochschule rund 9.000 Euro.

Auch aus diesem Grund stürzen sich so viele Bachelors unmittelbar nach dem Abschluss auf den Master. Denn das direkt anschließende, so genannte konsekutive Masterstudium  ist  für  sie  an  den  staatlichen Hochschulen kostenlos.

*) Christiane Konegen-Grenier: Die Bologna-Reform. Eine Zwischenbilanz zur Neuordnung der Studiengänge in Deutschland,
Köln 2012, 60 Seiten, 11,80 Euro  (www.iwmedien.de/bookshop)

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