Die Übereinkünfte sind unabhängig davon, ob ein Unternehmen einem Tarifvertrag unterliegt oder nicht. Das IW hat die Situation in der Metall- und Elektroindustrie (M+E-Industrie) einmal genauer unter die Lupe genommen. Im Sommer 2007 wurden dafür im Rahmen des IW-Zukunftspanels insgesamt 1.285 Unternehmen der Branche zu betrieblichen Bündnissen befragt.
Derartige Vereinbarungen gab es in gut 10 Prozent der Firmen. Dabei haben mehr tarifgebundene als ungebundene Unternehmen solche Allianzen geschmiedet. Dafür bildete das Pforzheimer Abkommen zur Standortsicherung eine wichtige Grundlage.
Wichtigstes Bündnismotiv war für 67 Prozent der befragten M+E-Betriebe die Sicherung des heimischen Standorts. Für 42 Prozent gaben wirtschaftliche Probleme den Ausschlag.
Die betrieblichen Vereinbarungen enthalten einerseits Zugeständnisse der Arbeitnehmer, die den Unternehmen helfen, Kosten zu sparen. Andererseits entstehen den Betrieben Aufwendungen, denn sie sagen oft zu, mehr in den heimischen Standort zu investieren oder Qualifizierungsmaßnahmen für ihre Mitarbeiter zu finanzieren. Gut zwei Drittel der befragten Unternehmen garantierten dies auch explizit.
In 44 Prozent aller Bündnisse stimmten die Arbeitnehmer Einschnitten bei tariflichen Leistungen zu – in neun von zehn Fällen ging es dabei um die Arbeitszeitgestaltung.
Ganz oben stand bei diesem Thema die Arbeitszeitverlängerung ohne und mit Lohnausgleich. Um den Verzicht auf Arbeitszeitguthaben verhandelten hingegen nur knapp 6 Prozent der Bündnisfirmen.
Das zweite große Thema, das den guten Willen der Arbeitnehmer fordert, sind Entgeltfragen – in den untersuchten Firmen ging es in zwei Dritteln der Bündnisse ums liebe Geld. Machten die Beschäftigten auf diesem Gebiet Zugeständnisse, standen vor allem Zuschläge und Sonderzahlungen auf dem Prüfstand.
In knapp 51 Prozent der Fälle entfielen Mehrarbeitszuschläge; 43 Prozent der Unternehmen stundeten, kürzten oder strichen das tarifliche Weihnachtsgeld. Damit das betriebliche Bündnis keine einseitige Angelegenheit wird, muss sich auch die Chefetage bewegen – meist mit Beschäftigungszusagen:
Drei von vier befragten Firmen haben sich verpflichtet, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten oder sogar neue Arbeitsplätze zu schaffen. Gut jedes zweite Unternehmen sicherte den Standort zu.
Betriebliche Bündnisse brauchen ein hohes Maß an Vertrauen, denn sie werden unter Unsicherheit geschlossen. Doch das Ganze funktioniert: Fast jede zweite Vereinbarung ging in die Verlängerung. Genauso viele Betriebe gaben an, dass ihr Bündnis erfolgreich war, 44 Prozent haben die angestrebten Ziele zumindest teilweise erreicht. Im Schnitt wurden pro Bündnis 51 Arbeitsplätze gesichert und 32 zusätzlich geschaffen. Überdurchschnittliche Erfolge (129 gesicherte und 127 neue Stellen pro Bündnis) konnten der Fahrzeugbau und die Elektroindustrie melden.
Die Unternehmensgröße beeinflusst die Ergebnisse offenbar wenig. Betriebe mit einem Jahresumsatz von über 1 Million Euro sicherten oder schufen ähnlich viele Jobs wie kleinere Firmen. Ob in Zeiten schwächelnder Konjunktur mehr Bündnisse entstehen, ist fraglich. Viele Vereinbarungen sind keine Krisenbündnisse, sondern langfristig angelegt.
*) Vgl. Hagen Lesch: Betriebliche Bündnisse für Arbeit in der M+E-Industrie, in: IW-Trends 4/2008